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Gesundheit: Was der Bachelor wert ist

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Die Umstellung des deutschen Studiensystems auf Bachelor und Master wirft die Frage auf, was denn die Absolventen mit dem ersten, „berufsqualifizierenden Abschluss“ anfangen können. Ob die Inhaber der entsprechenden Zertifikate eine Anstellung bekommen, kann sich nur auf dem Markt erweisen. Dabei sind Einladungen wie „Bachelor welcome“ von Teilen der Wirtschaft zwar ermutigend, aber letztlich unverbindlich. Auf jeden Fall ist es immer noch besser, mit 22 bis 23 Jahren auf einen unsicheren Arbeitsmarkt zu gelangen, als mit 27 bis 28, so wie das mit traditionellen Studienabschlüssen der Fall ist. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es eines anderen Ausbildungssystems bedarf, wenn statt drei Prozent ein Drittel der relevanten Altersgruppe studiert.

Es gibt Anzeichen, dass die Gesamtzahl von derzeitig zwei Millionen auf 2,7 Millionen ansteigt. Das lässt sich nur bewältigen, wenn möglichst vielen eine Grundausbildung angeboten wird, mit der sie einen Start ins Berufsleben wagen können. Die Umstellung auf die neue Studienstruktur geschieht unterschiedlich schnell und nicht überall engagiert. Wenn die Massenfächer nicht begreifen, dass dies alternativlos ist, werden sie überrannt. Kritiker bezeichnen die Hochschulen angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung als „Durchlauferhitzer“. Zutreffender ist es, sie als Einrichtungen zu sehen, die ein Grundrüstzeug vermitteln, auf dem die Absolventen aufbauen können.

Auch jede Polemik, wie die, man wolle sich nicht von einem Arzt mit Bachelor-Abschluss operieren lassen und wünsche auch keine Richter nach einem sechssemestrigen Studium, ist fehl am Platz. Das Bachelor-Studium vermittelt hinreichende Kenntnisse, mit denen ein Start in den Beruf erfolgen kann – allerdings nicht mit denselben Ansprüchen wie nach dem bisherigen Diplom oder Staatsexamen. Daneben eröffnet sich ein anschließendes oder später aufzunehmendes Master-Studium. Dies wird allerdings nicht ohne eine Auswahl der Studierenden möglich sein. Der Richter oder die Ärztin werden also weiterhin so gut ausgebildet werden wie bisher. Nur wird dies in einem anders strukturierten Studium mit anderen Abschlussbezeichnungen geschehen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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