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Griechenland: Waldbrände bei Athen – war es Brandstiftung?

Eine Woche nach den verheerenden Wald- und Buschbränden bei Athen verdichten sich die Hinweise auf Brandstiftung. Die Regierung steht nach falschen Angaben über das Ausmaß der Schäden unter Druck.

Die Athener Kriminalpolizei untersucht jetzt Reste eines Brandsatzes, der an einer Stelle beim Dorf Grammatiko gefunden wurde, wo das Feuer nach Aussagen von Augenzeugen am vorvergangenen Freitag ausgebrochen war. Das Motiv der möglichen Brandstifter ist unklar. Möglicherweise handelt es sich um Grundstücksspekulanten.

Unterdessen gerät die konservative griechische Regierung, wie schon nach der Waldbrandkatastrophe vom August 2007 auf dem Peloponnes, unter wachsenden Druck. Wie damals scheint es auch diesmal Kompetenzstreitigkeiten und Koordinationsmängel gegeben zu haben, die eine rechtzeitige Eindämmung des Brandes verhinderten. Das ergibt sich einem Zeitungsbericht zufolge aus einer Untersuchung, die der Generalinspekteur der öffentlichen Verwaltung, Leandros Rakintzis, durchführt. Danach hat die Feuerwehrführung offenbar den Brand zunächst unterschätzt und daher zu spät Löschhubschrauber eingesetzt.

Die Untersuchungsergebnisse stehen in krassem Gegensatz zur Darstellung der griechischen Regierung. Deren Sprecher, Evangelos Antonaros, hatte erklärt, die Koordinierung der Löscharbeiten habe „von Anfang an gut geklappt“. Die Regierung scheint außerdem das Ausmaß der Katastrophe herunterspielen zu wollen. Regierungssprecher Antonaros hatte vergangene Woche Presseberichte, wonach das Feuer etwa 200 Häuser zerstört und beschädigt habe, zurückgewiesen – es seien „viel weniger“. Eine Bestandsaufnahme der Baubehörden hat inzwischen ergeben, dass tatsächlich über 280 Gebäude eingeäschert oder beschädigt wurden. Widersprüche gibt es auch hinsichtlich der abgebrannten Fläche: die Regierung beziffert sie auf 133 Quadratkilometer. Nach Angaben der Europäischen Union, die sich auf Satellitenbilder stützt, brannten über 205 Quadratkilometer ab.

Die Brandkatastrophe dürfte die konservative griechische Regierung, die im Parlament nur noch mit einer Stimme Mehrheit regiert und sich spätestens im März kommenden Jahres Neuwahlen stellen muss, weitere Sympathien kosten. Am vergangenen Freitagabend demonstrierten mehrere hundert Menschen im Zentrum Athens für die Rettung der griechischen Wälder. Das Motto des Protestes, zu dem übers Internet aufgerufen wurde: „Es reicht!“ Die überwiegend schwarz gekleideten Demonstranten legten mehrere verbrannte Baumstämme vor den Eingang des Parlaments am Syntagmaplatz. Sie forderten auf Plakaten die sofortige Aufforstung der abgebrannten Wälder und schärfere Gesetze, um Brandstiftern und Bodenspekulanten das Handwerk zu legen.

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