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Panorama: „Harmonisch und gelungen“

Die Frage, ob Frauen bei einem feierlichen Empfang der Queen Hosen tragen dürfen, löst Wirbel aus

Dürfen Frauen bei einem Empfang von Königin Elizabeth II. Hosen tragen? Wie berichtet, hatte Bundeskanzlerin Merkel das in London getan. Eine Bemerkung im Tagesspiegel, dass das nicht die Etikette bei feierlichen Anlässen am königlichen Hof erfülle, löste Wirbel aus. Das Bundespresseamt teilte gestern auf Nachfrage mit, der Hosenauftritt sei mit dem britischen Außenministerium abgesprochen gewesen. Vizeregierungssprecher Thomas Steg erklärte gestern außerdem gegenüber Nachrichtenagenturen, Protokollexperten hätten sich bei Merkels Büro bislang nicht gemeldet, „schon gar nicht indigniert“. Das Auftreten der Kanzlerin in London sei insgesamt „rund, harmonisch und gelungen“ gewesen – „inklusive der Bekleidung“. Merkel habe sich mehr um die Regulierung von Hedgefonds gesorgt, als „über die Saumlänge von Röcken zu diskutieren“. Es sei ohnehin immer wieder festzustellen, dass über die Krawattenfarben der Herren weniger diskutiert werde als über die Kleiderwahl der Damen. Das hatte auch Merkel bei der früheren Diskussion über ihr Dekolleté angemerkt. Um weiteren Diskussionen vorzugreifen, lieferte Steg eine kurze Abhandlung über Merkels Modestil gleich mit. Merkels Kleidung sei stets „angemessen“ und entspreche häufig ihrer „inneren Verfassung“ – mal farbenfroher, mal etwas gedeckter. Der Buckingham-Palast, der niemals Kleidung von Gästen negativ kommentieren würde, erklärte auf Nachfrage der Agentur AP: „Es gab keinen Verstoß gegen das Protokoll. Es gab keine speziellen Kleidervorschriften. Es war ein normaler Empfang im Buckingham-Palast.“

Im Standardwerk „Greeting a member of The Royal Family“ steht zwar: „Es gibt keine verpflichtenden Verhaltensvorschriften für ein Treffen mit der Queen.“ Allerdings fügt das Werk süffisant an: „Aber viele Menschen halten sich an die traditionellen Formen“– ein Hinweis darauf, dass es Regeln gibt. Daran fühlte sich auch Michelle Obama gebunden, die das „kleine Schwarze“ trug. Dafür verstieß sie gegen Regeln, als sie den Arm auf die Schultern der Queen legte. US-Medien hatten das debattiert, weil niemand die Königin ungefragt anfassen soll. os/ddp

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