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Gesundheit: „Wissenschaft bringt Gewinn“

TU-Chef Kutzler über die Folgen für die Unis

Herr Kutzler, Berlin wird kein Geld vom Bund bekommen, im Karlsruher Urteil wird die Wissenschaft als Einsparpotenzial genannt. Wie geht es jetzt weiter?

Das Urteil ist für die Hauptstadt Berlin ohne Frage ein Schlag vor den Kopf. Die Argumentation des Gerichts in Bezug auf die Wissenschaft kann ich nicht nachvollziehen. Die Forschung ist ein Gewinnbringer für Berlin. Die Politik verkündet ständig: Investieren in die Wissenschaft ist eine vorrangige Aufgabe. Das muss man dem Urteil entgegenhalten.

Warum wird gesagt, dass Berlin in der Wissenschaft teurer ist als Hamburg?

Man kann es allein größenmäßig nachvollziehen. Hamburg hat nur eine Universität, eine sehr kleine Technische Universität und eine einzige große Fachhochschule. Das ist natürlich billiger, was die Gesamtkosten angeht. Allerdings sind die Berliner Hochschulen effektiver: So geben wir in den Ingenieurwissenschaften pro Forscher dasselbe aus wie die Technische Uni in Hamburg, haben aber pro Fachgebiet das Anderthalbfache an Studenten. Das heißt, wir leisten mehr.

Kann Hamburg für die Wissenschaft ein Vorbild sein?

In allen europäischen Ländern ist die Wissenschaft in den Hauptstädten konzentriert. Das muss auch für eine so wirtschaftsstarke Nation wie Deutschland gelten. Berlin bildet bereits Studierende für die gesamte Republik aus, mehr als jedes andere Bundesland. Wir leben in einer Zeit, in der nach einer erhöhten Absolventenrate gerufen wird, weil wir qualifizierte Arbeitskräfte brauchen. Angesichts des in den nächsten Jahren zu erwartenden Studentenbergs jetzt Kapazitäten abzubauen, wäre absurd.

Welche Folgen könnte das Urteil für die zweite Runde im Elitewettbewerb haben?

Es gab in der ersten Runde bei den Gutachtern bereits die Argumentation, die Gelder dürften nicht in Berlin investiert werden, weil das Land seine Unis knapp hält und es eher den Haushalt kürzt als ihn zu erweitern. Unter dem Aspekt verringert das Urteil unsere Chancen, unsere Exzellenz in der zweiten Runde zu beweisen.

Die Berliner Hochschulmedizin ist bereits fusioniert. Muss auch über die Zusammenlegung von Unis diskutiert werden?

Bei der Verwaltung wird man nicht mehr viel holen können. Die Verwaltungen werden nach Zahl der Studierenden ausgestattet. Wenn sie die Zahl der Studienplätze beibehalten wollen, müssen sie auch die wissenschaftliche Ausstattung beibehalten. Im Profil sind die Unis komplementär aufgestellt. Da macht es keinen Sinn, Universitäten zu fusionieren.

Die Fragen stellte Tilmann Warnecke.

Kurt Kutzler (65)ist Präsident der Technischen Universität Berlin. Der Mathematiker leitet die Hochschule seit 2002. An der TU sind 28 000 Studenten eingeschrieben.

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