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Großbritannien: War Shannon Gefangene eines Kinderschänders?

Wochenland wurde die neunjährige Shannon gefangen gehalten. Nach ihrer Befreiung sind am Sonntag in Großbritannien schlimme Befürchtungen über den Entführer laut geworden. Nach Aussagen seiner Ex-Frau soll er pädophile Neigungen haben.

Berichte der Ex-Frau des 39-Jährigen legen nahe, dass der als gewalttätig und drogenabhängig beschriebene Mann das Kind während seiner 24 Tage währenden Gefangenschaft missbraucht haben könnte. Die Polizei setzte am Sonntag die Befragung des Kindes und die Vernehmung des mutmaßlichen Entführers fort.

Dessen 37-jährige Ex-Frau hat Reportern von ausgeprägten pädophilen Neigungen ihres früheren Mannes berichtet. Er habe einst sogar seinen eigenen zwei Töchtern nachgestellt. Ihre sieben Ehejahre mit dem Verdächtigen, den die Polizei seit Freitagabend vernimmt, seien "die Hölle" gewesen, sagte die Frau der Sonntagszeitung "News of the World". Er habe sie immer wieder gezwungen, sich für Sex als Schulmädchen zu verkleiden.

Welche Rolle spielt die Mutter?

Die Zeitung "Mail on Sunday" berichtet, der Mann habe bei seiner Vernehmung angegeben, dass die 32-jährige Mutter von Shannon bei der Entführung der Tochter eine Rolle gespielt habe. Der Mann ist ein Onkel des 22-jährigen Stiefvaters von Shannon. Die Familie, die in ärmlichen Verhältnissen in einer Sozialbausiedlung der mittelenglischen Ortschaft Dewsbury lebt, weist bislang jeden Verdacht von sich. Ein Polizeisprecher sagte, die Angaben des Entführers "könnten Lügen sein, aber wir müssen jedem Hinweis nachgehen".

Derweil setzt die Polizei die Befragung der Neunjährigen fort, deren Mutter und Stiefvater zunächst nur ein auf wenige Minuten begrenztes Wiedersehen mit dem Kind erlaubt wurde. Gemeinsam mit Kinderpsychologen wollen die Ermittler so behutsam wie möglich die mysteriösen Umstände ihres Verschwindens und ihres Aufenthaltes bei dem 39-jährigen klären. Bewaffnete Polizisten hatten die von manchen längst totgeglaubte Neunjährige am Freitag aus ihrem Versteck in der Wohnung des mutmaßlichen Entführers befreit. Der Mann hatte das Kind und sich selbst im Bettkasten seines Schlafsofas versteckt, als Polizisten sein Haus stürmten. Es liegt nur rund 1,5 Kilometer vom Wohnhaus der Familie Shannons entfernt. Die Entdeckung ihres Aufenthaltes durch die Polizei nach einer mehr als dreiwöchigen intensiven Suche war Zufall.

Mehr als 300 Polizisten waren auf der Suche

Für die Suche nach dem Kind, an der das ganze Land auch aufgrund einer breiten Berichterstattung in den Medien Anteil nahm, wurden zeitweise mehr als 300 Polizisten und Kriminalisten eingesetzt. Es war die umfangreichste Polizeiaktion im Inselkönigreich seit Ende 2006 hunderte Beamte in Ostengland den Mörder von fünf Prostituierten jagten. Freunde und Verwandte von Shannon halfen mit Postern und Plakaten bei der Suche, in der Kirche wurde für sie gebetet. Anteilnahme zeigte auch das Ehepaar McCann, die Eltern der im Mai vergangenen Jahres in Portugal verschwundenen dreijährigen Madeleine. (mfa/dpa)

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