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Hochwasser: Flutkatastrophe in Bayern

Die heftigsten Regenfälle seit Jahren haben in weiten Teilen Südbayerns eine Flutkatastrophe dramatischen Ausmaßes ausgelöst. Zahlreiche Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten.

München (23.08.2005, 23:02 Uhr) - Brücken wurden fortgerissen, Straßen und Bahnlinien waren unpassierbar. Sogar Autobahnen mussten gesperrt werden, darunter die Inntalautobahn bei Kufstein und die A 8 in Gersthofen nahe Augsburg, da eine neu gebaute Autobahnbrücke einzustürzen drohte. In zahlreichen Landkreisen herrschte auch die Nacht zum Mittwoch über Katastrophenalarm.

Am Abend entspannte sich bei nachlassenden Regenfällen die Lage zwar am Alpenrand im Allgäu und in der Region um Garmisch-Partenkirchen, dafür schwollen Isar und Donau ins Landesinnere hinein bedrohlich an. Vom Sylvensteinspeicher im Ursprungsgebiet der Isar musste am späten Nachmittag kontrolliert Wasser abgelassen werden, was zu einem deutlichen Anstieg des Isarpegels führte. Teile der Stadt Bad Tölz wurden evakuiert. Ein Polizeisprecher sagte am Abend, das Schlimmste sei wohl überstanden. Die höchsten Pegelstände der Donau wurden erst für Mittwoch erwartet.

Dramatisch spitzte sich die Lage am Abend in Rosenheim zu. Dort schwoll der Inn gefährlich an. In Wasserburg a. Inn wurden Teile der Stadt bereits überflutet. Gefährlich war die Lage ebenso im Raum Füssen. Die Behörden hatten angekündigt, den Wasserspiegel des Forggensees über dessen maximale Stauhöhe ansteigen zu lassen. Um die Städte Landsberg a. Lech und Augsburg besser zu schützen, nahmen die Behörden bewusst in Kauf, dass das dünn besiedelte Gebiet um Füssen-Weidach kontrolliert überschwemmt wird. In Tälern bei Oberstdorf waren rund 400 Menschen vom Hochwasser eingeschlossen. Wegen Überschwemmungsgefahr begann das Bayerische Rote Kreuz die Evakuierung der Donau-Klinik in Neu-Ulm mit insgesamt 240 Betten.

Garmisch-Partenkirchen war bis Dienstagabend von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem die Loisach an mehreren Stellen über die Ufer getreten war. Die Kanker, die normalerweise als kleiner Bach durch Garmisch fließt, brach aus ihrem Bett aus, das Wasser ergoss sich die Hauptstraße hinab. Die Partnach trat ebenso über die Ufer. In Eschenlohe nördlich von Garmisch war bereits am Vormittag der Loisach-Damm gebrochen und hatte die zuvor evakuierte Gemeinde überflutet.

In den Städten entlang der Donau wurden Vorbereitungen für ein neues Hochwasser getroffen. In Regensburg wurde bereits für den Abend mit der Überflutung von Uferstraßen gerechnet. Auch in der Drei-Flüsse-Stadt Passau rüsteten sich die Einsatzkräfte für ein bevorstehendes Hochwasser. Es wurden Sandsäcke gefüllt und an die Bevölkerung verteilt.

Katastrophenalarm herrschte außer in den oberbayerischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, Miesbach, Rosenheim, Freising und Erding auch im schwäbischen Kempten, im Oberallgäu, Neu-Ulm und Augsburg. Im Landkreis Miesbach gingen mehrere Muren ab und verschütteten Straßen. Im Allgäu war der Ort Balderschwang wegen Murenabgängen zeitweise nur aus der Luft erreichbar.

In Sonthofen waren nach einem Dammbruch an der Iller in einem Haus zwei Menschen vom Wasser eingeschlossen. Sie wurden mit einem Polizeihubschrauber geborgen. Auf einem überfluteten Campingplatz wurden Wohnwagen weggeschwemmt. Glück im Unglück dürfte die Stadt Kempten gehabt haben. Der Iller-Pegel hatte dort seinen Höchststand mit 6,42 Meter kurz nach 15.00 Uhr erreicht, danach begann der Wasserstand zu sinken. Die Lage stabilisiere sich, Kempten komme wohl an der Überschwemmung der Altstadt vorbei, hieß es.

Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sagte, die Flut drohe schlimmere Ausmaße anzunehmen als das Pfingsthochwasser 1999. Nach Einschätzung von Experten seien die Niederschläge bereits jetzt größer als vor sechs Jahren. Tausende Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW), Bundeswehr, BRK und Polizei sowie freiwillige Kräfte waren in den betroffenen Gebieten Bayerns pausenlos im Einsatz.

Union und FDP verschieben Spitzentreffen

Die Union und die FDP haben das für diesen Mittwoch geplante Spitzentreffen wegen der Hochwasserkatastrophe in Bayern verschoben. Die Hilfe für die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete erfordere die Anwesenheit des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber vor Ort. Das habe Vorrang, teilte die CDU mit. Mit FDP-Chef Guido Westerwelle hätten die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und Stoiber vereinbart, den Termin kurzfristig nachzuholen. Bei dem Treffen wollten die Parteien ihren Bündniswillen bekräftigen. (tso/dpa)

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