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Gesundheit: Warum sind Schneckenhäuser gewunden?

Das Wohnmobil ist keine Erfindung jüngeren Datums. Sie reicht mehr als 500 Millionen Jahre zurück.

Das Wohnmobil ist keine Erfindung jüngeren Datums. Sie reicht mehr als 500 Millionen Jahre zurück. Während der Kambrischen Explosion startete Mutter Natur eine Innovationsoffensive.

In kurzer Zeit entstanden unzählige, miteinander konkurrierende Arten. Erstmals in der Entwicklung des Lebens tauchten Schalen und Panzer auf, mit denen sich Meerestiere gegen Feinde wappneten. Sie nahmen Kalk auf, verstärkten damit ihre Außenhaut, bildeten Schuppen und Gehäuse. Abgesehen davon, dass einige ihrer Feinde lernten, die Schalen zu knacken oder anzubohren, indem sie sie mit ätzenden Giftstoffen und ihren Reibzungen bearbeiteten, war dieser Schutz recht effektiv.

Die Atmung funktionierte mit Gehäuse mitunter nicht ganz so gut. „Die Kiemen der ursprünglichen Mollusken lagen hinten“, sagt Adriaan Dorresteijn, Zoologe an der Universität Gießen. Die beiden federartigen Atmungsorgane saßen nicht am Kopf, sondern rechts und links des Afters. Um besser mit Sauerstoff versorgt zu werden, verlagerten die Urschnecken beide Kiemen im Lauf der Evolution nach vorne, wo sie mehr Raum für den Gasaustausch hatten, die linke Kieme bildete sich zurück. „Für diese evolutive Veränderung drehte sich der gesamte Eingeweidesack um 180 Grad.“ Die Schale, die von Drüsen des Schneckenkörpers abgeschieden wird, machte den Dreh mit.

Die oft extreme Windung heutiger Schneckenhäuser hat sich über Jahrmillionen hinweg gebildet. Das gewundene Gehäuse bietet einem großen Körper Platz, vor allem dem Verdauungsapparat und den Reproduktionsorganen. Sie kringelt sich im Haus ein, wie sich auch manche Stummelfüßer bei Gefahr zu einer Spirale zusammenrollen. Der um die innere Spindel gewundene Muskel zieht den Körper schnell ins Gehäuse zurück.

Nicht alle Schnecken haben Schalen. Aber ein Schneckenhaus kann im Winter ziemlich praktisch sein. Die Weinbergschnecke verschließt es im Herbst mit einer Schleimschicht, die nach und nach verkalkt. So kann weiterhin Luft ein- und ausströmen, die Schnecke verliert aber kaum Feuchtigkeit.

Liegt das Gehäuse der Weinbergschnecke auf dem Boden, befindet sich der Eingang rechts, die Schale windet sich linksherum, gegen den Uhrzeigersinn. Nur bei einer von mehreren tausend Schnecken beobachtet man eine Rechtsschraube. Solche „Schneckenkönige“ entspringen einer seltenen genetischen Veränderung, durch die auch die Organe im Körper andersherum angeordnet sind.

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