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Ein kompletter Unimog verschwand im März 2010 in einem Loch in Nordhausen.

© dapd

Hintergrund: Plötzlich entstehende Krater sorgen für Aufregung

Plötzliche Erdbewegungen, bei denen metergroße Krater entstehen, sind in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten öfter aufgetreten. Meist gingen diese Unglücke wie zu Wochenbeginn in Schmalkalden glimpflich aus.

Meist werden keine Menschen verschüttert oder gar getötet. Die Ursachen für diese Ereignisse bleiben oft unklar. Nicht jeder größere oder kleinere Vorfall kann nach Expertenangaben auf ehemalige Bergbaugebiete zurückgeführt werden. Der wohl folgenschwerste Erdrutsch ereignete sich im ehemaligen Bergbaugebiet in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt. Bei dieser Katastrophe am Rand eines gefluteten Tagebaus im Juli vergangenen Jahres waren drei Menschen in ihren Häusern unter 2,2 Millionen Kubikmetern Erde begraben worden. Ihre Leichname wurden bis heute nicht gefunden. Bewohner weiterer bedrohter Häuser am Concordia-Seemussten evakuiert werden.

Drei Tote waren auch im September 1994 zu beklagen, als in München ein Linienbus in der Nähe einer U-Bahn-Baustelle mit dem Heck voran acht Meter tief in einen Krater gestürzt war. In Sekundenschnelle hatte sich das Loch in der Fahrbahn aufgetan. Dabei starben zwei Fahrgäste sowie ein Bauarbeiter, 36 Menschen wurden verletzt. Nicht erkundbare Sandrisse in einer Mergelschicht führten zu dem Wasser- und Kieseinbruch in der Baustelle, wie die Staatsanwalt später feststellte.

Experten sehen Salzauswaschungen als Grund

Auch auf den Untergrund zurückgeführt wurde im November 2009 in Nordthüringen westlich von Bad Frankenhausen der entstandene Krater von einem Durchmesser von 20 Metern auf einem Feld. Geologen nannten als Ursache für diesen gewaltigen Erdfall im Gebiet um den Kyffhäuser Hohlräume in der Karstlandschaft. Diese Erdbewegungen entstehen demnach, wenn in einigen Hundert Metern Tiefe Salze ausgewaschen werden und das Gestein nachrutscht.

Ein von der Entstehung ähnlichen Erdfall hatte es bereits vor Jahren auch in Tiefenort im Wartburgkreis gegeben. Im Februar 2002 war in dem Ort durch einen Erdrutsch ein acht Meter tiefer Krater entstanden und eine an das Wohnhaus angrenzende Garage teilweise eingestürzt. Untersuchungen des Bergamtes hatten ergeben, dass Grundwasser im Laufe der Jahre unter den Häusern Bauschutt, Sandstein und Salzablagerungen weggespült hatte.

Neben Thüringen und Sachsen-Anhalt sorgten Erdbewegungen auch in anderen Bundesländern für Schlagzeilen. Erst vor rund drei Wochen kam es zu einem Erdrutsch bei Hoyerswerda in Sachsen, bei dem keiner verletzt wurde. In dem früheren Braunkohletagebaugebiet hatte sich am Bergener See auf einer Länge von rund 1,8 Kilometern und 600 Metern Breite Erdreich abgesenkt. Als mögliche Ursache nannte ein Experte nicht verfestigte Sandböden und einen hohen Grundwasserspiegel.

"Siegener Loch" ließ Behörden verzweifeln

Im Juli 2009 mussten wegen des Erdeinbruchs im westfälischen Kamen elf Wohnhäuser evakuiert werden. Das etwa vier Meter tiefe und zwölf Meter umfassende Loch war bei Erdwärmebohrungen für einen Hausneubau entstanden. Zudem bildeten sich Bodenrisse, die sich immer weiter ausdehnten. Daraufhin wurden die Häuser vorsorglich geräumt, 46 Menschen mussten vorübergehend woanders untergebracht werden. Verletzt wurde niemand. Nach dem Zwischenfall war zunächst vermutet worden, dass es sich um einen durch den Bergbau verursachten Tagebruch handelt. Experten hatten dies jedoch ausgeschlossen.

Anders hingegen das Ereignis im Winter 2004, als sich plötzlich im nordrhein-westfälischen Siegen die Erde aufgetan hatte. Dieser Bergbruch, als "Siegener Loch" in die Geschichte eingegangen, machte über 100 Anwohner für kurze Zeit obdachlos und trieb die Experten des Recklinghausener Bergamtes zur Verzweiflung. Der acht Meter breite und mindestens zehn Meter tiefe Krater zwischen den gepflegten Mehrfamilienhäusern schien tagelang nicht zu bändigen. Am 12. Februar hatten die Bewohner der Siedlung das heftige Wackeln bemerkt und die Polizei alarmiert. Noch während die Beamten mehrere Risse in den Hausmauern begutachteten, brach eine etwa fünf Quadratmeter große Ecke aus dem Gebäude. Das Mauerstück versank in einem Trichter, der sich plötzlich mit einem Durchmesser von zunächst sechs Metern am Hang aufgetan hatte. Der Krater war durch Bergschäden des dortigen Erzbergbaus aus dem vergangenen Jahrhundert verursacht worden. Die bis weit unter die Fundamente der betroffenen Häuser reichenden Stollen waren nicht in Karten verzeichnet gewesen.

Arbeiten in der Kölner U-Bahnbaustelle führten im März vergangenen Jahres zum Einsturz des Stadtarchivs und zweier benachbarter Wohnhäuser. Dabei wurden zwei Menschen getötet und zahlreiche historische Dokumente verschüttet und beschädigt. Ein Wassereinbruch in den U-Bahnbau gilt als wahrscheinlichste Unglücksursache. (dapd)

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