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Gesundheit: Wer die gelbe Karte zieht

Gut oder nicht? Streit um das Münchner Institut für Zeitgeschichte

Wie gut ist das Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ)? Um diese Frage ist ein Streit entbrannt. Wie der Tagesspiegel berichtete, wird die Arbeit des Instituts in einer Stellungnahme des Senats der Leibniz-Gemeinschaft als unzeitgemäß und zu wenig international ausgerichtet bezeichnet. Der Senat empfiehlt, das Bund-Länder-finanzierte Institut vorerst nur drei Jahre weiterzufördern – und es dann erneut zu evaluieren. Nun stellen sich die Fachgutachter, darunter Hagen Schulze, Direktor des Deutschen Historischen Instituts in London, und Anselm Doering-Manteuffel (Tübingen) schützend vor das IfZ.

Die Forschungen des Instituts seien in ihrem Gutachten – von einer Ausnahme abgesehen – durchweg als gut, sehr gut oder herausragend eingeschätzt worden, schreiben die Fachgutachter in einer Erklärung. Die Forschung zur „Wehrmacht in nationalsozialistischer Diktatur“ zum Beispiel sei das, so Hagen Schulze, „ehrgeizigste derzeit laufende Projekt zur Geschichte der Wehrmacht“. Von einem „einhelligen Negativurteil“ könne keine Rede sein. Die Kritik der Gutachter beziehe sich ausschließlich auf die innere Organisation des Instituts und seine interne Kommunikation. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (Ausgabe vom 16. Januar) hatten Hagen Schulze und Doering-Manteuffel den Tagesspiegel-Bericht vom 13. Januar als „grob einseitig“ und „falsch“ kritisiert.

Bei der Leibniz-Gemeinschaft in Bonn wundert man sich über die Reaktion der Historiker. Schulze und Doering-Manteuffel hätten doch das „insgesamt negative Urteil“ der Gutachter-Gruppe unterschrieben, heißt es dort. Bei dem kritischen Votum des Leibniz-Senats – das auf dem Gutachten basiere – handele es sich „um die gelbe Karte, wie beim Fußball“. Eine erneute negative Evaluierung käme dann einer roten Karte gleich. Die Drei-Jahres-Frist habe der Senat bewusst verhängt, um das Institut unter Veränderungsdruck zu setzen. Die Fachgutachter wiederum ärgern sich über diese Frist – sie hätten einstimmig dagegen votiert, so Schulze und Doering-Manteuffel.

Der Streit hat offenbar auch wissenschaftspolitische Hintergründe, die mit der konservativen Ausrichtung des ZfI und seinem umstrittenen Direktor Horst Möller zusammenhängen. Einigen deutschen Historikern geht die Kritik am IfZ nicht weit genug. So irritiert Bernd Sösemann von der Freien Universität Berlin, dass in dem Gutachten die „präzise Edition der Goebbels-Tagebücher“ gelobt wird. Im Gegenteil habe das Institut „übliche Standards der Editionswissenschaft unterboten“ und beispielsweise propagandistische Texte unkommentiert abgedruckt.

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