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Jahrelang passierte fast gar nichts. So sah es vor einem Jahr am „Ground Zero“ in New York aus. Inzwischen ist das 9/11-Museum so gut wie fertig. Und dem One-World-Tradecenter fehlen nur noch ein paar Stockwerke.

© picture alliance / dpa

Ground Zero: Wo Hoffnung in den Himmel wächst

Zum zehnten Jahrestag der Anschläge soll die Baustelle „Ground Zero“ in New York wieder vorzeigbar sein.

Fast zehn Jahre ist es her, dass Terroristen zwei Passagiermaschinen in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center flogen und 2749 Menschen in den Tod rissen. Ein Schicksalstag für New York, von dem sich die Stadt – und vor allem das Stadtbild – nur schleppend erholte. Jahrelang passiert nichts auf dem Gelände, das „Ground Zero“ genannt wird. Erst in den vergangenen zwei Jahren kam man in die Gänge, jetzt ragen die ersten Wolkenkratzer in den Himmel. Bis in sechs Wochen, zum Jahrestag, soll die berühmteste Baustelle der Welt vorzeigbar sein.

Die Bauarbeiter im und um das streng geschützte Gelände sind guter Dinge. „Jede Woche setzen wir ein neues Stockwerk drauf“, sagt Mike, ein Mittvierziger, der ganz oben auf dem One-World-Tradecenter Stahlträger setzt. Die prominente Adresse trägt der mittlerweile fast 80 Stockwerke hohe Turm übrigens erst seit kurzer Zeit. Zunächst hatte man den Vorzeigeturm des sieben Hektar großen Areals ganz amerikanisch „Freedom Tower“ getauft – Freiheitsturm. Doch nach Ablauf der Ära Bush, die von so lauten wie leeren Patriotismen geprägt war, schaltete man einen Gang zurück: Der theatralische Name verschwand, dafür wurde nun endlich gearbeitet.

Zuvor hatte jahrelang Stillstand geherrscht und die Nerven der New Yorker strapaziert. Die staatliche Hafenbehörde Port-Authority als Eigentümer des Areals und der Pächter, der New Yorker Immobilienmogul Larry Silverstein, konnten sich nicht auf ein Design für die Bebauung einigen. Dann gab es Streit mit den Hinterbliebenen der Opfer, die ihrerseits in stadtplanerische Aspekte eingreifen wollen, ein größeres Museum forderten und in Einzelfällen sogar verlangten, dass der „heilige Boden“ nie mehr bebaut würde.

Als man drei Jahre nach dem Anschlag endlich den ursprünglichen Siegerentwurf des Architekten Daniel Libeskind mit der Idee des Konkurrenten David Child kombiniert und damit einen, wenn auch umstrittenen Bebauungsplan festgelegt hatte, liefen die Maschinen wieder – aber nur für kurze Zeit. Immer wieder fanden Bauarbeiter auf dem Gelände von „Ground Zero“ und den angrenzenden Gebäuden Knochensplitter. Immer wieder mussten sie die Arbeit unterbrechen und genetische Untersuchungen abwarten. Man wollte nicht bauen, solange auch kleinste Teile der Opfer nicht bestattet waren.

Als 2006, immerhin fünf Jahre nach 9/11, endlich die Grundsteinlegung erfolgte, war auch das kein wirklicher Startschuss. Jedenfalls nicht für die New Yorker, die endlich Türme wachsen sehen wollten. Gute zwei Jahre lang dauerte es, bis Bauarbeiter die „Badewanne“ repariert und stabilisiert hatten, die das Fundament des neuen Handelszentrums vor den Fluten des nahen Hudson River schützt. Erst 2008, nach sieben langen Jahren, wurden die ersten Stahlträger geliefert. Seither geht es Schlag auf Schlag.

Der Hauptturm, eben das One-World- Tradecenter, ragt nun stolz in den New Yorker Sommerhimmel. Die Wolken spiegeln sich in einer blanken Spiegelverglasung, während eine Ecke weiter die Hausnummern 3 und 4 wachsen. Das 9/11-Museum ist so gut wie fertig. Vom nahen West-Side-Highway aus kann man die Außenfassade gut erkennen, und drinnen stehen schon die ersten Ausstellungsstücke: ein Feuerwehrauto, das bei den Anschlägen zerstört wurde, und das Stahlträger-Kreuz, das Bauarbeiter in den Ruinen der Türme fanden und das in den vergangenen fünf Jahren tausende von Gläubigen zur Andacht an eine nahe gelegene Kirche geführt hat.

Um das Museum herum wurden bereits hunderte von Bäumen gepflanzt, die Wasserfälle in den „Footprints“ – den Umrissen der früheren Türme – funktionieren. Getestet hat man das vor zwei Monaten, als Präsident Barack Obama in der Stadt war und einen Kranz niederlegte. In sechs Wochen wird er wohl dabei sein, wenn die Hinterbliebenen während der traditionellen Gedenkfeier die Namen aller Opfer verlesen. Hinter ihnen steht dann der beeindruckende Turm, auch wenn ihm noch ein paar Stockwerke fehlen. Insgesamt sollen es 120 werden, das ganze Gebäude wird am Schluss 541 Meter hoch sein. Das wären dann - mit Antenne - 1776 amerikanische Fuß, die Zahl erinnert an die Gründung der USA und die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung.

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