zum Hauptinhalt

Panorama: Havarie in der Ostsee: Tausende Vögel verendet

Vier Tage nach der Tankerhavarie in der Ostsee hat die Ölpest mindestens rund 2500 Vögel getötet. 25 000 Tiere seien in den nächsten zwei Wochen bedroht, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF am Montag.

Vier Tage nach der Tankerhavarie in der Ostsee hat die Ölpest mindestens rund 2500 Vögel getötet. 25 000 Tiere seien in den nächsten zwei Wochen bedroht, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF am Montag. Die norddeutschen Bundesländer und Tourismusverbände forderten strengere Sicherheitsbestimmungen für die Ostsee. Unterstützt von der dänischen Reservegarde kämpften mindestens 400 Helfer auf offener See und an den Stränden gegen das Öl. Nach Angaben der dänischen Ermittlungsbehörden verursachte vermutlich ein Ausfall des Steuerruders des Unglückstankers "Baltic Carrier" den Zusammenstoß. Vor der Kollision am vergangenen Donnerstag habe der Tanker Kontakt mit dem entgegenkommenden Frachter gehabt. Kurz bevor die Schiffe aneinander vorbeifahren konnten, sei das Ruder der "Baltic Carrier" vermutlich aus technischen Gründen ausgefallen. Der Tanker drehte backbord (nach links) und geriet in die Fahrtrichtung des Zuckerfrachters "Tern", hieß es in einem ersten Bericht. Teilweise hoben die Helfer die Ölfladen mit bloßen Händen auf. Bei der nun zu Hilfe gerufenen Reservegarde handelt es sich um eine insgesamt 50 000 Mitglieder starke Truppe, die dem dänischen Militär zugeordnet ist. Dänische, deutsche und schwedische Reinigungsschiffe waren pausenlos im Einsatz. Die Europäische Union schickte Spezialisten zur Hilfe im Kampf gegen die Ölkatastrophe nach Dänemark. Auf Wunsch der dänischen Behörden wurden zwei französische Experten und ein Fachmann der EU-Kommission entsandt.

Das dänische Ornithologische Instituts ging von bis zu 5000 stark gefährdeten Vögeln durch den auf dem Wasser treibenden Ölschlamm aus. "Wir haben auch außerhalb der eigentlich verschmutzten Gebiete bereits tote Vögel gefunden", sagte Vogelbeobachter Palle Rassmussen. Eider- und Meeresenten, aber auch Schwäne, Gänse und Lachmöwen sind nach WWF-Angaben am meisten von der Ölkatastrophe betroffen. Weite Teile des verdickten Öls sind nach Expertenansicht bereits auf den Meeresboden gesunken. Über die Gefahren dieses Öls für die Fischwelt gingen die Meinungen am Montag auseinander. Dorsch, Hering, Flunder und Scholle seien stark gefährdet, sagte Ostsee- Experte Otto Rechlin von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Rostock. "Der Hering legt seine Eier in dichten Schichten am Grund oder an Wasserpflanzen ab", sagte Rechlin. Die Eier seien dort unmittelbar in Gefahr. Gefangener Fisch könne zudem unbrauchbar sein. Langfristig werde sich das abgesunkene Öl jedoch großräumig verteilen und keine größeren Schäden hervorrufen, sagte Professor Gerhard Kortum vom Institut für Meereskunde der Kieler Universität.

Der finnische Öltanker "Tervi" begann am Montag nach dänischen Medienberichten damit, das Restöl aus dem havarierten Tanker "Baltic Carrier" abzupumpen. Binnen 40 Stunden sollten die rund 30000 Tonnen Öl aus dem Tanker gepumpt werden.

Die Strände Mecklenburg-Vorpommerns seien wegen günstigen Wetters nicht bedroht, berichtete das Bundesverkehrsministerium. Die touristisch stark genutzten dänischen Badestrände sind nach Einschätzung des Dänischen Fremdenverkehrsamtes nicht betroffen.

Die Innenminister und -senatoren der norddeutschen Bundesländer forderten vom Bund die rasche Einrichtung eines Havariekommandos. Die Minister und Senatoren forderten die Bundesregierung dazu auf, die nötigen Entscheidungen für die Einrichtung einer Seewache herbeizuführen, teilte das Schweriner Innenministerium mit. Das Bundesverkehrsministerium bekräftigte, dass die Sicherheitsmaßnahmen auf deutscher und europäischer Ebene verbessert werden müssten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false