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Gesundheit: Wenn Hochschulen im Regen stehen

TURNERS THESEN zu Bildung und Politik Die den Berliner Universitäten aufgebrummten Sparauflagen haben zu einer schiefen Schlachtordnung geführt: Freie und Humboldt-Universität akzeptieren die Summen, die Technische Universität wehrt sich. Die HU lässt sich gern als eine mögliche Elite-Universität titulieren.

TURNERS THESEN

zu Bildung und Politik

Die den Berliner Universitäten aufgebrummten Sparauflagen haben zu einer schiefen Schlachtordnung geführt: Freie und Humboldt-Universität akzeptieren die Summen, die Technische Universität wehrt sich. Die HU lässt sich gern als eine mögliche Elite-Universität titulieren. Die FU verweist darauf, dass eigentlich sie die legitime Nachfolgerin der Friedrich-Wilhelm-Universität sei, die den Ruf der Exzellenz begründet hat. Die TU besteht darauf, dass sie mit den technischen Disziplinen ein einzigartiges Fächerspektrum aufweise.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es allerdings über die FU, dort gäbe es immer noch Nester unbelehrbarer Alt-Linker, welche die Gründungsidee der FU verraten hätten. Umgekehrt lastet man der HU an, dass dort weiter alte Kader agierten. Und unter den aus Westdeutschland Neuberufenen befinde sich auch der eine oder andere, dem die Gnade der Ruferteilung im Windschatten der Wiedervereinigung zuteil wurde. Auch die TU bleibt nicht ungeschoren: Zwar habe sie einzelne „Leuchttürme“ in den Ingenieurwissenschaften, vieles sei aber gerade dort nicht herausragend.

So suchen und finden denn die jeweils anderen diesen oder jenen Fleck auf den ansonsten weißen Westen der Konkurrenz. Dabei sollen die Universitäten doch untereinander ein schlüssiges Sparkonzept entwickeln. Damit wird den Präsidenten etwas zugemutet, was sie im Grunde nicht leisten können. Jedes Zugeständnis, das sie zu Lasten der vertretenen Institution machen, wird ihnen von den eigenen Gremien um die Ohren gehauen.

Und Berlins Wissenschaftssenator bleibt wieder einmal untätig – anstatt seine originären Aufgaben wahrzunehmen: koordinierend zu wirken, Vorgaben zu machen, die im Interesse des Landes geboten sind und über den Rahmen einer Universität hinaus gehen. Kein Wunder, dass der Finanzsenator das Vakuum ausfüllt und Begründungen verlangt, wenn ein Fach mehrfach angeboten wird. Solche Begründungen – und es gibt sie! – könnte der fachlich zuständige Senator geben. Dort aber herrscht Funkstille. Er lässt die Universitäten im Regen stehen und nimmt in Kauf, dass ihre Repräsentanten sich gegenseitig attackieren.

Berlin kann zufrieden sein, über drei in der Fachwelt anerkannte Universitäten zu verfügen. Man kann Universitäten kaputt sparen; man kann sie aber auch durch Nichtstun beschädigen.

Berlins Wissenschaftssenator a.d.

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