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Update

Herbststürme wüten über Deutschland: Verkehr im Norden lahmgelegt - Zahl der Toten steigt auf sieben

Herbststurm "Christian" tobt über Europa: In Deutschland starben mehrere Menschen durch umstürzende Bäume - auch in Großbritannien gab es Tote. Orkanartigen Windböen legten den Bahnverkehr im Norden Deutschlands lahm.

Der erste schwere Herbststurm ist über den Nordwesten Europas gezogen: Das Orkantief „Christian“ hat am Montag in Schleswig-Holstein ein weiteres Todesopfer gefordert. Damit stieg der Zahl der Unwettertoten hierzulande seit Sonntag auf mindestens sieben. Europaweit sind es danach mindestens 14 Tote. Eine 66-jährige Frau wurde in Göhl bei Oldenburg in Holstein von einer umstürzenden Mauer erschlagen, wie die Polizei am Abend mitteilte. Sie hatte mit ihrem Mann im Garten heruntergefallene Äste aufgesammelt, als sie von der fast drei Meter hohen Mauer verschüttet wurde. Zuvor war in Flensburg ein Mann von einem Baum erschlagen worden. In Lübeck verletzte ein umstürzender Baum eine Frau lebensgefährlich

In Großbritannien kamen durch Sturm „Christian“ mindestens vier Menschenleben ums Leben, die Behörden Frankreichs und der Niederlanden meldeten jeweils ein Todesopfer. Hunderttausende Menschen waren ohne Strom, Flüge und Züge fielen aus, und den Ärmelkanal konnten zwischenzeitlich keine Fähren mehr passieren.

Die orkanartigen Windböen legten große Teile des Zugverkehrs in Norddeutschland lahm. Starke Windböen rissen an zahlreichen Stellen Bäume um oder schleuderten Äste auf Oberleitungen und Gleise. Nördlich der Linie Dortmund-Hannover-Berlin fuhren am frühen Abend kaum noch Züge, wie ein Bahnsprecher in Berlin sagte. Auch in Nordrhein-Westfalen gab es zahlreiche Ausfälle und Verspätungen im Fern- und Regionalverkehr. Der Zugverkehr werde mindestens bis zum späten Abend stark eingeschränkt bleiben, sagte der Sprecher. Betroffen waren unter anderem die stark genutzten Verbindungen Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg. Bereits am Nachmittag wurde der komplette Regionalverkehr der Bahn in Schleswig-Holstein wegen des Sturms eingestellt.

Windgeschwindigkeiten von bis zu 173 Stundenkilometern

Spitzenreiter bei den Sturmgeschwindigkeiten war laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) St. Peter-Ording in Schleswig-Holstein mit 173 Stundenkilometern. „Das Schlimmste ist jetzt aber durch“, sagte ein DWD-Meteorologe am Nachmittag. Im Laufe der Woche sollte der Wind bundesweit abflauen. In Nordrhein-Westfalen fiel auf einer Verbindungsstraße zwischen Essen und Gelsenkirchen ein entwurzelter Baum auf ein fahrendes Auto, der 39-jähriger Fahrer und ein im Auto sitzendes minderjähriges Kind wurden nach Angaben der Polizei getötet, zwei weitere Kinder wurden verletzt. Auf einer Landstraße in niedersächsischen Kreis Friesland stürzte ebenfalls ein durch den Sturm entwurzelter Baum auf ein Auto. Die Fahrerin starb noch an der Unglücksstelle.

Störungen im Bahnverkehr

In Hever im Südosten Englands kam nach Polizeiangaben ein 17-jähriges Mädchen ums Leben, als ein Baum auf ihren Wohnwagen stürzte. In Watford nördlich von London wurde ein Mann in seinem Auto ebenfalls von einem umstürzenden Baum erschlagen. In Hounslow im Westen von London beschädigte ein umgestürzter Baum eine Gasleitung, drei Häuser stürzten bei der anschließenden Explosion ein: In den Trümmern entdeckten Suchmannschaften später die Leichen einer Frau und eines Mannes. An der Küste in Sussex wurde unterdessen wegen des Unwetters die Suche nach einem 14-jährigen Jungen eingestellt, der am Sonntag von den Wellen ins Meer gerissen worden war.

Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern

Der Wind fegte nach Angaben des Wetterdienstes mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern über große Teile Großbritanniens. Auf der Isle of Wight wurden sogar Sturmböen von fast 160 Stundenkilometern gemessen. Stundenlanger heftiger Regen sorgte zudem vielerorts für Überschwemmungen. Zwischen London und dem Süden und Westen Englands fuhren am Morgen keine Züge, am Flughafen London-Heathrow wurden 130 Flüge gestrichen. Von den Häfen in Dover und Calais in Frankreich legten mehrere Stunden lang keine Fähren mehr ab. Zwei Fähren mit über 450 Menschen an Bord hingen über zwei Stunden lang vor der englischen Küste fest, nachdem der Hafen von Dover geschlossen worden war. Hunderte Bäume und Stromleitungen wurden umgerissen, zwischenzeitlich waren in Großbritannien rund 270.000 Haushalte ohne Strom. Das Atomkraftwerk Dungeness B wurde vorsorglich abgeschaltet. In London krachte ein Kran auf ein Regierungsgebäude, in dem Vize-Premier Nick Clegg seine monatliche Pressekonferenz abhalten wollte. Selbst beim Buckingham Palast vielen mehrere Ziegel vom Dach.

Orkantief "Christian" wütete auch im Nordwesten von Frankreich

Auch im Nordwesten Frankreichs wütete das Orkantief „Christian“. Auf der Insel Belle-Île in der Bretagne wurde eine Frau von den Wellen ins Meer gerissen, ihre Leiche wurde später an einen Strand geschwemmt. 75.000 Haushalte waren am Morgen ohne Strom. Auf seinem Weg nach Skandinavien richtete der Sturm auch in den Niederlanden schwere Schäden an. In Amsterdam wurde eine Frau von einem Baum erschlagen. Der Zugverkehr am Hauptbahnhof wurde eingestellt. Auch zum Flughafen Schiphol fuhren keine Züge, zahlreiche Flüge wurden gestrichen oder hatten Verspätung. (AFP)

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