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Blick in den Keller der US-Notenbank in Manhattan. Das historische Foto aus den 60er Jahren zeigt den Raum, in dem Gold gewogen wird. So weit können Besucher allerdings nicht vordringen. Foto: laif

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Glänzende Verstecke: Wo die Goldschätze liegen

Viele Mythen ranken sich um die Tresore in Fort Knox und Manhattan. Wer sich Sorgen über das deutsche Gold macht, kann im Keller der US-Notenbank nachsehen. Es gibt Führungen für Besucher.

Im drögen Kentucky, mitten auf einem US-Militärgelände, lagert seit 1937 ein Großteil des wohl massivsten Goldschatzes der Welt. Vor einer bombensicheren Stahltür mit 22 Tonnen Gewicht stehen Wachen, die nur einen Job haben: auf 5046 Tonnen Gold aufzupassen.

Nach Fort Knox ist bisher noch niemand Unbefugtes vorgedrungen. Nur ein finsterer Deutscher hat es geschafft, aber auch das nur in einer Kinofantasie. Gert Fröbe hatte als Auric Goldfinger die Goldbewacher per Giftgas ausgeschaltet und sich somit den Weg in den letzten heiligen Grahl der US- Schatzkammer geebnet.

Angeblich war Harry Truman der letzte US-Präsident, der die Goldbestände im Fort Knox tatsächlich mit eigenen Augen gesehen hat. Seitdem, so berichtet der republikanische Politiker Ron Paul, überprüfe einzig der Generalinspekteur des US-Finanzministeriums die unbeschädigten Siegel an den Eingängen der Goldkammern und bestätigt jedes Jahr aufs Neue, dass die „Goldreserven unverändert sind“.

Über die Jahre wurde immer wieder spekuliert. Angeblich habe die Regierung über Jahrzehnte heimlich Gold aus dem Tresor geschafft, um den maroden Haushalt zu sanieren, skandieren die Verschwörungstheoretiker. Einige Regierungsgegner behaupten sogar, der US-Goldschatz existiere schon längst nicht mehr.

Fort Knox wie auch der Goldkeller in New York wurden Gegenstand unzähliger Kriminalromane, TV- und Kino-Thriller. Ob Fröbe in „Goldfinger“ oder Bruce Willis in „Stirb Langsam“, die Faszination mit dem scheinbar unsichtbaren Goldschatz hält ein Weltpublikum seit Jahrzehnten in Atem.

Heute, da Millionen von Menschen in Deutschland, den USA und der ganzen Welt Gold kaufen, weil sie Angst haben, dass angesichts weltweit heißlaufender Gelddruckmaschinen irgendwann der Wert ihrer Ersparnisse durch Inflation aufgefressen wird, kommen erneut Ängste hoch, das Gold in den Tresoren könnte verschwunden sein. Die Deutschen sind da nicht hysterischer als die Amerikaner. Dieser Tage wird in den USA der Ruf nach dem Öffnen der Tresore von Fort Knox und dem Goldsafe im Keller der Federal Reserve Bank in Manhattan immer lauter. Die schwache Wirtschaftsentwicklung und der wachsende Schuldenberg der USA spielen dabei eine große Rolle. Aktuell sind es fast 15 Billionen Dollar, die der US-Fiskus an Außenständen zu verzeichnen hat. Soviel wie nie zuvor.

Grund genug, so rufen Ron Paul und andere konservative Politiker in Washington, die Goldvorräte der USA endlich zu verkaufen, um ein bisschen Bargeld in die Staatskasse zu spülen. In der November-Statistik des World Gold Councils heißt es, die USA sitze auf insgesamt 8133 Tonnen Gold. Auf Platz zwei folgt Deutschland vor dem Internationalen Währungsfonds.

Der Wert von Gold ist so hoch wie nie zuvor. Die Feinunze kostet derzeit rund 1700 Dollar. Die Heritage Foundation, ein konservativer Think Tank, fordert die Obama-Administration auf, auch deshalb endlich an die Goldreserven ranzugehen. Analyst Ron Utt wird im „Manager-Magazin“ zitiert: „Beim aktuellen Goldpreis – und unserem immensen Schuldenberg – sollten wir bei solchen Rekordpreisen verkaufen.“

In Deutschland fordert eine Bürgerinitiative, das deutsche Gold in den USA heimzuholen, der Bundesrechnungshof und einige Bundestagsabgeordnete wollen, dass die Bundesbank mal schaut, ob das Gold noch da ist. So wie es aussieht, werden demnächst ein paar Tonnen nach Deutschland gebracht und gewogen, ob auch ja alles mit rechten Dingen zugeht.

Etwa 45 Prozent des deutschen Goldes, 1536 Tonnen, lagern bei der US-Notenbank Fed in New York. Insgesamt besitzt Deutschland 3396 Tonnen Gold. 1036 Tonnen liegen in der Frankfurter Zentrale. Drittgrößter Lagerort ist London, wo 450 Tonnen verschlossen sind. Die französische Zentralbank bewacht in Paris 374 Tonnen.

Was die meisten Deutschen nicht wissen, ist, dass sie selber in den Tresor der Fed steigen können. Die US-Notenbank bietet eine kostenlose Tour durch die Katakomben an. Die dauert 45 Minuten und führt 25 Meter unter die Erde. Eine 140 Tonnen schwere Stahlwand öffnet sich in den eigentlichen Tresorraum.

Und von hier kann der neugierige Deutsche durch ein massives Gitter, das dem ähnelt, das Bruce Willis alias John McClane in „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ beschützte, als ein deutscher Terrorist versuchte, das Gold zu stehlen, die echten Goldbarren aufgestapelt glitzern sehen. Keine Frage, das deutsche Gold ist noch da, dem Anschein nach jedenfalls. Es sammelt nur ein bisschen Tresorstaub an.

Auch wenn die Forderungen nach einem Verkauf der Goldreserven dieser Tage lauter werden, die Obama-Administration denkt gar nicht daran, das Edelmetall zu veräußern. Tatsächlich ist der Verkauf der Goldbarren ökonomisch nicht sinnvoll. Es wäre ein Tropfen auf den heißen Stein, und würde den Goldpreis einbrechen lassen.

Dem halten die Kritiker entgegen, dass die USA bereits 1971 aus dem Goldstandard ausgestiegen seien und deshalb auch die Vorräte in Fort Knox und in New York nicht mehr als Deckung für den Geldumlauf herhalten müssen. Genau dieser Umstand mache die Vorräte entbehrlich, sagen diejenigen, die einen Teilverkauf fordern.

Dass nach der Präsidentschaftswahl die Tresore aufgemacht werden, ist unwahrscheinlich. Es sei denn, einer wie Dagobert Duck käme daher, um in seinem Gold auch baden zu wollen. Mitt Romney hat schon viel Geld gesehen in seiner Laufbahn, aber so viel Gold?

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