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Gesundheit: Warum sind wir abends kleiner als morgens?

Und wie groß bin ich jetzt? In jungen Jahren macht die Sache mit dem Buch auf dem Kopf und der Markierung an der Wand noch Spaß.

Und wie groß bin ich jetzt? In jungen Jahren macht die Sache mit dem Buch auf dem Kopf und der Markierung an der Wand noch Spaß. Aufgeregt verfolgt man, wie die Bleistiftstriche höher wandern. Spätestens mit 25 ist dieser Höhenflug beendet. Und irgendwann in den 30ern beginnt der Mensch zu schrumpfen.

Er kann sich nun allenfalls noch darüber freuen, dass ihn die Markierung an der Wand nicht Jahr für Jahr darauf hinweist. Denn dazu sind die Veränderungen zu gering und die herkömmlichen Methoden zur Messung der Körpergröße zu ungenau: Mal stimmt der Winkel beim Auflegen des Buches nicht, dann sacken wir wegen schlechter Laune zusammen, vor allem aber ändert sich unsere Körpergröße im Laufe des Tages: Abends sind wir zwei bis drei Zentimeter kleiner als morgens.

Die Last des Tages drückt schwer – auf die Bandscheiben. Die kleinen Puffer liegen zwischen den Wirbelknochen. Sie haben einen knorpeligen Mantel, einen gallertartigen Kern und besitzen keine Blutgefäße. Sie ernähren sich über die Aufnahme und Abgabe von Flüssigkeit aus dem benachbarten Wirbel.

„Tagsüber tragen die Bandscheiben das Gewicht des Oberkörpers“, sagt Mario Brock, Leiter der Klinik für Neurochirurgie der Berliner Charité. „Sie werden ausgepresst.“ Selbst wenn jede der gut 30 Bandscheiben dadurch bloß einen Millimeter kleiner werde, summiere sich dies auf einige Zentimeter.

Nachts nehmen die entlasteten Bandscheiben wieder genug Flüssigkeit auf, um uns erneut auf die Höhe der Zeit zu bringen. Aber ihr Stoffwechsel ist träge. Erst im Verlauf von mehreren Wochen Schwerelosigkeit können die Bandscheiben so richtig aufquellen. Weshalb Astronauten nach ihrer Rückkehr aus dem Weltraum um stolze sechs Zentimeter gewachsen sind.

Doch kein Größenwahn vermag uns davor zu schützen, dass die Bandscheiben mit zunehmendem Alter langsam austrocknen. Nach und nach sacken wir zusammen wie eine Ziehharmonika, aus der die Luft entweicht. Das Buch legen wir indessen nur noch unseren Jüngsten auf den Kopf. Vorsichtshalber.

AHA!

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