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© dpa

Hamburg: Trauer um 16-jähriges Mädchen nach Ehrenmord

Mit einem Trauerzug zum Tatort in der Hamburger Innenstadt haben mehrere Menschen den Ehrenmord an einer 16-jährigen Deutsch-Afghanin angeprangert. Ihr Bruder hatte sie brutal umgebracht.

Das junge Mädchen war in der Nacht zum Freitag von ihrem 23-jährigen Bruder mit mehr als 20 Messerstichen getötet worden. Der geständige Mann kam am Samstag wegen Mordes in Haft. Ob die aus Afghanistan stammende Familie von seinen Tötungsplänen wusste, blieb zunächst unklar.

Der Bluttat war ein langer Streit zwischen dem Mädchen und seiner Familie vorausgegangen, weil die 16-Jährige sich den strengen Regeln und dem patriarchalischen Familienverständnis nicht beugen wollte. Auf eigenen Wunsch war sie ausgezogen und lebte zuletzt in einem Jugendhaus. Ihr von der Polizei als "Intensivtäter" bezeichneter Bruder war bereits im vergangenen Jahr auf seine Schwester losgegangen und hatte sie zusammengeschlagen. Er war zwölf Stunden nach dem Mord festgenommen worden.

"Kein religiöser, sondern ein patriarchalischer Exzess"

In Deutschland sind wiederholt Frauen der zweiten oder dritten Einwanderer-Generation misshandelt oder getötet worden, weil sie "Schande über die Familie" gebracht haben sollen. Die Ermordung der Deutsch-Türkin Hatin Sürücü im Februar 2005 in Berlin brachte eine Debatte über Ehrenmorde und die Unterdrückung muslimischer Frauen in Gang. Wie die 23-jährige Berlinerin mussten in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland mehr als 40 Frauen sterben, weil sie aus Sicht der Familie traditionelle Normen und Regeln verletzt hatten. Nach Überzeugung der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes sind die Taten "kein religiöser, sondern ein patriarchalischer Exzess". (kj/dpa)

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