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Panorama: Griechenland: Regenmacher am Werk

Wiesen, die schon jetzt so verdorrt sind wie sonst erst im Hochsommer. Getreidefelder, auf denen nur ein paar spärliche Halme sprießen.

Wiesen, die schon jetzt so verdorrt sind wie sonst erst im Hochsommer. Getreidefelder, auf denen nur ein paar spärliche Halme sprießen. Stauseen, deren Wasserspiegel immer weiter sinkt: So sieht es derzeit in vielen Gegenden Griechenlands aus. Die Niederschläge im vergangenen Winter lagen um 40 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert.

Flüsse wie der Axios in Nordgriechenland oder der Acheloos in Thessalien führen nur etwa halb so viel Wasser wie in früheren Jahren. Viele Brunnen, aus denen die Landwirte ihre Felder bewässerten, sind ausgetrocknet. Im April regnete es zwar mehr als im Durchschnitt, aber die Niederschläge kamen für viele Bauern zu spät. Bei der Getreideproduktion rechnet man mit einem Ausfall von 20 Prozent.

Lindern wollen die Agrarexperten nun die Trockenheit mit künstlichem Regen. Im Juni und Juli sollen im Rahmen eines Pilotprogramms zunächst in Thessalien, der Kornkammer Mittelgriechenlands, Flugzeuge aufsteigen und die Wolken mit Silberjodid "bombardieren". Die Methode sei in den USA, in Australien und in Teilen Afrikas bereits seit den Sechzigerjahren erfolgreich angewandt worden, sagt Landwirtschaftsminister Jorgos Anomeritis. Voraussetzung für den künstlichen Regen ist allerdings, dass überhaupt Wolken aufziehen, und darauf ist keineswegs Verlass.

Der Wassermangel ist aber nicht nur ein Ergebnis der seit bereits drei Jahren spärlichen Niederschläge, sondern auch eine Folge hemmungsloser Verschwendung. Etwa 80 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs entfallen auf die griechische Landwirtschaft. Weil die Landwirte immer mehr Bohrungen niederbringen, ist der Grundwasserspiegel in manchen Landesteilen dramatisch abgesunken. In der thessalischen Ebene ist er seit den Achtzigerjahren um 200 Meter gefallen.

Auch manche Binnenseen sind inzwischen nahezu ausgetrocknet. Mit neuen Bewässerungstechniken soll jetzt der Verbrauch reduziert werden. 125 solcher Projekte plant das Landwirtschaftsministerium. Aber auch die Trinkwasservorräte gehen vielerorts zur Neige. Mangel herrscht vor allem auf vielen Ägäisinseln. Wo es keine Meerwasserentsalzungsanlagen gibt, muss Trinkwasser in Tankschiffen vom Festland herangeschafft werden. Dafür stellte die Regierung im vergangenen Jahr sechs Millionen Mark zur Verfügung. In diesem Jahr sollen es bereits neun Millionen sein.

Auch die Viermillionenstadt Athen, die schon Anfang der Neunzigerjahre mit einem dramatischen Trinkwassernotstand konfrontiert war, könnte wieder in Schwierigkeiten geraten, wenn es nicht im kommenden Herbst und Winter kräftig regnet. Die Vorräte in den Stauseen, aus denen die griechische Metropole versorgt wird, reichen noch etwa für zwei Jahre. Das gilt nach internationalen Maßstäben als Mindestreserve.

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