zum Hauptinhalt

Giftmüll-Skandal: Greenpeace blockiert "Probo Koala" als "Beweisstück"

Im Skandal um tödlichen Giftmüll in der Elfenbeinküste blockiert Greenpeace das Schiff "Probo Koala" in einem estnischen Hafen. Der Frachter soll Giftmüll an der Elfenbeinküste abgeladen haben.

Tallinn - Wie Vertreter der Umweltschutzorganisation sagten, hindern Aktivisten an Bord des Greenpeace-Schiffes "Arctic Sunrise" und auf zwei Beibooten die "Probo Koala" seit Montag am Verlassen des Hafens Paldiski im Westen von Tallinn. Sie forderten, den Frachter als Beweisstück einzustufen und festzusetzen. Die estnischen Behörden lehnten dies ab.

In Abidjan, der Wirtschaftsmetropole der Republik Elfenbeinküste, waren Ende August rund 400 Tonnen Giftmüll abgeladen worden. In der Folge waren sieben Menschen gestorben und mehrere tausend vergiftet worden. Die Ermittler verdächtigen die unter der Flagge Panamas fahrende "Probo Koala" als Urheberin. Der Zeitung "De Volkskrant" zufolge hatte das vom niederländischen Trafigura-Konzern gecharterte Schiff auf offenem Meer Erdöl mit Hilfe spezieller Chemikalien zu Benzin veredelt. Wie das Blatt am Wochenende unter Berufung auf die ermittelnde Staatsanwaltschaft berichtete, entstanden dabei hochgiftige Stoffe, unter anderem 72 Tonnen schwefelhaltige Substanzen.

Die "Probo Koala" sei am 15. September offiziell kontrolliert worden und habe keine giftigen Abfälle an Bord gehabt, sagte der Sprecher der estnischen Seebehörden, Tarmo Ots. Derzeit sähen die Behörden in Tallinn weder Anlass zu einer erneuten Inspektion noch zu einer Festsetzung des Schiffes. "Wir haben die Anfrage von Greenpeace mit Respekt behandelt, aber die Klage ist unbegründet." Die Umweltschützer seien hingegen ohne Erlaubnis in den Hafen von Paldiski eingedrungen und hätten dabei das Seerecht verletzt.

Nach Angaben des französischen Greenpeace-Aktivisten Yannick Vicaire versuchten Umweltschützer an Bord der Beiboote, am Rumpf der "Probo Koala" die Wörter "EU Toxic Crime Scene" ("Schauplatz eines EU-Giftverbrechens") anzubringen. Damit solle auf die Verantwortung der Europäischen Union verwiesen werden. Diese wolle "ein Boot abdampfen lassen, das gegen die Gesetzgebung zum Transport giftiger Produkte verstoßen hat". Die Besatzung der "Probo Koala" versuchte demnach, die Aktivisten mit Wasserspritzen abzudrängen. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false