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Gesundheit: Warum nicken Hühner beim Laufen?

Manchmal rast das Leben nur so an mir vorbei. 10 Uhr 21: Bielefeld.

Manchmal rast das Leben nur so an mir vorbei. 10 Uhr 21: Bielefeld. 10 Uhr 48: Hamm. 11 Uhr 22: Hagen. Felder, Kühe, Strommasten. Ich schaue aus dem Fenster eines ICE, fasse eine nahe Dorfkirche ins Auge und folge ihr mit dem Blick, ehe meine Aufmerksamkeit zum nächsten Objekt springt. Der ruckartigen Drehung des Augapfels geht eine langsame Augenbewegung voraus. Ohne sie würde sich das Bild der Kirche ständig auf der Netzhaut verschieben. Es würde unscharf.

Das Huhn sieht sich mit einem ähnlichen Problem konfrontiert wie wir beim Zugfahren. Ihm ist scheinbar schon die gemächliche Gangart auf der Wiese zu schnell. Hat das Huhn ein paar Samen oder heruntergefallene Früchte im Blick, kann es diese kleinen, nahen Objekte selbst beim langsamen Vorwärtsschreiten nicht gut festhalten. Jedenfalls nicht durch ein Rollen der Augen, denn diese sind starr und sitzen an der Seite. Dieses Manko gleicht das Huhn durch entsprechende Bewegungen des Kopfes aus.

„Beim Laufen lässt das Huhn seinen Kopf einen Moment im Raum stehen“, sagt Reinhold Necker, Tierphysiologe an der Ruhr-Universität Bochum. „So kann es kleine, ruhende Objekte besser sehen.“ Während sich der übrige Körper weiter bewegt, bleibt der Kopf zunächst am Ort und das Bild auf der Netzhaut stabil. Erst dann schnellt der Kopf nach vorne, um ein neues Objekt zu fixieren. Dabei kommt dem Huhn sein beweglicher Hals zugute, der mehr als doppelt so viele Wirbel hat wie der des Menschen.

Die merkwürdige Gangart ist neben Hühnern auch Tauben, Elstern oder Krähen zu Eigen. Allen Vögeln ist gemein, dass sie ziemlich gute Augen haben. Wer viel fliegt, kann sich auf den Geruchssinn kaum und auch auf das Gehör manchmal nur wenig verlassen. Vogelaugen sind daher vergleichsweise groß.

Ein hervorstechendes Beispiel ist das Adlerauge. Mit nach vorne gerichteten Augen nimmt er die Beute wahr und stürzt dann darauf zu. Das Huhn dagegen läuft pickend durch die Welt. Um das Naheliegende zu sehen, muss es den Kopf zwischendurch immer wieder ruhig halten.

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