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Die japanische Küstenwache steht vor einem Flugzeug

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Update

Hinweis auf Entführung der Malaysia Airline: 43 Schiffe und 58 Flugzeuge aus 14 Ländern suchen nach Flug MH370

Die Signalübertragung gezielt abgeschaltet, der Kurs Richtung Westen geändert: Neue Erkenntnisse zum verschwundenen Flug MH370 weisen klar auf eine Entführung hin. Bestätigen will das Malaysias Regierung nicht. Nun durchsuchten Polizisten das Haus des Piloten.

Sensationelle Wende im Fall der seit dem 8. März mit 239 Insassen verschollenen Boeing 777 der Malaysian Airlines. Wie der malaysische Premierminister Najib Razak am Sonnabend bei einer Pressekonferenz bestätigte, ist der zweistrahlige Jet nach seinem Verschwinden von den zivilen Radarschirmen offenbar noch wesentlich länger in der Gegenrichtung geflogen als bisher spekuliert wurde. Während die Behörden inzwischen von einer Entführung ausgehen, wurde die Suche erneut ausgedehnt und erstreckt sich jetzt bis nach Kasachstan.

Man könne „mit großer Sicherheit“ sagen, dass das System zur automatischen Übermittlung von Betriebsdaten des Flugzeuges an den Hersteller abgeschaltet wurde, kurz bevor die Boeing die malaysische Ostküste erreichte, sagte Razak. Kurz darauf sei kurz vor der Grenze zwischen der malaysischen und der vietnamesischen Flugkontrollzonen auch der Transponder für das Sekundärradar ausgeschaltet worden, von dem Daten wie Position und Flughöhe an die Bodenstation gesendet werden.

Inzwischen wurde bekannt, dass der Satellitenkommunikationsbetreiber Inmarsat mitgeteilt hat, dass automatische Systeme der Boeing nach dem Verschwinden der Boeing immer wieder versucht hatten, mit den Satelliten Kontakt aufzunehmen. Aufgrund der wenigen Satellitendaten, die man vom Satellitenanbieter erhalten haben, könne bestätigt werden, dass es sich bei der zunächst unbekannten Maschine, die danach vom Rader der malaysischen Luftwaffe erfasst worden war, um Flug MH370 gehandelt habe, so der Premierminister. Der Jet hat die malaysische Halbinsel in Ost-West-Richtung überflogen und ist dann auf Nordwestkurs gegangen, bis er die Reichweite des malaysischen Radars verließ.

Männer auf einem Boot suchen das Meer mit Ferngläsern ab
Suche nach der verschwundenen Maschine der Malaysian Airline.

© Reuters

Letztes Zeichen der Maschine sechs Stunden und 50 Minuten nach Verschwinden

Der letzte Satellitenkontakt der Boeing ist danach um 8.11 Uhr malaysischer Zeit erfolgt, sechs Stunden und 50 Minuten nach dem ursprünglichen Verschwinden der Maschine. Nach Auswertung aller Informationen gehe man davon aus, dass sich die Boeing während dieser Zeit in einem von zwei möglichen Korridoren bewegt habe, erklärte Najib Razak. Die nördliche Route erstrecke sich vom Norden Thailands bis zur Grenze von Kasachstan und Turkmenistan. Dazwischen liegen die Länder Myanmar, Bangladesh, Indien, China, Nepal, Bhutan, Pakistan, Afghanistan, Kirgistan, Usbekistan und Tadschikistan. Die Botschaften der entsprechenden Staaten wurden vom malaysischen Außenministerium kontaktiert und um Mithilfe bei der Suche gebeten.

43 Schiffe und 58 Flugzeuge aus 14 Ländern beteiligen sich an der Suche nach Flug MH370

Der südliche Korridor verläuft über Indonesien bis in den südlichen Teil des Indischen Ozeans. Nach Angaben des Premierministers wurde die Suchaktion im Südchinesischen Meer abgebrochen und konzentriert sich jetzt auf diese Bereiche. Am Sonnabend beteiligten sich bereits 43 Schiffe und 58 Flugzeuge aus 14 Ländern an der Suche nach Flug MH370. Der Airbus-Konzern hat fünf Satelliten programmiert, die Überreste der Boeing finden sollen. Dazu gehören die optischen Satelliten Pléiades 1A und 1B, die noch Gegenstände in einer Größe von 50 Zentimetern erkennen können und der deutsche Radarsatellit Terra SAR-X, der geeignet ist, Treibstoffspuren auf dem Wasser aufzuspüren.

Ermittler überprüfen Vergangenheit der Passagiere und Besatzungsmitglieder.

Ein Schiff sucht nach dem verschollenen Flugzeug
Suche nach verschollener Maschine. Nun wird klar: Die Signalübertragung wurde gezielt abgeschaltet, der Kurs Richtung Westen geändert. Alles deutet auf eine Entführung hin.

© dpa

Inzwischen gehen die malaysischen Behörden davon aus, dass die Boeing entweder von zumindest einem der beiden Piloten oder anderen Personen mit Flugerfahrung auf den neuen Kurs gebracht wurde. Aufgrund dessen beschäftigen sich die Ermittler nunmehr wieder verstärkt mit der Vergangenheit der Passagiere und Besatzungsmitglieder. Polizisten haben am Samstag das Haus des Piloten der in Südostasien verschwundenen Passagiermaschine durchsucht. „Die Beamten haben nach Material gesucht, dass bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug helfen könnte“, sagte ein Polizist in Kuala Lumpur, wo das Haus des 53 Jahre alten malaysischen Piloten Zaharie Ahmad Shah steht. Ob etwas gefunden oder mitgenommen wurde, teilte er nicht mit. Der malaysische Ministerpräsident Najib Razak hatte auf einer Pressekonferenz erklärt, jemand an Bord der Boeing 777-200 habe „mit hoher Wahrscheinlichkeit absichtlich“ die Kommunikationsgeräte abgeschaltet.

Absturz aus Mangel an Kraftstoff?

Rätselhaft bleiben weiterhin die Hintergründe des Geschehens. Spekulationen, dass einer der Piloten Selbstmord  begangen haben könnte, gelten in Fachkreisen als fragwürdig. Dann hätte dieser die Maschine gleich zum Absturz gebracht und wäre nicht offenbar bis zum Verbrauch des letzten Tropfens Kerosin in der Gegenrichtung geflogen. Nicht völlig ausgeschlossen wird auch, dass Entführer die Maschine irgendwo auf einer abgelegenen Piste gelandet haben könnte. Am wahrscheinlichsten aber scheint ein Absturz aus Mangel an Kraftstoff.

Auf dem Weg zum Indischen Ozean. Zerstörer USS Kidd und USS Pinckney.
Auf dem Weg zum Indischen Ozean. Zerstörer USS Kidd und USS Pinckney.

© REUTERS

Sollte die Boeing tatsächlich ins Meer gestürzt sein, ist es angesichts der unklaren Position fraglich, ob sie jemals gefunden wird. Nach dem Absturz eines Airbus A330-203 der Air France 2009 in den Südatlantik waren bereits nach fünf Tagen erste Wrackteile entdeckt worden. Die Bergung der Flugschreiber gelang dann erst nach zwei Jahren. Trümmer einer am Neujahrstag 2007 in die Straße von Makassar gestürzten Boeing 737 der indonesischen Adam Air wurden nach zehn Tagen ausgemacht. Bis heute verschollen ist eine Lockheed Super-Constellation der Flying Tiger Line, die am 15. März 1962 amerikanische Soldaten nach Vietnam transportieren sollte und mit 107 Insassen zwischen Guam und den Philippinen verschwand. Bis heute vermisst wird auch eine zweimotorige Twin Otter der indonesischen Merpati Nusantara Airlines, die 17 Personen an Bord hatte und am 1. Oktober 1995 auf einem Inlandsflug über dem Meer vom Radar verschwand.

Helfen Sie hier mit, nach Trümmerteilen auf Satellitenbildern zu suchen

Da es immer wahrscheinlicher wird, dass die Boeing 777 noch weit geflogen ist, kommt inzwischen ein riesiges Areal für einen Absturz in Frage. Sie als User können sich an der Suche beteiligen. Wenn Sie hier klicken, kommen sie auf eine Webseite mit Satellitenbildern, auf denen Sie nach Flugzeugtrümmern, Ölteppichen oder Rettungsflößen suchen können. Die amerikanische Firma DigitalGlobe, die Satellitenbilder vertreibt, hat diese sogenannte Crowdsourcing-Kampagne gestartet. Wenn Sie helfen wollen, klicken Sie bitte hier. Es kann sein, dass die Seite gerade zusammengebrochen ist, wie es kurz vor dem Publizieren dieses Textes der Fall war. Probieren Sie es trotzdem immer wieder.

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