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Gesundheit: Warum sind Eisblumen selten geworden?

„Und wehrt mir der Himmel, den Frühling zu schauen, weil Winter umlagert die Wälder und Auen, so soll mir am Fenster auf eisigem Feld erstehn eine fröhliche, blühende Welt!“ Die Thüringer Schriftstellerin Eugenie Marlitt hat in Winternächten Eisblumen am Fenster beobachtet.

„Und wehrt mir der Himmel, den Frühling zu

schauen,

weil Winter umlagert die Wälder und Auen,

so soll mir am Fenster auf eisigem Feld

erstehn eine fröhliche, blühende Welt!“

Die Thüringer Schriftstellerin Eugenie Marlitt hat in Winternächten Eisblumen am Fenster beobachtet. Wo sind die zauberischen Gewächse mit ihren kalten Blüten nur geblieben? Man sieht sie nicht mehr am heimischen Küchenfenster, nur noch in der Datsche. Die Wärmeschutzverordnung hat die letzten Exemplare zum Schmelzen gebracht.

Zwischen minus zehn Grad draußen und plus 20 Grad im Innenraum lag früher nur eine einzige dünne Glasscheibe. Diese Scheibe war an der Innenseite etwa minus ein Grad kalt. Gingen Ofen oder Heizung am Abend aus, wurde die Scheibe noch kälter. Wassertröpfchen gefroren auf ihr. Sie kristallisierten an kleinen Schmutzpartikeln auf dem Glas. Danach wuchsen sie bevorzugt an Ecken und Kanten weiter und verzweigten sich. Es entstanden Eisblumen, von denen keine der anderen glich.

Die Feuchtigkeit kam aus der Luft im Zimmer. Wenn sich Luft abkühlt, kann sie weniger Wasser aufnehmen. Das Wasser schlägt sich daher mit zunehmender Kälte an Oberflächen nieder: als Reif auf Autoscheiben oder auch auf dem Küchenfenster.

Am Doppelfenster könnten keine Eisblumen mehr wachsen, sagt Werner Wehry, Meteorologe an der Freien Universität Berlin. „Die Außentemperatur erreicht nicht mehr die Innenfenster.“ Bei minus zehn Grad Kälte draußen und 20 Grad drinnen ist die Innenoberfläche einer Doppelscheibe über acht Grad warm. Bei Wärmeschutz-Isolierglas sind es noch gut fünf Grad mehr.

„So sind nun die herrlichen Bilder entschwunden, die ich in dem blinkenden Eise gefunden“,

schrieb Eugenie Marlitt. Wir müssen das nicht allzu sehr bedauern.

AHA!

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