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Das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, der Patriarch von Jerusalem Fuad Twal, bei den Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem.

© Musa al Shaer/AFP

Heiligabend in Israel und Palästina: Angespannte Lage in Bethlehem, Tote im Westjordanland

Bei mehreren Messerattacken haben Palästinenser erneut Israelis verletzt, vier der Angreifer wurden erschossen. Wegen der Sicherheitslage sind Weihnachten kaum ausländische Besucher ins Heilige Land gereist.

Die Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem werden in diesem Jahr von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Auf den Dächern um den zentralen Krippenplatz hatten sich für die Feierlichkeiten am Donnerstag zahlreiche Scharfschützen postiert, auf dem Platz und in den Straßen der Altstadt war ein Großaufgebot an palästinensischen Sicherheitskräften im Einsatz. Die Zahl der Besucher fiel demgegenüber im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus. Insbesondere ausländische Besucher blieben weitgehend aus.

Insgesamt gilt die Lage im Heiligen Land als angespannt. Auch am Heiligabend gab es bei Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern Tote. Israelische Sicherheitskräfte erschossen im Westjordanland bei verschiedenen Zwischenfällen vier Palästinenser, von denen einige zuvor Israelis mit Messern angegriffen hatten. Mehrere Israelis waren dabei verletzt worden.

Bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee im Flüchtlingscamp Qalandia wurde palästinensischen Medienberichten zufolge ein 21-jähriger Palästinenser getötet, sechs weitere wurden verletzt. Erst am Mittwoch waren in Jerusalem zwei Palästinenser getötet worden, die an einem Zugang zur Altstadt auf Passanten eingestochen hatten.

Seit Anfang Oktober kommt es vermehrt zu Übergriffen von Palästinensern auf Israelis. Häufig sind es Messer-Attacken, es kam aber auch zu Angriffen mit Schusswaffen und Israelis wurden mit Autos gerammt. Bislang wurden dabei 20 Israelis und ein US-Bürger getötet. Auf palästinensischer Seite starben mindestens 124 Menschen, 76 davon sollen Attentäter gewesen sein. Als Auslöser der Gewalt gilt neben Enttäuschung über den stockenden Friedensprozess auch ein Streit über den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg, auf dem sich wichtige Heiligtümer von Juden, Muslimen und Christen befinden.

Rechtsradikale Israelis feiern offenbar Tod eines palästinensischen Kindes

Zudem sorgt ein Video für Aufsehen, das am Mittwochabend vom TV-Sender Channel 10 ausgestrahlt wurde. Es zeigt offensichtlich jüdische Fanatiker, die ein palästinensisches Kind verhöhnen, das bei einem Brandanschlag ums Leben kam. Auf dem Video, das aus der vergangenen Woche stammen soll, sind tanzende Juden auf einer Hochzeitsfeier zu sehen. Ein Teilnehmer sticht dabei auf das Foto des getöteten Kleinkinds Ali Dawabsheh ein. Andere Teilnehmer des Fests halten Waffen, Messer und mutmaßlich einen Brandsatz in die Höhe.

Der 18 Monate alte Ali war Ende Juli bei einem Brandanschlag auf das Haus seiner Eltern im Westjordanland gestorben. Die Behörden Israels hatten die Tat als "israelischen Terrorismus" bezeichnet. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, die TV-Bilder zeigten das wahre Gesicht einer Gruppe, die eine Gefahr für die israelische Gesellschaft und die Sicherheit des Landes darstelle. Israelische Behörden leiteten laut Medienberichten am Donnerstag Ermittlungen wegen des Videos ein.

Netanjahu: Israel ist „Leuchtfeuer der Freiheit“ in Nahost

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Christen in Israel seine Weihnachtsgrüße übermittelt. Israel sei „eines der wenigen Länder in Nahost, vielleicht das einzige“, in dem Christen „wahrhaft frei und offen“ ihren Glauben leben und ihre Feste feiern könnten, heißt es in der an Heiligabend verbreiteten Videobotschaft. Religionsfreiheit sei Israel heilig, daher sei der Staat ein „Leuchtfeuer der Freiheit im von Unterdrückung und Extremismus geplagten Nahen Osten“, so Netanjahu weiter. Den Christen wünschte er, dass 2016 von mehr Sicherheit und Freiheit geprägt sein möge. (rtr, KNA)

"Es fehlt das Verständnis für Israels Lage": Lesen Sie hier ein Interview mit dem Grünen-Politiker Volker Beck über den Nahostkonflikt.

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