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Gesundheit: Warum bricht Jungs die Stimme?

Haben auch Sie Ihre Stimme abgegeben? Nach deutschem Wahlrecht durften Sie das nur dann, wenn Ihr sekundäres Geschlechtsmerkmal so weit ausgebildet ist, dass, sobald Sie den Mund aufmachen, jeder heraushören kann, ob Sie männlich oder weiblich sind.

Haben auch Sie Ihre Stimme abgegeben? Nach deutschem Wahlrecht durften Sie das nur dann, wenn Ihr sekundäres Geschlechtsmerkmal so weit ausgebildet ist, dass, sobald Sie den Mund aufmachen, jeder heraushören kann, ob Sie männlich oder weiblich sind. Der Gesetzgeber geht offenbar davon aus, dass Sie erst dann gewisse pubertäre Stimmungsschwankungen hinter sich gelassen haben. Und erklärt Sie für stimmberechtigt.

Sollten Sie in Ihrer Entwicklung noch nicht ganz so weit sein, müssen Sie wohl noch eine Legislaturperiode warten. Ihr Kehlkopf und Ihre Stimmlippen wachsen in dieser Zeit Millimeter für Millimeter und schwingen immer langsamer, Ihre mittlere Sprechstimmlage sinkt – falls sie männlichen Geschlechts sind – von 220 Schwingungen pro Sekunde auf 110 Hertz. Erst wenn Sie im Bildungskanon eine ganze Oktave tiefer mitsingen oder – falls Sie weiblichen Geschlechts sind – zumindest eine Terz oder ein Quart tiefer, erst wenn Sie auf der Achterbahn der Gefühle dutzende Male himmelhoch gejauchzt haben und wissen, was es heißt, zu Tode betrübt zu sein, dann, ja, dann erst dürfen auch Sie wählen.

Der Kehlkopf ist ein Gerüst, in das unsere Stimmlippen wie die Saiten eines Musikinstruments eingespannt sind. Sein Wachstum hat hormonelle Ursachen. Es wird von dem männlichen Sexualhormon Testosteron hervorgerufen, das in geringerem Maße auch im weiblichen Körper entsteht. Jungen produzieren in der Pubertät vermehrt Testosteron in ihren Hoden. Das Hormon gelangt ins Blut, stimuliert das Wachstum der Scham- und Barthaare, findet aber auch den Weg zu speziellen Rezeptoren im Kehlkopf, der nun ebenfalls größer wird. Das dabei neu gebildete, junge Gewebe ist empfindlich und leicht gerötet. „Die Stimmlippen können nun vorübergehend nicht mehr so gut schwingen wie zuvor“, sagt Michael Fuchs von der HNO-Klinik der Uni Leipzig. „Außerdem müssen die Nerven, die die Kehlkopfmuskeln steuern, nachwachsen und sich neu einstellen.“

Die Anpassung an das größere Stimmvolumen dauert eine Weile, die Stimme klingt zunächst heiser, manchmal rutscht sie unwillkürlich vom Brustregister ins „Falsettregister“. Dann schwingen nur noch die Randkanten der Stimmlippen, die Stimme erreicht ungeahnte Höhen. Pubertierende Jungen, die in Knabenchören singen, müssen erst einmal aus dem Chor ausscheiden.

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