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Haiti: Tage für Wunder

Eine Woche nach dem Erdbeben wurden noch drei Menschen gerettet.

Port-au-Prince - Rettungskräfte haben eine Woche nach dem Erdbeben zwei Frauen und ein Baby lebend aus den Trümmern bergen können. Es grenzt an ein Wunder. Die Chancen, nach mehr als drei Tagen Verschüttete zu retten, sind wegen der Dehydrierung gering.

In Port-au-Prince wurde eine etwa 70 Jahre alte Frau aus den Trümmern einer zerstörten Kathedrale gerettet. Sie habe gesungen, als sie herausgezogen wurde, berichtete eine Mitarbeiterin der britischen Hilfsorganisation Christian Aid.

Aus den Ruinen eines Supermarktes bargen Helfer zudem eine 25-jährige Frau. Sie sei bei Bewusstsein, es gehe ihr den Umständen entsprechend gut, sagte ein Helfer der Nachrichtenagentur AFP. In Jacmel im Süden Haitis entdeckten Helfer ein 23 Tage altes Baby unter einem eingestürzten Haus, wie ein Korrespondent des französischen Radiosenders France Inter berichtete. Drei französische Rettungstrupps brauchten demnach fünf Stunden, um zu dem Mädchen vorzudringen. Es habe keinerlei äußere Verletzungen gehabt und sei wohlauf. Ein Helfer verwies in dem Bericht darauf, dass Kleinkinder oft größere Überlebenschancen hätten, weil sich ihr Stoffwechsel in Stresssituationen verlangsame und sie so länger ohne Nahrung und Wasser auskommen könnten.

Insgesamt wurden seit dem Beben am Dienstag vergangener Woche mehr als 120 Überlebende geborgen, wie das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) mitteilte. Schätzungen zufolge kamen rund 75 000 Menschen ums Leben, 250 000 weitere wurden verletzt. Etwa 1,5 Millionen Menschen sind obdachlos. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärte, leben rund 370 000 Menschen in 300 improvisierten Lagern in der Hauptstadt, in denen es keinen Wasserzugang gibt. Viele Menschen hätten aber Port-auPrince verlassen und seien bei Freunden oder Familie in anderen Städten untergekommen.

Die internationalen Hilfslieferungen unter dem Schutz der US-Armee gewannen langsam an Fahrt, die Sicherheitslage war jedoch wegen Plünderungen weiter prekär. Dabei kommt es immer wieder zu Schusswechseln. Fabianne Geismar, ein 15-jähriges Mädchen, wurde erschossen, als es versuchte, Nahrungsmittel aus einem eingestürzten Laden zu entwenden. Ladenbesitzer und Privatwächter treten verstärkt mit Schusswaffen in der Öffentlichkeit auf. Bei den Plünderungen muss unterschieden werden zwischen Leuten, die auf Nahrungssuche sind und Gruppen bewaffneter Männer, die marodierend durch die Straßen ziehen. Bilder zeigen heftige gewalttätige Auseinandersetzungen dieser Männer, die Angst verbreiten und sich rücksichtslos durchsetzen.

Angesichts dieses Klimas der Angst versuchen die Menschen, aus Port-auPrince zu flüchten, wenn sie das können.

Der haitianische Botschafter in den USA, Raymond Joseph, forderte, es dürften keine Hilfspakete mehr aus der Luft abgeworfen werden. Dies führe zu Chaos, zudem setzten sich die Starken unter den Bedürftigen durch, sagte er AFP.

In manchen Vierteln der Wohlhabenden liegen die Nerven blank. Die Menschen haben sich bewaffnet. In der Nacht zum Mittwoch kam es zu heftigen Schießereien, angeblich zwischen Menschen, die einen Sarg transportierten, und Bewaffneten, die die Häuser bewachen. Diese hätten angenommen, dass die Trauernden eine Leiche in dem Viertel entsorgen wollten.

Es gibt aber auch andere Berichte. So lässt eine überlebende Villenbesitzerin in dem Stadtteil Petion Ville mehrere Familien aus einem benachbarten Elendsviertel auf ihrem Tennisplatz vor der kaputten Villa campieren. In dieser Gegend geht es völlig friedlich zu. AFP/dpa

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