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Gesundheit: Wie gut ist der Test?

In Bayern wurden Berufsschüler bei Pisa kaum berücksichtigt / Böger: Berlin soll wieder in die Wertung kommen

Von Bärbel Schubert

Was taugt der Pisa-Test? Diese Frage stellt sich, nachdem der profilierte Bildungsforscher Klaus Klemm festgestellt hat: In Bayern wurden die Berufsschüler beim Schultest Pisa kaum berücksichtigt. Im Saarland wurden sie gar nicht gezählt. Dadurch wird der Schulvergleich zwischen den deutschen Bundesländern für die Gruppe der leistungsschwachen Schüler stark verzerrt und kann nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Doch was sagen die Pisa-Verantwortlichen zu der gravierenden Kritik? Der Streit entzündet sich nun an der Bewertung dieser Fehler. Die methodischen Mängel selbst, die Klemm moniert, werden gar nicht bestritten. Für den deutschen Teil des Pisa-Testes ist das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin verantwortlich. „Die Kritik trägt nicht wirklich“, sagt die Wissenschaftlerin Cordula Artelt, die zum Pisa-Team gehört. Dass die Gruppe der bayerischen Berufsschulen im Test klein ist, hält sie nicht für problematisch. Berufsschulen seien – anders als Gymnasien und Hauptschulen – nur aufgenommen worden, um die Stichprobe repräsentativ zu gestalten. Durch eine entsprechende Gewichtung werde das in der Berechnung ausgeglichen.

Klemm hatte kritisiert, dass in Bayern 14 Prozent der 15-Jährigen die Berufsschule besuchen und damit eine relativ große Gruppe. Diese wird an nur drei Schulen untersucht. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen wurden 15 Prozent Gesamtschüler an 25 Schulen getestet. 15-jährige Berufsschüler hat dieses Bundesland wegen der zehnjährigen Schulpflicht gar nicht. In dieser Gruppe werden aber relativ viele leistungsschwache Schüler vermutet.

Entscheidend für Artelt ist die Auswirkung auf das Gesamtergebnis. Die geringe Teilnahme an Bayerns Berufsschulen habe nur zu geringen Abweichungen geführt. Das werde das Institut bald darlegen. Die Wissenschaftlerin räumte allerdings ein, dass sich an Bayerns Berufsschulen außerdem nur 53 Prozent der ausgewählten Schüler am Test beteiligt haben. Diese Schüler seien schwer erreichbar, das aber in allen Bundesländern.

Berlin war wegen derselben Rücklaufquote an den Hauptschulen aus der Pisa-Gesamtwertung ausgeschlossen worden. Schulsenator Klaus Böger (SPD) fordert nun, dass Berlin wieder in die Gesamtwertung aufgenommen wird. „Das ist schon aus Gerechtigkeitsgründen geboten“, sagte der Senator am Mittwoch. Die Hauptstadt hat 18 Prozent Hauptschüler, also kaum mehr als Bayern Berufsschüler. Und: Berlin habe nach wie vor Interesse an den Testergebnissen, um seine Schulen systematisch zu verbessern.

Wie Kritiker Klemm selbst stellt auch bei den Lehrerverbänden nun niemand den gesamten Ländervergleich in Frage. „Kein Land darf sich nach den Pisa-Resultaten zurücklehnen“, fordert die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange. Schulreformen seien auch in Bayern nötig. „Nichts wird besser, wenn man stärker selektiert.“ Allerdings müsse das Pisa-Konsortium die Einwände umgehend prüfen. Auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Ludwig Eckinger, reagierte gelassen. Er könne ohnehin nicht nachvollziehen, dass in Bayern mehr für schwache Schüler getan werde als anderswo. In Schweigen hüllte man sich dagegen in der Wahlkampfzentrale der Union und vertröstet auf künftige Reaktionen.

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