zum Hauptinhalt

Panorama: Gottschalk, Gaukler und Applaus

Das war ein Abschied ganz nach dem Geschmack von Harald Juhnke: Ein letzter Song und Applaus und vor allem keine hohlen Phrasen, sondern liebevolle und ehrliche Worte über einen großen Schauspieler und Entertainer.

Berlin (09.04.2005, 15:58 Uhr) - Noch einmal leuchteten die Scheinwerfer auf. Thomas Gottschalk und Klaus Wowereit sprachen vielen Fans aus dem Herzen, als sie Juhnkes professionelle Arbeit auf Bühne, Bildschirm und Showtreppe ebenso würdigten wie seine große Popularität als Berliner Volksschauspieler, für den der letzte Vorhang nun gefallen ist.

«Wenn ick mal aus Berlin weggehe, dann is det so, als ob der Funkturm oder die Gedächtniskirche umkippen würden», hatte der urberliner Junge aus dem Arbeiterbezirk Wedding mal gesagt. Am Sonnabend war die Gedächtniskirche wieder einmal, wie zuvor schon für Brigitte Mira, Hildegard Knef, Günter Pfitzmann und Horst Buchholz Schausplatz einer großen und bewegenden Abschiedszeremonie. «Berlin verneigt sich in Dankbarkeit und Trauer vor Harald Juhnke», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit sichtlich bewegt.

Ein wahres Blumenmeer füllte die Stufen zum Altar, vor denen der mit einem Rosenteppich bedeckte Sarg stand. Die 800 Menschen in der vollen Kirche verneigten sich vor ihm. Über tausend Menschen standen auf dem Vorplatz und am Kurfürstendamm, viele schon seit den frühen Morgenstunden. «Harald, mach's jut und bring die Leute da oben in Schwung», meinte ein wartender Mann vor der Kirche.

Der Katholik Gottschalk wagte gar den Vergleich, dass mit Papst Johannes Paul II. und Juhnke zwei bedeutende Menschen, «der fromme Mann aus Rom und der Spötter aus Berlin in Augenhöhe vor ihren Schöpfer treten». Er prophezeite, dass der Himmel seine helle Freude an «Deutschlands größtem Entertainer» haben werde. Der populäre «Wetten dass...?»-Moderator nahm in sehr persönlichen Worten Abschied von seinem Kollegen «aus der Zunft der Gaukler und Entertainer», für den «det Wichtigste immer det Publikum» gewesen sei, das über ihn gelacht und geweint habe, auch wenn er oft mit seinen Zweifeln allein gewesen sei. Jetzt habe Juhnke seine Dämonen aber endgültig besiegt.

Paul Kuhn, «der Mann am Klavier», spielte in der Kirche noch einmal den Lieblingssong Juhnkes von seinem Idol Frank Sinatra, «I did it my way» (Ich ging meinen Weg), in dem es heißt: «Was ich im Leben tat, das war bestimmt nicht immer richtig, ich nahm was ich bekam und nahm manches nicht so wichtig...Verzeihen Sie, wenn ich sage: I did it my way. Ich hatte Glück, verdammt viel Glück.» Es war ihm lange hold, bis für Juhnke die lange Reise ins «Dämmerlicht des Vergessens» mit einem jahrelangen Aufenthalt in einem Pflegeheim für Demenzkranke begann, formulierte es der Pfarrer in seiner Predigt.

Dass ihn seine Freunde und sein Publikum nicht vergessen haben, hätte der Schauspieler an diesem Tag in seiner Vaterstadt mit Freude gesehen. Sein ältester Sohn Peer (48), der als Arzt in München lebt, sprach es aus: «Mein Vater, der sich schwer tat, Freundschaften zu pflegen, freut sich bestimmt, wenn er von oben zuschaut, über die vielen Freunde und Kollegen, die sich heute hier versammelt haben.» Viele begleiteten Juhnke auch auf seinem letzten Weg auf dem Waldfriedhof Dahlem, wo seine Frau ihm eine weiße Rose ins Grab legte. «Alles bezwingt die Liebe - Leb wohl in Frieden» hatte sie auf ihre Kranzschleife für ihren Mann schreiben lassen. (Von Wilfried Mommert, dpa) (tso)

Zur Startseite