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Gesundheit: Wissenschaftlich beackert

Sommerraps und Zuckerrüben: Folgen für den Anbau

Die „Süddeutsche Zeitung“ fällte ein eindeutiges Urteil. Die grüne Gentechnik sei „unkontrollierbar und umweltschädlich“, befand das Blatt auf der Grundlage neuer Untersuchungen aus Großbritannien. Aber Fachleute kommen zu einem differenzierteren Urteil, obwohl die Ergebnisse in vielen Medien als Rückschlag für die Gentechnik gewertet wurden.

In der einen Studie verglich ein britisches Forscherteam auf mehr als 200 Feldern gentechnisch veränderten Mais, Zuckerrüben und Raps, die gegen Unkrautmittel (Herbizide) resistent waren, mit herkömmlichen Nutzpflanzen. Dabei ging es um die Frage, wie sich die „GenPflanzen“ auf ihre Umgebung auswirkten.

Dort, wo ein spezielles Herbizid zusammen mit genetisch verändertem Sommerraps und Zuckerrüben eingesetzt wurde, wuchs deutlich weniger Unkraut und lebten demzufolge auch weniger Tiere, zum Beispiel Schmetterlinge, Bienen und Vögel. Beim „Gen-Mais“ war das genau umgekehrt.

Fazit der Kritiker: Gentechnik schmälert die Artenvielfalt, jedenfalls in zwei von drei Fällen. Für die britische Gentechnik-Szene bedeutet die Untersuchung dagegen einen schweren Schlag, hoffte man doch auf eine baldige Liberalisierung durch den forschungsfreundlichen Premierminister Tony Blair.

Andererseits weist Les Firbank von der Universität Lancaster, Leiter der Studie, darauf hin, dass das Herbizid, nicht aber die gentechnisch veränderte Pflanze selbst die Ursache für den Kahlschlag im Kraut war. „Die Studie zeigt, dass ein Pauschalurteil nicht möglich ist und eine Bewertung stets von Fall zu Fall stattfinden muss“, sagt Detlef Bartsch, Gentechnik-Experte am Robert-Koch-Institut in Berlin. „Entscheidend ist der Herbizideinsatz: Mit anderem Vorgehen hätte man mehr Unkraut am Leben gelassen – um den Preis niedrigerer Erträge.“

In einer anderen Untersuchung, die im Fachblatt „Science“ veröffentlicht wurde, geht es um den „Genfluss“, also die Ausbreitung von Erbanlagen in freier Wildbahn. Mike Wilkinson von der britischen Universität von Reading rechnete aus, dass in England, Wales und Schottland jedes Jahr etwa 49000 Kreuzungen zwischen der Kulturpflanze Raps (Brassica napus) und dem verwandten wilden Rübsen (Brassica rapa) entstehen.

Aber auch diese Studie, die nicht mit transgenen Arten erfolgte, lässt nicht den allgemeinen Schluss zu, dass sich Erbanlagen von Gentechnik-Pflanzen unkontrolliert ausbreiten, sagt Detlef Bartsch. „Der Genfluss ist ein biologisches Prinzip und kein Schaden.“ Dafür, dass die Biotechnik als Verfahren den Genfluss besonders gefährlich macht, gibt es bislang keinen Hinweis. wez

Mehr im Internet unter:

www.transgen.de

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