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Joker

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Heath Ledgers Vermächtnis: Ein Joker für Hollywood

Der neue Batman-Film mit Heath Ledger legt den besten Kinostart aller Zeiten hin. US-Medien stilisieren den Schauspieler zu einem modernen James Dean.

Im Abspann gibt es nur einen kurzen Hinweis. „In Gedenken an unsere Freunde Heath Ledger & Conway Wickliffe“ heißt es da nach zwei Stunden und 32 Minuten fulminanten Filmvergnügens mit „The Dark Knight“, dem Batman- Film, der in den USA derzeit Rekorde bricht. Während Conway Wickliffe, einen Experten für Spezialeffekte, der im September bei einem Unfall starb, nur Insider kennen, bot die traurige Geschichte des im Januar an einer Überdosis Tabletten ums Leben gekommenen Ledgers eine umfänglich genutzte Möglichkeit für eine riesige Marketingkampagne. Schließlich ist es die letzte Rolle des Mannes, der mit „Brokeback Mountain“, dem Drama über schwule Cowboys, berühmt wurde und dann schon im Alter von 28 Jahren starb. Von den Medien in den USA wird er nun oftmals zu einem modernen James Dean stilisiert.

Die Rechnung ging auf: Das Interesse an Christopher Nolans „The Dark Knight“, dem inzwischen sechsten Batman-Film, war so groß, dass im Internet Kinokarten bis zu 150 Dollar gehandelt wurden. Insgesamt 155,3 Millionen Dollar nahm der Film an seinem Eröffnungswochenende ein – das sind 4,2 Millionen Dollar mehr als „Spiderman 3“, der im vergangenen Jahr einen neuen Rekord aufstellte. Wenn man die Inflation berücksichtigt, verkaufte „The Dark Knight“ zwar wahrscheinlich etwas weniger Tickets als die dritte Fortsetzung der Geschichte des Spinnenmannes, aber so genau nehmen das nur wenige.

Stattdessen feiert sich das Kino. Weil auch die anderen Neuerscheinungen erfolgreich anliefen und das vergangene Wochenende als das lukrativste überhaupt in die Filmgeschichte eingehen könnte, sehen sich die großen Studios in Hollywood in ihrem alten Glauben bestätigt, dass ihnen nichts etwas anhaben könne. Weder eine Krise auf dem Immobilienmarkt noch ein in die Höhe schnellender Ölpreis und auch die Konkurrenz von Fernsehen und Internet nicht.

„Es gibt einen guten Grund dafür, dass dieser Film den durchschnittlichen Umsatz der letzten fünf Batman-Filme am Eröffnungswochenende verdreifacht hat“, sagt Paul Dergarabedian, Chef von „Media MY Numbers“, das Verkaufzahlen der Branche erhebt, über den Film mit dem verstorbenen Schauspieler. „Ein großer Teil davon ist dem Mythos um Heath Ledger geschuldet, aber auch seiner phänomenalen Schauspielleistung, die diese Aufregung absolut rechtfertigt.“ Regisseur Christopher Nolan, der mit „Batman Begins“ den Comicfilm wiederbelebte, lässt Ledger den „Joker“ spielen, jenen gemeinen, hinterhältigen und unberechenbaren Bösewicht, der einen von Zweifeln an seiner Mission geplagten Batman (Christian Bale) an den Rand seiner Kräfte bringt.

Verglichen mit Ledgers Joker wirkt Jack Nicholsons Interpretation der Rolle vor zwei Jahrzehnten eher wie die eines bösen Clowns. Ledger mit verschmiertem Make-up, dunklen Augen und vernarbten Lachfalten ist schwerer abzutun als ein gemeiner Verrückter. Er kennt keine Skrupel, keine Moral und keine Ziele außer dem, Anarchie zu verbreiten.

Alfred, Batmans Butler, gespielt von Michael Caine, sagt an einer Stelle: „Manche Männer suchen nicht nach irgendetwas Logischem wie Geld. Sie können nicht gekauft werden, nicht erpresst, mit ihnen kann man nicht verhandeln. Manche Männer wollen die Welt einfach brennen sehen.“ Dieser Bösewicht bildet die Basis für Batmans Gutmenschentum – und für einen außergewöhnlich guten Film, sind sich die Kritiker einig. Die „New York Times“ schwärmte: „Egal wie zynisch man über Hollywood denkt, es ist schwierig, sich nicht in einen Film zu verlieben, der Raum für eine Szene macht, in der Joker sich aus dem Fenster eines gestohlenen Polizeiautos lehnt und in den Wind lacht. Die bunten Lichter der Stadt glänzen wie Juwelen.“ Das Fazit der Zeitung: „Er ist nur ein Clown in schwarzem Samt, aber er ist auch eine Art Meisterstück.“

Natürlich wird längst darüber spekuliert, dass Ledger postum den Oscar bekommen könnte, der ihm für seine Rolle in „Brokeback Mountain“ noch verwehrt worden war. Doch jetzt ist erst einmal Sommer, die Oscars werden erst Anfang kommenden Jahres vergeben, und das ist eine lange Zeit. Und vielleicht wäre die höchste Auszeichnung der Filmbranche auch gar nicht so wichtig. Bedeutsamer ist womöglich, was Ty Burr, Filmkritiker des „Boston Globe“, so beschreibt: „Am Ende hat der Film mehr erreicht oder etwas Schwierigeres. Er lässt uns über den dummen Tod eines talentierten Mannes erneut und heftig trauern.“

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