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Großbritannien: Streit um Hochzeit zweier schwuler Priester

Die anglikanische Kirche von England steht vor einer Zerreißprobe: Zum einen schließen zwei homosexueller Priester die Ehe miteinander und zum anderen wollen Frauen in das Bischofsamt.

Der Bischof von London, Richard Chartres, hat eine Untersuchung angeordnet, nachdem zwei anglikanische Priester im vergangenen Monat in einer traditionellen Hochzeitszeremonie getraut wurden, wie britische Medien am Montag berichteten.

Die Trauung der homosexuellen Pfarrer sei weder von der Diözese noch von der Church of England London genehmigt worden, hieß es in einer Erklärung des Londoner Bischofs. Geleitet wurde die Zeremonie von Priester Martin Dudley, der seine Entscheidung verteidigte: "Ich wurde von meinem Freund und Kollegen gefragt, ob ich die Eheschließung leiten wolle. Natürlich wollte ich. Ich wollte aber sicher nicht meinen Bischof herausfordern. Ich habe die Trauung geleitet als pastorale Seelsorge für meinen Freund."

Es handelte sich dabei keineswegs um die erste Eheschließung eines homosexuellen Paares in der anglikanischen Kirche. Bisher haben die Bischöfe gleichgeschlechtliche Trauungen aber stets ignoriert, da diese in einem kleineren Rahmen geschlossen wurden und nicht an eine traditionelle Hochzeitsmesse erinnerten. Bei der Trauung der beiden Priester im vergangenen Monat seien aber Ringe getauscht und Treueschwüre abgegeben worden.

Langwieriges Zulassungsverfahren für angehende Bischöfinnen

Die Querelen um die Hochzeitszeremonie kommen für die anglikanische Kirche zu einem ungünstigen Zeitpunkt, mitten in die seit Jahren schwelenden Auseinandersetzungen um Frauen im Bischofsamt. 2005 hatte die Generalssynode der Anglikaner beschlossen, die Bischofsweihe für Frauen in der Church of Enlgand zuzulassen. Allerdings ist das Zulassungsverfahren langwierig, so dass es vermutlich noch einige Jahre dauern wird, bis die erste Frau zur Bischöfin geweiht wird.

Auf der nächsten Synode im Juli in York steht das Thema wieder ganz oben auf der Tagesordnung. Konservative Geistliche wollen besondere Rechte erstreiten, so sollen beispielsweise ortsungebundene Diözesen speziell für die Gegner der Bischöfinnenweihe geschaffen werden. Allerdings haben sich das Oberhaupt der Anglikaner und Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, sowie der Erzbischof von York, John Sentamu, bereits gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Dafür gebe es keine Mehrheit.

Sollte die Synode den konservativen Geistlichen nicht entgegenkommen, könne es "ernsthafte Schwierigkeiten" geben, warnte ein Sprecher eines Zusammenschlusses konservativer Geistlicher der Church of England, der größten anglikanischen Kirchengemeinschaft weltweit. Das betreffe rund 500 Kirchenmänner. "Ich kann keine Gedanken lesen, aber für mich sieht es so aus, als würden viele davon abdanken wollen." (imo/dpa)

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