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Babyklappe

© dpa

Hannover: Musste Kind wegen defekter Babyklappe sterben?

Der tote Säugling, der Anfang Januar in Hannover an einer Babyklappe gefunden wurde, gibt weiter Rätsel auf. Ein Gutachten brachte nun ans Licht, dass sich die Klappe nicht entsprechend der Anleitung öffnen ließ.

"Der Hinweis lautete "Ziehen". Aber mit Ziehen ließ sich die Klappe nicht öffnen", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker. Man habe zuvor noch gegen die Klappe drücken müssen.

Woraus diese Probleme beim Öffnen resultieren, müssten nun Sachverständige klären. "Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen", meinte Söfker. Möglich sei, dass die frostige Kälte in der fraglichen Nacht eine Rolle gespielt hat. Nun müsse sorgfältig geprüft werden, ob sich "weitere Verantwortlichkeiten" ergäben. Betreiber der Klappe ist das Netzwerk "Mirjam", das von der evangelischen Landeskirche und der Diakonie koordiniert wird.

Landesbischöfin Margot Käßmann sagte: "Falls die Person, die das Kind dort abgelegt hat, die Klappe nicht öffnen konnte, wäre das eine Tragödie." Sie selbst habe ausprobiert, ob der Mechanismus leicht genug funktioniere. Dass bereits sieben Kinder in dem Babykörbchen abgelegt worden seien, zeige, "dass sich der Mechanismus der Klappe auch in angespannter persönlicher Situation als handhabbar erwiesen hat". Auf jeden Fall würden nun aus dem Gutachten des Landeskriminalamts und der Dekra Konsequenzen gezogen. Es gebe bereits Überlegungen, nur mit Piktogrammen zu arbeiten, um etwaige Sprachprobleme auszuschließen.

Polizei ermittelt gegen unbekannt

Wie ein Sprecher der Landeskirche sagte, käme das gesamte Konzept der Babyklappe auf den Prüfstand, an der Einrichtung solle aber festgehalten werden. Im August habe es die letzte Wartung der Babyklappe gegeben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt indes weiter gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung. Die Eltern des toten Jungen sind noch immer nicht gefunden worden. "Es ist eine Vielzahl von Hinweisen eingegangen. Aber es hat sich noch nichts verdichtet", sagte Söfker. Derzeit würden alle Taxifahrer angeschrieben, ob sie in der Neujahrsnacht Verdächtiges beobachtet haben. Auch Busfahrer, die zu der Zeit Dienst hatten, würden ermittelt.

Der kleine Junge war, eingewickelt in ein Frotteetuch, am 2. Januar auf Treppenstufen nahe der Babyklappe in einer Klinik gefunden worden. Auf Wunsch Käßmanns erhielt er den Namen Mose. Er soll an diesem Freitag beigesetzt worden. (imo/dpa)

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