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Panorama: Haft für Frauchen

Das sagen sie alle. "Mein Hund ist liebevoll, gefügig, freundlich und gut.

Das sagen sie alle. "Mein Hund ist liebevoll, gefügig, freundlich und gut." Auch Marjorie Knoller war angeblich nie in den Sinn gekommen, dass ihr "Bane" - ein knapp sechzig Kilogramm schwerer Kampfhund der Sorte Presa Canario - jemals einen Menschen zerfleischen würde. Doch am 26. Januar diesen Jahres passierte es. Im Flur eines vornehmen Appartementhauses in San Francisco fiel "Bane" plötzlich über eine Nachbarin her. Der zweite Hund "Hera", ebenfalls ein Presa Canario, kläffte die ganze Zeit. Am Ende der grausamen Metzelei verblutete die junge Frau. Von Kopf bis Fuß war sie mit 77 Bisswunden übersät. Am Donnerstag wurden die 46-jährige Hundehalterin und ihr 60-jähriger Ehemann Robert Noel, zwei äußerst exzentrische Rechtsanwälte, des Totschlags für schuldig befunden. In Kalifornien ist es das bislang härteste Urteil dieser Art. Der Frau drohen nun zwischen 15 Jahre Haft und lebenslänglich, ihr Mann muss voraussichtlich für vier Jahre hinter Gitter. Als das Urteil der zwölf Geschworenen verkündet wurde, brachen die Angehörigen des Opfers in Tränen aus. Einige hielten ein Foto der blonden, 33-jährigen Sportlehrerin Diane Whipple in der Hand. Ihre Lebenspartnerin sagte, sie fühle sich erleichtert. Das Strafmaß wird am 10. Mai verkündet.

Der fünfwöchige Prozess gegen die Hundehalter hatte in den USA einigen Wirbel ausgelöst. Da war zum einen die Brutalität der Hunde und die Dreistigkeit der Täter. Robert Noel, der zur Tatzeit nicht anwesend war, beschuldigte gar das Opfer, selbst schuld an seinem Schicksal gewesen zu sein. Diane Whipple habe womöglich das falsche Parfum benutzt, schrieb er in einem Brief, oder als Sportlerin Steroide zu sich genommen, die den Geruchssinn der Hunde gereizt hätten. Weil solche Frechheiten die Bewohner von San Francisco empörten, musste die Verhandlung nach Los Angeles verlegt weden, um den Angeklagten einen fairen Prozess zu garantieren. Später behauptete dann Marjorie Knoller, sie habe sich schützend zwischen das Opfer und die Hunde geworfen. Dagegen fuhr die Anklage insgesamt dreißig Zeugen auf, die bestätigten, dass die Hunde "gefährliche Waffen" gewesen waren.

Zum anderen war das Verfahren spektakulär, weil das Anwaltspaar die beiden Hunde von Neonazis übernommen hatten. Einer davon, ein Mitglied der "Arischen Bruderschaft", soll die Kampfhunde gezüchtet haben, um sie an mexikanische Drogenhändler zu verkaufen. Briefe wurden verlesen, in denen Robert Noel über das spätere Opfer seiner Hunde schrieb, sie sei ein "kleines blondes Mäuschen" und allen "Nachbarn, die wegen der Hunde nicht in diesem Haus leben wollen", einen Umzug nahelegte. Solche Details trugen zu dem harten, aber gerechten Urteil bei.

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