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Gesundheit: Wo das Vorurteil sitzt

Der Typ im Trachtenjanker, der mir gegenüber sitzt, wählt bestimmt scharf rechts. Die junge Frau mit dem Zungenpiercing muss eine coole Punklady sein.

Der Typ im Trachtenjanker, der mir gegenüber sitzt, wählt bestimmt scharf rechts. Die junge Frau mit dem Zungenpiercing muss eine coole Punklady sein. Vorurteile gegenüber anderen Menschen können sehr hartnäckig sein. Das ist möglicherweise nicht verwunderlich: Ob man nämlich negative Vorurteile hegt oder Verständnis für jemanden aufbringt, wird in zwei unterschiedlichen Gehirnregionen verarbeitet. Dies berichten Forscher im Fachblatt „Neuron“.

Das Team um Jason P. Mitchell von der Harvard-Universität in Cambridge zeigte einer Gruppe von studentischen Versuchsteilnehmern zwei Porträtfotos. Von jeder der beiden Personen wurde gesagt, dass sie real existiere. Außerdem fügten die Forscher jedem Foto eine Beschreibung über angebliche Vorlieben und Ansichten der Person bei. Demnach studierte die eine Person ein geisteswissenschaftliches Fach an einer liberalen Universität (wie die Versuchsteilnehmer). Die andere Person kam von einer christlich-fundamentalistischen Hochschule und hatte konservative Ansichten.

Während die Versuchspersonen sich mit den Personen auf den Fotos beschäftigten, beobachteten Mitchell und seine Kollegen die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie, einer Art Hirn-Scan. Dabei wurde klar, wer sich mit wem identifizierte oder Vorurteile hatte.

Wer die Person von der liberalen Universität besser verstand, bei dem leuchtete der vordere, mittlere Bereich des präfrontalen Cortex auf, ein bestimmter Abschnitt der Hirnrinde. Dieser Bereich wird offenbar dann aktiv, wenn man Personen begegnet, die einem nah oder ähnlich sind. Der eher kritische Eindruck von der als „anders“ erlebten konservativen Person wurde dagegen im hinteren Bereich des mittleren präfrontalen Cortex verarbeitet. Dieses Hirnareal ist eher damit betraut, Eindrücke von jenen Personen zu verarbeiten, die einem fremd und ungleich sind. Für die Forscher bestätigen ihre Ergebnisse die Annahme, dass Menschen das Wissen über sich selbst benutzen, um Rückschlüsse auf fremde Personen zu ziehen. wsa

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