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Gesundheit: Von Schulden und Schnecken

Das Franklin-Klinikum streitet sich mit der Charité

In der neuen gemeinsamen Berliner Uni-Medizin der Freien und der Humboldt-Universität gibt es Streit ums Geld. Bernhard Motzkus, Verwaltungsdirektor der vor der Fusion allein zur HU gehörenden Einrichtungen, wirft dem Klinikum Benjamin Franklin (FU) vor, „unter dem Komplex des kleineren Bruders zu leiden“. Damit reagiert Motzkus auf Berechnungen, wonach die alte Charité ein Defizit von weit über zehn Millionen Euro in die Ehe mit einbringen soll, während das Klinikum Franklin sogar einen Überschuss von 63 000 Euro beizusteuern habe.

Motzkus ärgert sich über das Bild in der Öffentlichkeit, demzufolge die alte Charité sich in einer finanziellen Schieflage befindet: „Die Charité befindet sich in einer finanziell wesentlich besseren Lage als das Klinikum Franklin“, sagt er. Der Überschuss des Klinikums Benjamin Franklin ergebe sich nur daraus, dass man dort versäumt habe, in angemessener Höhe Rückstellungen für die Pensionen zu bilden. Dies habe die Charité aber gemäß der Empfehlung der Wirtschaftsprüfer getan: 90 Millionen Euro seien anzusparen gewesen, diese habe die Charité mit Rücklagen in Höhe von 80 Millionen Euro fast erreicht. Dem Klinikum Franklin sei empfohlen worden, 70 Millionen Euro zurückzulegen – nur 14 Millionen Euro habe es aber angespart.

Dem widerspricht Peter Zschernack, der Verwaltungsdirektor des Franklin-Campus: „Das ist falsch, unsere Rechnungen wurden vom Wirtschaftsprüfer auf den Pfennig genau nachgerechnet und abgenommen.“ Peter Zschernack ist stolz darauf, dass das Klinikum seit vier Jahren schwarze Zahlen schreiben kann. Die zeitweilige Vorsitzende der beiden Klinikumsvorstände, Ingrid Nümann-Seidewinkel wollte sich zu den Berechnungen, wonach die alte Charité finanzielle Defizite in beträchtlicher Höhe hat, nicht äußern, als sie am Mittwoch anlässlich der ersten Sitzung des neuen Aufsichtsrats vor die Öffentlichkeit trat.

Dieter Lenzen, der FU-Präsident, der in dieser Funktion Mitglied des Aufsichtsrats ist, sagte dazu, niemand solle glauben, der Ausgleich von Defiziten könne den Universitäten zusätzlich zu ihren Sparopfern aufgeladen werden. Für rote Zahlen der Charité müsse das Land Berlin einstehen. HU-Präsident Jürgen Mlynek sagte, er werde sich nicht an Spekulationen beteiligen, sondern die Bilanz im Herbst abwarten.

Der Aufsichtsrat trat bei seiner konstituierenden Sitzung mit der Absicht zusammen, eine Findungskommission einzusetzen, die geeignete Kandidaten für den Vorstandsvorsitz ausfindig machen soll. Der Vorstand soll die neue Organisation managen und bis zum Jahr 2010 die Sparsumme von 98 Millionen Euro erwirtschaften. Das ist keine angenehme Aufgabe, schon gar nicht unter den Berliner Bedingungen, „wo man sich ja immer auf Schleudersitze setzt“, wie Mlynek sagte. Er beklagte, dass die Fusion bislang nur im Schneckentempo vorangegangen sei.

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