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Panorama: He’s bad!

Es sollte sein Comeback sein, es wurde ein Fiasko: Michael Jacksons Auftritt bei den World Music Awards

Von Oliver Bilger

Viel war in letzter Zeit nicht von ihm zu hören. Seit Michael Jackson im Juni 2005 vom Vorwurf des sexuellen Kindesmissbrauchs freigesprochen wurde, war der „King of Pop“ nicht mehr öffentlich aufgetreten. Das sollte sich nun bei den World Music Awards in London ändern: Das gefallene Idol wollte in der Nacht zum Donnerstag nicht nur einen Preis für sein Lebenswerk entgegennehmen, sondern gleichzeitig sein Bühnencomeback feiern. Alle gingen davon aus, dass „Jacko“ seinen vor 24 Jahren veröffentlichten Welterfolg „Thriller“ darbieten würde. Auch sein Auftritt sollte ein wahrer Thriller werden, hofften seine Anhänger – doch er endete als peinliches Debakel, das von den Fans mit enttäuschten Buhrufen quittiert wurde.

Schon vor dem Auftritt nahm das Unheil seinen Lauf: Mit mehr als zwei Stunden Verspätung erreichte Jackson den Musiktempel Earls Court im Londoner Westen. Als der 48-Jährige später den „Diamond Award“ für den Verkauf von mehr als 100 Millionen Alben von R&B-Schönheit Beyoncé Knowles überreicht bekam, erklärte Jackson, er widme den Preis seinen „wundervollen Kindern Paris, Prince und Blanket für ihre bedingungslose Liebe“. Aber statt sich mit der vorher angekündigten Darbietung eines seiner Hits für den Preis zu bedanken, verschwand er kurzerhand von der Bühne – unter lauten Buhrufen. Stattdessen versuchte sich der US-Rapper Chris Brown an „Thriller“.

Eine gute Figur machte Jackson auch nicht, als er später auf die Bühne zurückkehrte: Umringt von 50 Kindern sang er zwei Mal im Hintergrund den Refrain des Benefizliedes „We are the World“ mit. Bei den hohen Tönen klang seine Stimme schwankend. Als Jackson seine Jacke ins Publikum warf und „I love you“ rief, brach die Musik vorzeitig ab. Zudem kursierte das Gerücht, der Popstar sei nicht in der Lage gewesen, die kurze Strecke vom Umkleideraum bis zur Bühne zu Fuß zurückzulegen. Von „enttäuschend“ bis „Mist“ reichten die Einschätzungen der Fans. „Es sollte die große Rückkehr des King of Pop werden, aber es endete im völligen Durcheinander“, sagte ein Zuschauer.

Die Aufzeichnung der 18. World Music Awards, die wegen Jacksons Verspätung weit später als geplant beginnen musste, war von weiteren Pannen gezeichnet: Moderatorin Lindsay Lohan verpatzte ihre Ansagen, vor Beyoncé Knowles’ Eröffnungssong mussten die Zuschauer zehn Minuten im Dunkeln warten. Zum Schluss wurde die Veranstaltung dann auch noch wegen arbeitsrechtlicher Vorschriften um 23 Uhr abgebrochen. Die Band Tokio Hotel bekam ihre Auszeichnung als derzeit erfolgreichste deutsche Band deshalb nur hinter der Bühne überreicht.

Gewinner des Abends war mit zwei Preisen der britische Popsänger James Blunt: Er wurde als weltbester Neueinsteiger ausgezeichnet sowie als britischer Künstler mit den höchsten Album-Verkaufszahlen. Als weltbester Popstar wurde Madonna für „Hung Up“ geehrt. Nickelback bekamen den Preis für die beste Rockgruppe, Kanye West wurde für „Touch The Sky“ als beste Rap/Hip-Hop-Künstlerin gewürdigt. Den Preis als beste Pop-Rock-Künstlerin erhielt Nelly Furtado für „Maneater“. Beyoncé Knowles wurde als beste R&B-Künstlerin gekürt, Shakira erhielt die Auszeichnung im Genre Latin Music. Den Preis für den derzeit besten Discjockey der Welt holte sich Bob Sinclar.

Ob Jackson künftig mit großen Preisen rechnen kann, ist nach dem peinlichen Comebackversuch fraglich. In Anspielung auf einen alten Jackson-Hit titelte der Daily Mirror: „He’s bad“ – was sich sowohl mit „schlecht“ als auch mit „krank“ übersetzen lässt. Um den „King of Pop“ dürfte es nun noch stiller werden.

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