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Gesundheit: Warum Frauen anders sprechen

Es gibt keine Geschlechterneutralität in der öffentlichen Rede. Noch immer werden Frauen als Rednerinnen anders wahrgenommen als Männer.

Es gibt keine Geschlechterneutralität in der öffentlichen Rede. Noch immer werden Frauen als Rednerinnen anders wahrgenommen als Männer. Zwar sind Frauen in allen Lebensbereichen vertreten, doch werden sie oft mit Argwohn beobachtet. Zu diesem Ergebnis kamen zwei Forscherinnen an der Uni Münster, die jetzt einen zweiten Sammelband mit dem Titel „Mitsprache, Rederecht, Stimmgewalt“ herausgeben haben (Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006). Doerte Bischoff und Martina Wagner-Egelhaaf beschäftigen sich mit der öffentlichen Rede, jenem Bereich, der früher traditionell männlich besetzt war. Erst ganz allmählich komme es durch den größeren Anteil von Frauen im öffentlichen Leben zu einer Veränderung der Rede- und Wahrnehmungskultur, sagen die Autorinnen.

„Männliches Verhalten ist noch immer die Norm, alles, was davon abweicht, gilt als Ausnahme oder Sonderfall“, erklärt Martina Wagner-Egelhaaf. So wurden, als die ersten weiblichen Abgeordneten in der Weimarer Nationalversammlung das Wort ergriffen, deren „zu hohe“, „hysterische“ Stimmen kritisiert. Auch heute noch lernen Radiosprecherinnen während der Sprechausbildung, ihre Stimmen zu senken. Egal wie sie sich verhalten, Frauen werden immer zuerst als Frauen wahrgenommen, so die Autorinnen.

Analysen haben immer wieder gezeigt: Frauen verhalten sich in großen öffentlichen Diskussionen anders als Männer. Sie warten in der Regel bis sie drankommen, während Männer meist einfach das Wort ergreifen. Frauen sagen eher „wir“ statt „ich“ und bemühen sich zuerst einmal um ein Gelingen des Gesprächs, anstatt ihre Meinung durchzusetzen. Doch liege dieser Unterschied nicht in den Genen, ist sich Martina Wagner-Egelhaaf sicher.

Das alles seien Verhaltensweisen, die sich aufbrechen ließen, wenn man sie durchschaut habe. „Frauen können an Souveränität gewinnen, wenn sie lernen, auch männliche Register zu ziehen. Je vielfältiger man agieren kann, desto mehr Stärke gewinnt man“, meint Wagner-Egelhaaf: „Umgekehrt wäre es deshalb auch nicht schlecht, wenn Männer eher weibliche Verhaltensweisen lernen würden – zum Beispiel, sich auf ihre Vorredner oder -rednerinnen zu beziehen.“ wsa

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