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Wasser marsch auf den havarierten Frachter mit der Düngemittel-Ladung nahe Helgoland.

© Reuters/Havariekommando

Havarierter Frachter nahe Helgoland: An der Küste riecht’s nach Dünger

Ein havarierter Frachter bei Helgoland beunruhigte die Bevölkerung an der Nordseeküste. Es wurde sogar befürchtet, dass die Fracht explodieren könnte. Doch nun scheint die größte Gefahr gebannt zu sein.

Zunächst klang alles harmlos: Auf dem Frachter „Purple Beach“ sei es „zu einer Rauchentwicklung in einem der Laderäume“ gekommen, teilte das gemeinsame Havariekommando des Bundes und der Küstenländer mit. Etwas aufhorchen ließ lediglich der Hinweis, dass das auf der Nordsee havarierte 192 Meter lange Schiff Düngemittel geladen habe. Die nächste Pressemitteilung wirkte schon etwas dramatischer: Wegen gesundheitsgefährdender Dämpfe sei die Besatzung zusammen mit den ersten eingetroffenen Rettungskräften vorsorglich in Krankenhäuser geflogen worden – insgesamt 36 Personen. Inzwischen wurden alle wieder entlassen.

Am Mittwochmorgen spitzte sich die Lage vorübergehend zu. Das Havariekommando (HK) gab eine öffentliche Warnung heraus: Die Bevölkerung zwischen Langeoog und Cuxhaven solle vorsichtshalber Fenster und Türen schließen. Mancherorts roch es an der Küste bereits nach Dünger. Allerdings konnten die Behörden nach eigenem Bekunden keine gefährlichen Konzentrationen in der Luft feststellen.

Unklar ist bisher, ob die weiße Qualmwolke, die von dem der Hamburger Reederei MACS gehörenden Schiff ausgeht, tatsächlich von einem Brand stammt oder von einer chemischen Reaktion im Laderaum. Die Einsatzkräfte wagen nicht nachzuschauen, denn bei einem Öffnen der Luken könnte die plötzliche Sauerstoffzufuhr unkontrollierte Reaktionen auslösen. Anfangs befürchtete das HK sogar Explosionsgefahr und richtete deshalb eine Sicherheitszone ein: Flugzeuge und Schiffe mussten fünf Kilometer Abstand halten. Am Mittwochnachmittag kam dann aber die Entwarnung: Der Hersteller des Düngemittels habe versichert, dass der Stoff nicht explodieren könne, sagte HK-Sprecher Michael Friedrich dem Tagesspiegel. Die Einsatzboote konnten am Mittwochnachmittag wieder näher an die „Purple Beach“ herankommen. Anfangs hatten ihre Löschkanonen nur einen Sprühnebelteppich über das Schiff gelegt, dann konnten sie das Deck wassern, um es so weit abzukühlen, damit wieder Menschen an Bord gehen können. Die Rauchwolke ist kleiner geworden.

Der führungslose Havarist liegt immerhin sicher vor Anker, 30 Kilometer westlich von Helgoland und ungefähr 40 Kilometer nördlich der ostfriesischen Inseln. Wie schwer die Umweltschäden wären, falls die 20 000 Tonnen Düngemittel Marke Nitrophoska und die 1300 Tonnen Treibstoff in die Nordsee gelangen, mag die Einsatzleitung nicht beurteilen. Sprecher Friedrich sagte: „Das wäre der berühmte Blick in die Glaskugel.“ Zumindest hält er Nitrophoska für nicht besonders gefährlich: „Das verteilt man auch auf dem Rasen zuhause.“

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