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Gewitterwolke

© David Heerde

Heftige Gewitter: Unwetter wüten über Mitteleuropa

Dramatisch sah der Himmel über Berlin am Donnerstag aus. Unwetterschäden gab es aber vor allem in Brandenburg. Bei schweren Gewittern in ganz Mitteleuropa starben mehrere Menschen.

Schwere Unwetter haben am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag eine Schneise der Verwüstung durch Teile Mitteleuropas gezogen und dabei mehrere Menschen getötet. Die meisten Toten waren in Polen zu beklagen - dort wurden am frühen Freitagmorgen sieben Opfer gemeldet. In Tschechien wurde eine Frau von einem abgerissenen Ast erschlagen. Viele Menschen wurden verletzt.

In Deutschland kam es am Nachmittag und Abend ebenfalls zu teils heftigen Unwettern. In Hessen verunglückte in der Nacht ein Autofahrer bei starken Regenfällen tödlich. Nach Angaben der Polizei in Gießen war der 41 Jahre alte Fahrer mit seinem Kleintransporter auf der regennassen A5 bei Münzenberg ins Schleudern geraten, mit hohem Tempo gegen die Mittelleitplanke geprallt und schließlich aus dem Wagen geschleudert worden. Der vermutlich nicht angeschnalle Fahrer starb noch an der Unfallstelle.

Hagelkörner "so groß wie Würfel"

In Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen stürzten etliche Bäume um, krachten in Fahrzeuge oder Gebäude und blockierten Fahrbahnen und Schienen. Die Feuerwehr musste zahlreiche Keller leerpumpen. Auch Straßen standen unter Wasser. Blitzeinschläge in Nordrhein-Westfahlen und Baden-Württemberg sorgten für Hausbrände mit hohem Sachschaden. In Niederbayern wurden zwei Menschen durch ein losgerissenes Aluminiumdach leicht verletzt. Etliche weitere Dächer wurden abgedeckt und ein Gas-Tank beschädigt. Die Einsatzzentrale Niederbayern registrierte rund 500 Notrufe. Für Berlin und Brandenburg hatte der Deutsche Wetterdienst für Donnerstagabend ebenfalls kräftige Gewitter vorhergesagt. Die Hauptstadt blieb aber von Unwettern verschont und am späteren Abend gab die Feuerwehr Entwarnung. In Brandenburg gab es dagegen teilweise Hagelkörner "so groß wie Würfel". Heftige Winde stürzten Bäume um, berichtete der Lagedienst in Potsdam.

Heftige Regenschauer setzten am Donnerstagabend in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns Straßen unter Wasser und fluteten Häuser. Nach Angaben der Rettungsleitstellen mussten vor allem in Nordwestmecklenburg Feuerwehren ausrücken, um Keller leer zu pumpen und hochgedrückte Gullydeckel zurechtzurücken. Für Mecklenburg-Strelitz und die Stadt Neubrandenburg war eine Unwetterwarnung gegeben worden. Auch dort drückten laut Polizei Sturmböen einzelne Bäume um. Ein Baum traf das Auto eines 25-Jährigen. Der Mann wurde leicht verletzt.

Auch in Nord- und Südbaden hielt ein Unwetter Polizei und Feuerwehr in Atem. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, Äste abgerissen, viele Straßen waren unter anderem im Ortenaukreis zeitweise blockiert. Züge unter anderem zwischen Offenburg und Kehl sowie Richtung Hausach verspäteten sich. Zwischen Bühl und Achern stürzte ein Baum auf ein Wohnwagengespann. Verletzt wurde niemand. Nach Angaben der Offenburger Polizei gingen in kurzer Zeit weit mehr als 200 Notrufe ein. In Aalen und Bad Mergentheim kam es in Folge von Blitzeinschlägen zu Dachstuhlbränden mit einer Schadenshöhe von insgesamt rund 90.000 Euro.

Mindestens sieben Tote in Polen

In Polen wütete der Sturm am schlimmsten in Niederschlesien im Südwesten des Landes. Auch Zentralpolen wurde schwer getroffen. Die polnischen Medien berichteten am Morgen von mindestens sieben Toten - fast alle durch umstürzende Bäume. In Chojne bei Lodz etwa fiel ein Baum auf ein fahrendes Auto - eine schwangere 24-Jährige und ihre ungeborenes Kind starben dabei, zwei kleine Kinder überlebten den Unfall. Auch in Rawicz wurde ein Mann von einem Baum erdrückt.

Die Zahl der Verletzten in Polen wurde mit über 50 angegeben. Bei Kotroszyn wurden sechs Menschen durch einen Stromschlag schwer verletzt. Laut Feuerwehr beschädigte der Sturmwind in Polen Dutzende Stromleitungen und entwurzelte hunderte von Bäumen. Es kam zu Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume. Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt.

Auch der Norden und Westen Tschechiens wurden am Donnerstagabend von schweren Unwettern heimgesucht. Dabei wurde nach Angaben des tschechischen Fernsehens in Liberec (Reichenberg) eine 75-Jährige von einem herabfallenden Ast erschlagen. Zahlreiche Bahnlinien wurden durch umgestürzte Bäume oder beschädigte Oberleitungen außer Betrieb gesetzt. Vielerorts richteten die Windstöße schwere Schäden an Gebäuden an.

Hagel durchlöchert Hausdächer in Österreich

Heftige Windböen, Starkregen und Hagel mit teils tennisballgroßen Körnern zogen in der Nacht auch von Salzburg über Oberösterreich bis nach Niederösterreich und Wien. Dutzende Menschen wurden nach Informationen des Senders ORF verletzt. Am Morgen waren noch immer Zehntausende Haushalte ohne Strom.

Die großen Hagelkörner durchlöcherten Hausdächer, bis zu 100 Stundenkilometer starker Wind entwurzelte Bäume und deckte Häuser ab. Nach Angaben des ORF schlug im ganzen Land 12 000 Mal der Blitz ein. Tausende Feuerwehrleute räumten Straßen frei und pumpten Keller aus.

In Teilen des Landes Salzburg wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Im Pinzgau löste ein Blitzeinschlag einen Waldbrand aus, den die Feuerwehr erst nach vier Stunden löschen konnte. In der Hauptstadt Wien mussten die Einsatzkräfte in der Nacht rund 450 Mal ausrücken.

Wetter beruhigt sich

Die Gewitterphase mit Unwettern und Schwüle geht in den nächsten Tagen zu Ende, pünktlich zum Wochenende sagen die Meteorologen einen Temperatursturz um rund 10 Grad voraus. "Es hat sich in diesem Jahr so eingespielt - alle fünf bis acht Tage gibt es eine Wetterumstellung", sagte Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Vor der Abkühlung gibt es noch einmal Unwetter mit allem, was das Wetter zu bieten hat. Schauer und Gewitter fallen am Freitag deutlich schwächer aus als bei den Unwettern der vergangenen Tage. (smz/dpa/AFP)

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