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Gesundheit: Zellreste in Dinos Knochen 68 Millionen Jahre altes Skelett mit Erbsubstanz?

Ein Hauch von „Jurassic Park“ streicht durch den Blätterwald, seit amerikanische Forscher in der vergangenen Woche im Fachmagazin „Science“ meldeten, dass sie Gewebeteile eines vor 68 Millionen Jahren verstorbenen Tyrannosaurus rex isoliert haben. So bemerkenswert dieser Befund an sich schon ist, so spektakulär sind die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben könnten.

Ein Hauch von „Jurassic Park“ streicht durch den Blätterwald, seit amerikanische Forscher in der vergangenen Woche im Fachmagazin „Science“ meldeten, dass sie Gewebeteile eines vor 68 Millionen Jahren verstorbenen Tyrannosaurus rex isoliert haben. So bemerkenswert dieser Befund an sich schon ist, so spektakulär sind die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben könnten. „Wenn wir Gewebe haben, das nicht fossilisiert ist, dann lässt sich daraus vielleicht sogar Erbsubstanz gewinnen“, hofft der Paläontologe Lawrence Witmer vom University College in Athens in Ohio. Die genetische Bauanweisung urzeitlicher Lebewesen zu entziffern und sie mit heutigen Verwandten zu vergleichen, wäre in der Tat eine faszinierende Forschungsperspektive für Evolutionsbiologen, um die Naturgeschichte auf molekularer Grundlage zu rekonstruieren.

In Michael Crichtons „Jurassic Park“ sollte die Auferstehung der Schreckensechsen dank einer im Bernstein eingeschlossenen Mücke gelingen, deren letzte Mahlzeit das Blut eines Dinosauriers war. Aus den im Darm erhaltenen Blutzellen sollten ehrgeizige, gewissenlose Genetiker Dino-DNA gewinnen, die ein Supercomputer schließlich zur vollständigen Sequenz wiederherstellt.

Jetzt spekulieren Forscher über die Möglichkeit, direkt aus erhaltenen Zellbestandteilen Dino-DNA zu isolieren. Theoretisch sei es möglich, so Hendrik Poinar von der McMaster University in Hamilton in Ontario, dass sich selbst die äußerst fragile DNA erhalten haben könnte, sofern die äußeren Bedingungen über Jahrmillionen gleich günstig geblieben sind; allerdings sei die Wahrscheinlichkeit dafür verschwindend gering.

Möglich wurde die jüngste Entdeckung bestens konservierter Gefäße und Zellfragmente, nachdem Jack Horner 2003 die versteinerten Überreste eines etwa 18-jährigen Tyrannosaurus rex in der Hell Creek Formation im amerikanischen Bundesstaat Montana ausgegraben hatte. Das Team um die amerikanische Paläontologin Mary Schweitzer von der North Carolina State University in Raleigh löste die mineralische und versteinerte Knochenmatrix der T. rex-Reste mit Hilfe einer schwachen Säure auf.

Zurück blieben feinste, durchsichtige und hohle Gebilde, die Mary Schweitzer sofort an sich verzweigende Blutgefäße erinnerten. „Ich konnte es nicht glauben, bis wir das Ganze 17 Mal wiederholt hatten", so die Forscherin. Die Befunde verglich sie mit dem Gefäßmuster aus entsprechend präparierten Knochen von Straußen – und fand verblüffende Übereinstimmungen. Viele der so zum Vorschein gekommenen Gefäße zweier Tyrannosaurier und eines Hadrosauriers enthielten zudem rötliche und bräunliche Körperchen, die die Forscher als Zellfragmente interpretieren – etwa Endothelkerne und Knochen aufbauende Osteozyten. Jetzt soll untersucht werden, ob sich in den Zellen tatsächlich die organischen Originalbestandteile erhalten haben. Dann wäre es auch möglich, Erbsubstanz eines Tyrannosaurus zu finden.

Indes: Dino-DNA macht noch lange keinen Saurier. Die notwendigen Einzelschritte im Prozess des Klonens eines ausgestorbenen Tieres übersteigt die heutigen technischen Möglichkeiten und das Vorstellungsvermögen ernst zu nehmender Forscher. Afficionados aber träumen weiter von leibhaftigen Dinosauriern wie dem Tyrannosaurus rex, obgleich wir schon die gegenwärtige Tierwelt unseres Planeten nicht zu hüten vermögen und allerorten Großsäuger und Vögel aussterben.

Matthias Glaubrecht

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