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Großbritannien: 3000 britische Blanko-Pässe geraubt

Unbekannte haben 3000 britische Pässe geraubt, die auf dem Weg zu Botschaften in aller Welt waren. Die Dokumente können auf dem Schwarzmarkt mehr als drei Millionen Euro einbringen.

Mindestens zwei unbekannte Gangster haben bei einem Überfall in England 3000 nagelneue Blanko-Pässe des Vereinigten Königreichs samt Visa geraubt. Die Dokumente, die auf dem Schwarzmarkt umgerechnet mehr als drei Millionen Euro wert sind, könnten nach Überzeugung von Sicherheitsexperten im Ausland zu Betrugsdelikten und zur Verschleierung der Identität von Verbrechern oder gar Terroristen missbraucht werden. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung ein. Zugleich ordneten die Behörden am Dienstag eine Untersuchung an, die klären soll, wieso es für die Gangster so einfach war, die Pässe und Visa an sich zu bringen.

Nach Polizeiangaben wurden die Dokumente am Montagmorgen aus dem Lieferwagen einer Sicherheitsfirma entwendet, den die Gangster kurzzeitig gekapert hatten. Kurz nachdem der Wagen die Pässe bei der Dokumenten-Druckerei in Oldham bei Manchester abgeholt hatte, hielt der Fahrer bei einem Kiosk an, um sich eine Zeitung zu kaufen. In diesem Moment überwältigten die Täter den Beifahrer, stießen ihn aus dem Wagen, und brachten das Fahrzeug in ihre Gewalt.

Der Mann sagte, dass die Türen von beiden Seiten gleichzeitig aufgerissen wurden. Zudem habe er im Laderaum Geräusche gehört, weshalb die Ermittler von mindestens zwei, möglicherweise auch mehr Tätern ausgehen. Mindestens einer soll dunkelhäutig gewesen sein und Englisch mit Akzent gesprochen haben. Eine Vertreterin des Außenministeriums in London räumte ein, dass ein "schwerwiegender Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen" den Raub ermöglicht habe. Die Pässe seien für Fälscher aber praktisch wertlos, da sie moderne Sicherheitschips hätten, in denen die Daten der Passinhaber elektronisch eingetragen werden müssten. Bei einer Prüfung würde auffallen, dass die Eintragungen in den Ausweispapiere nicht auch auf dem Chip enthalten sind.

Fälschung kann in vielen Ländern nicht überprüft werden

Sicherheitsexperten erklärten hingegen, die Pässe könnten in etlichen Ländern ohne moderne Prüfmöglichkeiten zum Beispiel zur Eröffnung von Bankkonten unter falschem Namen verwendet werden. "Es gibt da draußen Leute, die können in diese Pässe sehr echt wirkend Namen und Daten hineindrucken", sagte Steve Beecroft, ein Sicherheitsexperte, der das britische Innenministerium berät. Bei einer Einreise nach Großbritannien würden die Fälschungen an der Grenze zwar erkannt werden. In vielen Ländern und Institutionen gebe es solche Möglichkeiten jedoch nicht.

Die Pässe sollten eigentlich von der Druckerei zum Luftwaffen-Flugplatz Northolt bei London gebracht und von dort zu britischen Botschaften in mehreren Ländern geflogen werden. Nach Bekanntwerden des Raubes gerieten die zuständigen Behörden in die Kritik. Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass britische Behörden in letzter Zeit mehrfach Datenträger mit personenbezogenen Angaben von Millionen von Bürgern abhandengekommen waren.

Keith Vaz, der Vorsitzende des für Nationale Sicherheit zuständigen Parlamentsausschusses, forderte eine umfassende Aufklärung und eine Überprüfung aller Sicherheitsvorkehrungen im Zusammenhang mit Pässen. Dass solche Dokumente derartig einfach geraubt werden konnten, sei "völlig inakzeptabel". (mpr/dpa)

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