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Gesundheit: Vom Beispiel Niederlande lernen Wie die Stadt Essen ausländischen Schülern Deutsch beibringt

Auf der Suche nach Lösungen für das Problem Sprachdefizite bei ausländischen Kindern hat jetzt die Stadt Essen ihre Initiative vorgestellt – das „Handlungsprogramm zur Sprachförderung". Es gehört zum „Essener Konsens einer interkulturellen Stadtpolitik".

Auf der Suche nach Lösungen für das Problem Sprachdefizite bei ausländischen Kindern hat jetzt die Stadt Essen ihre Initiative vorgestellt – das „Handlungsprogramm zur Sprachförderung". Es gehört zum „Essener Konsens einer interkulturellen Stadtpolitik". Der Katalog reicht von „Stadtteilmüttern", die zugewanderte Frauen bei der Kindererziehung unterstützen, bis zu Kursen, in denen Migranten Sprachzertifikate erwerben. 600 000 Euro wurden dafür bewilligt – weil die Bevölkerung im Ruhrgebiet schrumpft, ist man auf die Integration der Migranten besonders angewiesen.

NRW-Schulministerin Gabriele Behler hatte vor zwei Jahren an der Essener Bergschule mit einem Ausländeranteil von 80 Prozent ein „Schlüsselerlebnis": Wie soll eine Lehrerin Kinder unterrichten, die sie überhaupt nicht verstehen? Bei der Einschulungsuntersuchung werden inzwischen die Deutschkenntnisse geprüft. Bei Defiziten gibt es Förderunterricht, für Erstklässler zusätzliche Kurse. An anderen Schulen werden die Muttersprachenlehrer stärker in den normalen Stundenplan einbezogen.

An neun Grundschulen sollen Kinder mit deutscher und nichtdeutscher Muttersprache zusammen zweisprachig unterrichtet werden. Zwei weitere Schulen bieten Vorklassen für Kinder türkischer Muttersprache an. Für diese Kinder dauert die Grundschulzeit fünf Jahre. Manche Migranteneltern empfinden das allerdings als diskriminierend. Sie befürchten, dass ihre Kinder auch nicht besser Deutsch lernen, wenn sie ein Jahr länger nur mit Gleichaltrigen zusammen sind, die auch nicht Deutsch sprechen. Die Idee des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, Kinder erst einzuschulen, wenn sie ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen, hält man in Essen aber schlicht für „Unsinn", meint Schuldezernent Scheytt.

Bei Kitas und der elterlichen Erziehung in früher Kindheit liegt der Schwerpunkt des Programms. In 33 von den 260 Kindertagesstätten in Essen haben über die Hälfte der Kinder eine andere Muttersprache als Deutsch. Man hat sich in Rotterdam umgesehen und ein Konzept für systematische Sprachförderung mitgebracht. Die Erzieherinnen bekommen jetzt Fortbildung in interkultureller Erziehung. Künftig soll Mehrsprachigkeit ein Bestandteil ihrer Ausbildung an der Fachschule sein. Bei den Besuchen in Rotterdam sei aufgefallen, welche Defizite unsere Erzieherausbildung im Vergleich zu dem Hochschulstudium in den Niederlanden hat. Karl-Heinz Heinemann

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