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Heimatschachtel: Rückholprojekt für Ostdeutsche

Pralinen, Freikarten fürs Theater, Ostprodukte, Kneipen-Gutscheine und ein Online-Abonnement der Regionalzeitung: Eine so genannte Heimatschachtel für alle Abwanderer und Abwanderinnen aus Magdeburg ist gepackt.

Magdeburg - «Das Heimweh fördern» - unter diesem Motto steht die ungewöhnliche Aktion für Ostdeutschland, zu der Aufbau-Ost- Minister Wolfgang Tiefensee und Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (beide SPD) am Montag den Startschuss gaben.

Sie stellten drei Modellprojekte gegen den Bevölkerungsrückgang vor, mit denen abgewanderte Ostdeutsche dazu bewegt werden sollen, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. «Weggehen und wiederkommen», so lautet das Credo des Magdeburger Pilotprojekts, das demnächst auch auf andere vom Einwohnerschwund geplagte Städte übertragen werden soll. Als eine deutsche Großstadt mit den wenigsten Neugeborenen ist die Auswahl Magdeburgs für den Probelauf kein Zufall: Die Elbestadt hat seit der Wende fast 60.000 Einwohner weniger, Sachsen-Anhalt hat zehn Prozent seiner Bevölkerung verloren.

Entwickelt wurden die Rückholmodelle von der Soziologie-Professorin Christiane Dienel, die sich am bundesweit einmaligen Studiengang Kindheitswissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal mit Demographie beschäftigt. «Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Abgewanderte nur dann zurückkehren, wenn sie eine emotionale Bindung an die Heimat und noch Kontakte haben», sagte die Expertin.

Diese sollen mit Hilfe der Internetseite www.kontakt- ostdeutschland.de gepflegt und mittels der ebenfalls neu gegründeten Rückkehragentur aufgebaut werden, die Rückkehrwillige bei der Arbeits- und Wohnungssuche unterstützt. Bereits ins Leben gerufen ist das Modellprojekt «Familienfreundliche Hochschule», mit dem vor allem junge studierende Mütter bei der Kinderbetreuung entlastet und damit am Hochschulstandort Magdeburg-Stendal gehalten werden.

«Ziel der miteinander verknüpften Projekte ist es, vor allem für junge Menschen Haltefaktoren in Ostdeutschland zu schaffen», sagte Tiefensee. Dass 60 Prozent der Abgewanderten angeben, sie wären zur Rückkehr bereit, stimmt den Minister optimistisch. «Dieses Potenzial gilt es zu nutzen.» Das «Ost-Paket» und die anderen Rückholprogramme seien allerdings kein Allheilmittel. Dienel sagte: «Rezepte, die Abwanderung zu stoppen, gibt es nicht.» Dem Osten nütze es am meisten, wenn die Menschen weggehen und mit Erfahrungen, Know-how und Kapital wiederkommen. (Von Sabine Heimgärtner, dpa)

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