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Pink

© AFP

Grammys für Swift: Manege der Musik

Bei den Grammy-Awards wurden die Braven belohnt – Beyoncé und Taylor Swift. Die Show aber gewannen Pink und Lady Gaga.

Wenn Taylor Swift sich geärgert haben sollte, dann verbarg sie das gut am Sonntagabend, jenem Abend, der eigentlich ihre Gala hätte werden sollen. Es war die Nacht der Grammy Awards in Los Angeles – der Oscars der Popindustrie – und das erst 20 Jahre junge Country-Phänomen war in gleich acht Kategorien für einen Preis nominiert worden. Sie bekam letztlich vier, beachtlich für eine Aufsteigerin wie sie, doch eine bekam mehr. Die R&B-Königin Beyoncé war mit sechs Auszeichnungen der unumstrittene Star des Abends und entschied den Krieg zwischen sich und Swift um den Titel der Queen of Pop, der seit Monaten schwelt, klar für sich.

Swift nahm es sportlich. Während Beyoncé sich beinahe verschämt kurz hielt in ihren Dankesansprachen, spielte Swift den beglückten Teenager, der nicht weiß, wie ihm geschieht. „Dies ist etwas, wovon man als kleines Mädchen träumt“, gluckste sie ins Mikrofon, als sie den Grammy für ihr Album „Fearless“ entgegennahm, „obwohl man genau weiß, dass ein solcher Traum nie in Erfüllung gehen kann.“ Man konnte meinen, dass der vorgeblich völlig überraschten Swift der Erfolg zufällig in den Schoß gefallen war. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass Swift seit dem 13. Lebensjahr gezielt an ihrer Superstar-Laufbahn schmiedet und dass sie nur allzu gerne auch an diesem Abend Beyoncé ausgestochen hätte.

Der erwartete Zickenkrieg zwischen Beyoncé und Swift blieb also aus – man teilte sich schwesterlich das Rampenlicht. Es war ein Triumph für die Frauen im Popgeschäft, wie die Kritik einstimmig bemerkte. Unterstrichen wurde die Frauenpower im Staples Center von Los Angeles noch durch die beiden spektakulärsten Bühnenshows – den Einführungsauftritt von Lady Gaga in einem extravaganten und provokativen herzförmigen Kostüm, der in einem Pianoduett mit Elton John mündete, und die Vorstellung von Pink, die in einem Trapez über der Arena schwebte und sich während des Singens in ein Wasserbad tauchen ließ. Die Vorführungen stellten die Swift-BeyonceRivalität beinahe in den Schatten und gaben zwei Künstlerinnen Raum, die nach Ansicht von Insidern für eine offizielle Ehrung nicht brav genug sind. Das gilt vor allem für Lady Gaga, die Senkrechtstarterin der letzten Monate. Sie ist einfach zu exaltiert für die Musikindustrie.

Die Preise für Swift und Beyoncé waren indes nicht nur ein Sieg für die Frauen des Geschäfts. Es war auch ein Bekenntnis zum Kommerz. Während die Recording Academy in den vergangenen Jahren häufig auch Künstler ausgezeichnet hatte, die nicht den großen Kassenerfolg hatten, wurde in diesem Jahr mit den Bestsellern Beyoncé und Taylor Swift kompromisslos der wirtschaftliche Erfolg belohnt. Es sollte ein deutliches Zeichen sein, dass die durch das Internet bedrohte Musikbranche es sich nicht mehr leisten kann, sich in Schöngeistigkeit zu ergehen. So hielt der Präsident der Recording Academy Neil Portnow in seiner Ansprache einen flammenden Appell an die Fans, für die Musik, die sie hören, auch zu bezahlen, damit die Popmusik eine Zukunft hat.

Wohl ebenfalls aus kommerziellen Gründen war der Abend mit Liveauftritten überladen – die Preisverleihungen waren beinahe eine Nebensache. „Die gefährdete Branche wollte offensichtlich so viele Produkte wie möglich vorzeigen“, kommentierte die „New York Times“, „immer schön mit Name des Künstlers und Titel am Bildschirmrand, damit man gleich den Song herunterladen kann.“

Der Höhepunkt der Gala war allerdings kein Promotion-Auftritt für einen lebenden Künstler, sondern der Tribut an Michael Jackson, den seine Kinder Prince und Paris entgegennahmen. In 3D wurde das Video zu Jacksons Ökoballade „Earth Song“ eingespielt, das für seine geplante letzte Tournee gedreht worden war. Dazu sangen gemeinsam mit der Stimme von Jackson das All-Star-Quintet Usher, Celine Dion, Smokey Robinson, Jennifer Hudson und Carrie Underwood.

Sebastian Moll

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