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Papst

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Glaubensmesse: Der Papst als "Pilger unter Pilgern"

Gehaltenes Versprechen: Als Joseph Ratzinger im Jahr 2004 noch als Kardinal in den österreichischen Marienwallfahrtsort Mariazell kam, versicherte er den Anwesenden, er werde 2007 zur 850-Jahr-Feier der Pilgerstätte zurückkehren - nicht ahnend, dass er als Papst Benedikt XVI. wiederkommen würde.

Zwar ließ das Wetter bereits seit seiner Ankunft in Wien am Freitag zu wünschen übrig - aber Benedikt wie auch die rund 30.000 Gläubigen auf dem Hauptplatz von Mariazell nahmen es mit einem Lächeln. "Ernsthafte Christen sind wetterfest", meinte der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari. Und der Papst dankte es den durchnässten Anwesenden mit einem "Vergelt's Gott".

Der Feierlichkeit der Messe tat die Witterung ohnehin keinen Abbruch - obwohl die in gelbe, blaue und rote Plastik- Regenmäntel gehüllten Pilger ein sehr buntes Bild boten. Viele hatten schon seit den Nachtstunden bei Kälte und Nässe ausgeharrt, um an der Feier teilzunehmen. "Ich bin so froh, dass wir heute mit dem Heiligen Vater die Messe feiern können", sagte eine Pilgerin. Schließlich ist es die erste Reise Benedikts in die Alpenrepublik. Sein Vorgänger Johannes Paul II. kam dreimal nach Österreich und hatte 1983 ebenfalls Mariazell besucht.

Benedikt in Goldfäden und Swarovski-Steine gehüllt

Auch Benedikt selbst war in ungewöhnliche Farben gehüllt: In leuchtendem Blau und Gelb präsentierte er sich zur Messe, das päpstliche, mit Goldfäden und Swarovski-Steinen verzierte Gewand wurde von der Grazer Künstlerin Edith Temmel entworfen. Das Blau stehe für den Himmel, das Gelb für das Licht, hieß es. Statt seiner berühmten roten Prada-Schuhe, die nicht recht zu dem Farbenmix passen wollten, trug der Papst dieses Mal braunes Schuhwerk.

Mariazell: Rund eine Million Gläubige aus aller Welt pilgern pro Jahr in den entlegenen Ort im Voralpental. Und alles begann mit einem Wunder. Im Jahr 1157 wurde der Benediktinermönch Magnus in die Gegend geschickt, um die Menschen dort seelsorgerisch zu betreuen. Im Gepäck hatte er eine kleine Marienstatue. Als ihm ein Felsblock den Weg versperrte, und er sich hilfesuchend an die Muttergottes wandte, spaltete sich der Felsen plötzlich. Am Ziel seiner Reise stellte der Mönch die Statue auf einen Baumstamm und begann eine Zelle um sie herum zu errichten, was dem Ort seinen späteren Namen gab. Seither wird die Skulptur hoch verehrt, immer wieder ist von wundersamen Gebetserhörungen die Rede.

"Ort des Friedens und der versöhnten Einheit"

Bei seiner Ankunft kniete der Papst zunächst im stillen Gebet vor der nur 48 Zentimeter großen Statue nieder, die das Jesuskind auf dem rechten Arm hält. "Seit 850 Jahren kommen hierher Beter aus verschiedenen Völkern und Nationen mit den Anliegen ihres Herzens und ihres Landes, mit den Sorgen und den Hoffnungen ihrer Seele", sagte Benedikt in seiner Predigt. Mariazell sei heute für Menschen in aller Welt "ein Ort des Friedens und der versöhnten Einheit".

Feierlich und tief religiös ging es bei der Messe zu. Der Papst sprach zu den Menschen vom Sinn des Pilgerns, von Maria und dem Christentum, vom Glauben und der "Resignation der Wahrheit gegenüber". Diese sei der "Kern der Krise des Westens", betonte er mit Blick auf seine Überzeugung, dass Europa seine christlichen Wurzeln nicht vergessen darf.

Am Ende wirkte Benedikt etwas abgeschlagen und müde. Dennoch strahlte er zeitweise über das ganze Gesicht, als die Menge lautstarke "Benedetto"-Rufe anstimmte. Als "Pilger unter Pilgern" war er nach Mariazell gekommen - so, wie er es vor drei Jahren versprochen hatte.

Carola Frentzen[dpa]

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