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Gesundheit: Wissenschaftspark: Adlershof spürt die Finanznot überall

Die Humboldt-Universität und die in Adlershof ansässigen Forschungsinstitute machen sich Sorgen um den weiteren Ausbau des Wissenschaftsparks. Trotz eines Briefes, in dem der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen erklärt, dass der Berliner Senat an dem beschleunigten Umzug der Naturwissenschaften der HU bis zum Jahr 2003 festhalten will, bleibt es unklar, wie die jetzt anstehenden Neubauten für die Bibliothek und das Rechenzentrum finanziert werden sollen.

Die Humboldt-Universität und die in Adlershof ansässigen Forschungsinstitute machen sich Sorgen um den weiteren Ausbau des Wissenschaftsparks. Trotz eines Briefes, in dem der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen erklärt, dass der Berliner Senat an dem beschleunigten Umzug der Naturwissenschaften der HU bis zum Jahr 2003 festhalten will, bleibt es unklar, wie die jetzt anstehenden Neubauten für die Bibliothek und das Rechenzentrum finanziert werden sollen. Außerdem könnte der Chemie-Neubau nicht bezogen werden, wenn die Ver- und Entsorgungsleitungen und ein Gefahrenlager nicht zur Verfügung stehen.

Da diese Vorhaben noch in diesem Jahr begonnen werden müssen, richten sich die Sorgen sowohl an das Land Berlin als auch an den Bund, der für die Hochschulbauten der HU in Adlershof jeweils die Hälfte des Geldes beisteuert. Mit Blick auf Berlin ist die HU-Leitung besorgt, ob die Priorität für die Sanierung des Olympiastadions so gut wie alle Investitionsmittel des Landes aufbrauchen wird und damit auch das Geld, das man für die Hochschulbauten benötigt. Außerdem bestehen Bedenken, ob der Bund in diesem Jahr in der Lage sein wird, Neubauvorhaben in den Ländern mitzufinanzieren. Zur Zeit stehen an Bundes- und Ländermitteln vier Milliarden Mark zu Verfügung, über deren Verteilung auf die 16 Bundesländer noch im Sommer entschieden wird.

Berlin soll das Geld vorstrecken

Vier Milliarden Mark werden jedoch allein benötigt, um bereits begonnene Bauten fortzuführen - für neue Bauvorhaben wäre dann kein Geld mehr vorhanden. Aus diesem Grund strebt die HU eine so genannte Unbedenklichkeitserklärung vom Land Berlin an. Das bedeutet: Das Land Berlin finanziert für die Bibliothek, das Rechenzentrum und die chemische Infrastruktur in Adlershof nicht nur die Landesmittel, sondern auch die Bundesmittel vor. Und das in der Erwartung, dass der Bund eines Tages das vom Land vorgestreckte Geld ausgleichen wird. Allein für das Rechenzentrum und die Bibliothek werden jetzt an Landesmitteln neun Millionen Mark benötigt, im nächsten Jahr 22 Millionen Mark. Die Kosten für die Ver- und Entsorgung in der Chemie betragen in diesem Jahr zwei Millionen Mark und im nächsten Jahr fünf Millionen.

Bibliothek und Rechenzentrum sowie die Lehrräume sind für alle Institute von großer Bedeutung. Und was die Infrastruktur betrifft, so würde die Chemie im nächsten Jahr nicht nach Adlershof umziehen, sondern in Mitte bleiben, wenn die Ver- und Entsorgungsleitungen bis dahin nicht zur Verfügung stehen, kündigte HU-Vizepräsident Professor Elmar Kulke vor der Presse an. Der ehemalige Staatssekretär und jetzige Sprecher der Forschungsinstitute, Professor Ingolf Hertel, kommentierte: "Ich gehe davon aus, dass Berlin eine gewisse Idiotie nicht machen kann und den Standort Adlershof als Torso stehen lässt." Hertel bezog sich mit dieser Äußerung auf einen Brief des Regierenden Bürgermeisters. Darin heißt es, der Senat wolle die erforderlichen Mittel für den planmäßigen Fortgang der Projekte Adlershof und Buch bereitstellen.

Als nächsten Schritt plant die Humboldt-Universität in Adlershof eine internationale Graduate School im Januar 2001 zu eröffnen. Unter dem Generalthema "Neue Materialien" sollen begabte Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt gewonnen werden, in Adlershof ihre Promotion in direkter Nachbarschaft zu Forschungsinstituten und Wirtschaftsunternehmen zu schreiben. Die Promotionszeit ist mit drei Jahren kurz bemessen, dafür werden die herausragenden Nachwuchswissenschaftler für diese Zeit mit Stipendien ausgestattet.

Damit die Humboldt-Uni nicht eines Tages erlebt, dass ihr der Nachwuchs an Studenten in den Naturwissenschaften fehlt, will sie künftig mit vier Schulen eng kooperieren. In der Oberstufe sollen Wissenschaftler zusammen mit Lehrern den Unterricht erteilen. Ziel ist es, die Abiturienten für die Naturwissenschaften zu begeistern und ihnen als Anreiz zu bescheinigen, dass sie mit dem Abitur bereits die Kenntnisse von einem Jahr Grundstudium erworben haben. In der Mathematik hat die Kooperation mit der Andreas-Oberschule begonnen, das Herder-Gymnasium, die Heinrich-Hertz-Oberschule und die Luise-Henriette-Oberschule sollen folgen.

Uwe Schlicht

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