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Gesundheit: Wenn die eigene Abwehr tödlich wird

Spanische Grippe ließ Immunsystem ausrasten

Kein Land blieb verschont, 700 Millionen Menschen erkrankten, über 40 Millionen starben: Das Virus der Spanischen Grippe, das 1918 wütete, war ein beispielloser Killer – und gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. So ist eine übliche Grippe vor allem für Kleinkinder und ältere Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich. Nicht die Spanische Grippe: Sie raffte gerade Menschen mittleren Alters mit robustem Immunsystem dahin. Warum?

Ein Forscherteam aus Kanada und Japan könnte darauf nun eine Antwort gefunden haben. Ihre Erkenntnis: Womöglich war es gerade das eigene Immunsystem, das den Infizierten zum Verhängnis wurde. Zu diesem Fazit kommen die Wissenschaftler in der heutigen Ausgabe des Fachmagazins „Nature“.

Die Wissenschaftler infizierten einige Affen mit gewöhnlichen Grippeerregern und andere mit einem „Supervirus“, das Gene des Virus der Spanischen Grippe enthielt. Es zeigte sich: Das gewöhnliche Virus vermehrte sich nur in einem begrenzten Bereich der Atemwege und löste eine normale Immunreaktion aus, die nach wenigen Tagen wieder abklang. Das Supervirus dagegen vermehrte sich rasch über die gesamten Atemwege, in kürzester Zeit waren große Teile der Lunge zerstört. Grund dafür war womöglich die eigene Immunantwort, die nicht abklingen wollte und weit über das Ziel hinausschoss: Sie griff die omnipräsenten Viren so massiv an, dass sie auch gleich das körpereigene Gewebe in Mitleidenschaft zog. Dies könnte die Ursache dafür sein, weshalb die Spanische Grippe rund 25-mal tödlicher war als herkömmliche Grippeviren und gerade Menschen im mittleren Alter tötete. bas

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