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Update

Hochwasser in Deutschland: Deichbruch und Zwangs-Evakuierung: Die Ereignisse des Freitags zum Nachlesen

Das Hochwasser stellt Teile Deutschlands weiter vor riesige Probleme, die Sicherheit der Bewohner mancherorts steht auf der Kippe. Was den Tag über in den betroffenen Regionen passierte, können Sie hier nachlesen.

21.11 Uhr: Katastrophenalarm in der Prignitz. Die Elbestadt Wittenberge im Nordwesten Brandenburgs muss bisher wegen der steigenden Pegel noch nicht evakuiert werden. Eine Entscheidung darüber will der Krisenstab in der Prignitz erst am Sonntag treffen. Nach aktuellen Prognosen wird die Elbe am Dienstag ihren Höchststand von 8,10 Metern im Raum Wittenberge erreichen. Am morgigen Sonnabend soll das Wasser auf 6,60 Meter steigen. Normal sind hier weniger als drei Meter. Der Landrat der Prignitz hat für den ganzen Kreis den Katastrophenzustand festgestellt.

19.14 Uhr: Am Abend wurde bekannt, dass nun doch der gesamte Spreewald ab morgen für jeglichen Bootsverkehr gesperrt sein wird. Viele Kahn-Fährleute und ihre Vereinigung sind darüber empört und wollen sich nicht daran halten. Besonders im Bereich von Burg und Lübbenau sei die Situation nicht so dramatisch, dass man auf Kahnfahrten verzichten müsse, heißt es. Wer am Wochenende den Spreewald besuchen möchte, sollte sich vorher direkt bei den örtlichen Veranstaltern informieren.

18. 11 Uhr: Auch an der Schwarzen Elster bei Frauendorf im Elbe/Elster-Kreis ein Deich gebrochen. Überflutet ist hier allerdings nur eine Wiese, Menschen sind nicht in Gefahr.

17:10 Uhr: Vielen Zierfischen in Dresdener Gartenteichen hat die Elbe-Flut zu unerwarteter Freiheit verholfen. Auf einer unter Wasser stehenden Wiese im Stadtteil Laubegast tummelten sich am Freitag zum Beispiel zahlreiche Koi-Karpfen. Ob das für die Fische am Ende die bessere Alternative ist, bleibt ungewiss: Ein Reiher betrachtete das plätschernde Treiben bereits mit großem Interesse.

16.40 Uhr: Das Hochwasser hat in der Landwirtschaft Schätzungen zufolge Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro verursacht. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes wird die Gesamthöhe der Schäden auf mehr als 300 Millionen Euro steigen, das Bundesagrarministerium beziffert diese bislang auf 173 Millionen Euro. Verglichen mit der gesamten Industrie sind die Schäden für die Bauern jedoch gering: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet, dass die Beseitigung der Flutverwüstungen mehr als 11 Milliarden Euro kostet.

16.30 Uhr: Den Unwettern der vergangenen Tage sind in Europa bislang weit mehr als ein Dutzend Menschen zum Opfer gefallen, etliche weitere werden vermisst. Allein in Tschechien wurden zehn Tote gezählt. In Deutschland waren es bislang mindestens sieben.
In Sachsen-Anhalt wurde ein 74 Jahre alter freiwilliger Helfer am Donnerstagabend in Wittenberg von einem Radlader erfasst. Zuvor waren zwei Menschen bei Hilfsaktionen kollabiert und gestorben. In Baden-Württemberg starben im Zusammenhang mit dem Hochwasser ein Feuerwehrmann und zwei weitere Menschen. In Niedersachsen starb eine Frau bei dem schwächeren Hochwasser bereits Ende Mai. Sie fiel vom Fahrrad, wurde in die Leine gezogen und erlitt einen Herzstillstand.
In Tschechien kenterte am Freitag ein Schlauchboot auf der Moldau in Südböhmen. Dabei ertranken zwei Männer. Damit ist die Zahl der Toten durch Unwetter und Hochwasser auf zehn gestiegen. Landesweit werden zudem immer noch fünf Menschen vermisst.
In der Gera beim thüringischen Arnstadt suchen Polizei und Feuerwehr nach einem im Wasser treibenden Mann. Ein Zeuge habe die unbekannte Person am Donnerstag bäuchlings im Fluss gesehen und die Rettungskräfte verständigt. An der Mosel wird ein 16-Jähriger vermisst. Er war am Mittwoch mit zwei Freunden von einer acht Meter hohen Eisenbahnbrücke in den reißenden Fluss gesprungen. Die Freunde gelangten ans Ufer, der 16-Jährige ging unter - und wird seitdem vermisst. Es sei sehr stark anzunehmen, dass er nicht mehr lebe, befürchtet die Wasserschutzpolizei.

16.15 Uhr: Die Kleinstadt Mühlberg in Brandenburg wird wegen des Elbhochwassers zwangsgeräumt. Evakuiert wird hier bereist seit Mittwoch, bis zum heutigen Beschluss allerdings auf freiwilliger Basis. Das haben die Verantwortlichen am Freitag entschieden. „Die Stadt ist nicht mehr sicher“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Situation an den Deichen sei problematisch. Am Mittag hatte der Elbe-Scheitel die Stadt erreicht.
Der Wasserstand lag um 12.00 Uhr bei 9,88 Meter, einen Zentimeter weniger als vier Stunden zuvor. Angelegt sind die Deiche dort auf zehn Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme ist jedoch enorm, es gibt mehre Sickerstellen. Taucher versuchen einen unterspülten Deich zu sichern.

15.20 Uhr: Die slowakische Hauptstadt Bratislava ist bei der Donau-Flut offensichtlich dem Schlimmsten entgangen. Schon am Donnerstagnachmittag hatte der Wasserstand der Donau nach Angaben des staatlichen Wetterdienstes SHMU mit knapp über 10,3 Metern den bisherigen Rekordwert erreicht. In der Nacht auf Freitag begann der Pegelstand wieder zu sinken. Dafür bewegte sich der Scheitel des Hochwassers flussabwärts weiter und bedrohte vor allem die Stadt Komarno an der ungarischen Grenze. Todesopfer infolge des Hochwassers waren entgegen vereinzelten Medienberichten in der Slowakei bisher keine zu beklagen, teilte das Innenministerium mit.

Hitzacker muss nicht geräumt werden

14.30 Uhr: Die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers (Elbe) muss vorläufig doch nicht geräumt werden. Es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden, sagte ein Sprecher des Kreises Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen am Freitag. Von der Evakuierung seien rund 250 Menschen betroffen. Wer jetzt sein Haus verlassen will, mache das freiwillig. Zunächst sollte die Altstadt bis Sonntagmittag evakuiert werden. Die Insel darf allerdings von Samstag an nicht mehr von Menschen betreten werden, die dort nicht wohnen.
Bereits am Freitag wurde sie für den Autoverkehr gesperrt. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.

14.10 Uhr: Auch in Lübben im Landkreis Dahme-Spreewald sind die Wasserstraßen frei. Der Fährverkehr läuft normal.

13.50 Uhr: Die Helfer in den deutschen Hochwassergebieten bekamen am Freitag eine freundliche Aufmunterung aus Tunesien. Ministerpräsidenten Ali Larayedh brachte zu seinem Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zwei Tonnen Datteln für die Männer und Frauen in den Flutgebieten mit. Merkel sicherte zu, die Datteln nun über das Technische Hilfswerk (THW) verteilen zu lassen.

13.20 Uhr: Das Wetter könnte erneut für ein Verschärfung der Lage sorgen. Den überfluteten Regionen in Bayern und Sachsen drohen neue, schwere Regenfälle. Tief „Ira“, das am Freitag über Frankreich lag, zieht ostwärts und bringt vor allem der Südhälfte Deutschlands ein Wochenende mit heftigen Gewittern. Ergiebiger Platzregen, Sturmböen und Hagel seien möglich, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag voraus.

Aller Voraussicht nach werde es Unwetterwarnungen für einige Regionen geben. Wo genau die Gewitter sich bilden, sei nicht klar. „Je weiter südlich, desto größer ist die Gefahr“, sagte Paetzold. Die Regenmengen sollen aber nicht mehr so gewaltig ausfallen wie in den vergangenen Tagen. Ob aber die Pegelstände der Flüsse zügig sinken, ist fraglich. Die Böden können nicht mehr viel Wasser aufnehmen - sie sind nach Angaben des DWD schon so nass wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das verschärft die Hochwassersituation.

Von den insgesamt rund 23 Billionen Litern Wasser, die über Deutschland vom 20. Mai bis zum 2. Juni niedergingen, hatte Bayern nach Berechnungen des DWD mit 8,3 Billionen Litern den größten Teil abbekommen. In Sachsen summierte sich der Regen an den vier Tagen auf 2,5 Billionen Liter, in Thüringen auf 1,43 Billionen und in Hessen auf 1,2 Billionen Liter. Das Temperaturniveau verspricht ein sommerliches Wochenende bei 18 bis 26 Grad, und nördlich der Mittelgebirge auch viel Sonnenschein, für den Hoch „Therese“ sorgt. Am Montag wird es im Süden noch regnen, aber danach setzt sich auch dort Sonnenhoch „Therese“ durch.

Am Burger Spreehafen fährt der Kahn doch

13.00 Uhr: Der Hafenmeister des Spreehafens in Burg bekam den ersten Anruf um 5.30 Uhr. Ein Tourist wollte wissen, ob am 27. September in Burg noch Hochwasser ist. Kaum hatte sich der Mann von dem Schock erholt, folgten bis 08.00 Uhr weitere 41 Anrufe mit Anfragen zu Prognosen zum zukünftigen Pegelstand. Dabei ist es in Burg im Oberspreewald noch immer problemlos möglich Kahn zu fahren. Am Freitagmittag stieg beispielsweise Manfred Schinz aus Düsseldorf mit seiner Frau und vielen Freunden einem großen Kahn. "Wir hatten eine wunderbare Fahrt bei strahlendem Sonnenschein", sagte er. Eigentlich war die Gruppe mit dem Rad unterwegs. Das einige was die Gruppe bedauert ist, dass sie nicht auf dem Spreedamm zurück nach Cottbus fahren können. Diese ist seit heute Morgen für alle Radfahrer gesperrt.

Die Fährleute in Burg versuchen indessen die falsche Meldung, wonach der gesamte Spreewald vom Hochwasser betroffen ist, zu berichtigen. In Burg und auch in Lübbenau ist das Kahnfahren noch möglich. Spreeabwärts, vor allem im Landekreis Dahme-Spree, ist die aber Situation schwieriger. Der Kahnfährmann Wolfgang Richter, dessen Frau Besitzerin der Gaststätte "Hafeneck" ist, leiht aber am Freitag keine Paddelboote aus. " Man kommt damit zwar die Spree runter. Aber aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit nicht mehr zurück", sagte er.

Der Fährhafen in Alt-Zauche ist im Gegensatz dazu verlassen. Hier, auf dem sogenannten Nordumfluter, ist keinerlei Kahnfahrt mehr möglich.

12.40 Uhr: In Magdeburg steigt das Hochwasser der Elbe deutlich schneller und vermutlich höher als erwartet. Aktuelle Prognosen gingen davon aus, dass ein Höchststand von 7,30 Metern erreicht werden könnte, berichtete Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Bislang waren für Sonntag 7,20 Meter erwartet worden. Am Freitagvormittag zeigte laut Trümper in Magdeburg ein Pegel 7,11 Meter, 6,90 Meter waren vorhergesagt. Normal sind für die Elbe in Magdeburg knapp 2 Meter. Der Hochwasserscheitel werde voraussichtlich fünf Tage anhalten.
Diese Zeit durchzuhalten, sei die Herausforderung, sagte der Oberbürgermeister. Um ein Überlaufen eines Deiches am Umflutkanal in Höhe des Ortsteils Pechau zu verhindern, werde er derzeit erhöht und verstärkt. Trümper sagte, es seien für Magdeburg 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten angefordert worden.

12.30 Uhr: Die vom Hochwasser betroffenen Länder fordern mehr Geld vom Bund und der EU für die Zeit nach der Flut. „Wir werden für die Beseitigung der Schäden und den Wiederaufbau erhebliche Summen benötigen“, sagte Thüringens Regierungschefin, Christine Lieberknecht (CDU), am Freitag im Bundesrat. Die bislang zur Verfügung stehenden Mittel reichten dafür nicht aus. Nötig sei deshalb auch Hilfe von der Europäischen Union. Der Bund und die übrigen Länder seien ebenso gefordert.

12.20 Uhr: Aus Sicht Österreichs hat deutsches Missmanagement beim Hochwasserschutz die Katastrophe verstärkt. Er wolle nicht direkt von Fehlern sprechen, aber: „Ich glaube, es waren langfristige Fehlentwicklungen, die auch teilweise vorher Experten mitgetragen haben“, sagte der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) vor dem Treffen der EU-Energieminister am Freitag in Luxemburg. Das Donau-Hochwasser hatte in den vergangenen Tagen eine Schneise der Verwüstung durch Österreich geschlagen. Zahlreiche Orte standen unter Wasser, tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Am Freitag entspannte sich die Lage weiter, in immer mehr Orten begannen die Aufräumarbeiten.

12.05 Uhr: Nachdem in Sachsen-Anhalt viele Menschen wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten, hält die Polizei dort verstärkt Ausschau nach Plünderern. Noch sei in keine Wohnung eingebrochen worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Magdeburg und bestätigte damit einen Bericht der „Magdeburger Volksstimme“ am Freitag. In den besonders stark von den Fluten betroffenen Gebieten an der Saale patrouillierten seit Tagen Polizeikräfte.

Bund und Länder fordern mehr Hilfe für die Flutopfer

11.50 Uhr: Der Schaden durch die Flut für die deutsche Wirtschaft wird nach Befürchtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK mehr als elf Milliarden Euro betragen. „2002 betrug der durch das Hochwasser hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden rund 11 Milliarden Euro. In einigen Regionen dürfte das Ausmaß der Schäden eher größer sein als 2002“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der „Rheinischen Post“ (Freitag). Die Lage sei aber noch zu unübersichtlich, um das Ausmaß der Schäden abschließend beziffern zu können. Wichtig sei jetzt, den Betrieben schnell und unbürokratisch zu helfen.

11.40 Uhr: Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat an die Versicherungswirtschaft appelliert, den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen den Versicherungsschutz nicht zu verwehren. „Sprechen sie keine Schadensfallkündigung aus“, appellierte Tillich am Freitag im Bundesrat an die Versicherungswirtschaft. „Wir wollen weiter pulsierende Innenstädte“, sagte Tillich mit Blick auf die in Flussnähe liegenden, hochwasserbedrohten Orte. Die DDR habe die Innenstädte verfallen lassen. Es könne nicht sein, dass sich die dortigen Häuser jetzt nicht versichern ließen.

11.30 Uhr: In Tschechien hat sich die Hochwasserlage deutlich entspannt. Die Pegelstände gingen am Freitag kontinuierlich an allen Flüssen im Einzugsgebiet von Elbe und Moldau zurück, wie der Wetterdienst in Prag mitteilte. Der Wasserstand in der hart getroffenen Industriestadt Usti (Aussig) schwankte am Morgen knapp über der Zehn-Meter-Marke. Mit den Aufräumarbeiten kann dort nach Angaben der Behörden frühestens am Sonntag begonnen werden.
Bis im Land alle Schäden beseitigt sind, könnten nach Einschätzung von Präsident Milos Zeman zwei Jahre vergehen. In Prag waren alle U-Bahn-Linien wieder in Betrieb. Stationen am Ufer wurden von den Zügen jedoch ohne Halt durchfahren. Angekündigte Niederschläge bereiteten Sorge. „Die Rückhaltefähigkeit der Landschaft ist praktisch gleich null“, teilte Ministerpräsident Petr Necas mit.
Vielerorts waren Straßen und Zufahrtswege überschwemmt. „Wir sind eine trockene Insel in einem Meer“, sagte die Bürgermeisterin von Theresienstadt (Terezin), Ruzena Cechova, der Agentur CTK. Doch in einem Vorort der früheren Festung standen 50 Häuser rund einen Meter tief unter Wasser.

11.12 Uhr: Der Bundesrat hat seine Solidarität mit den Opfern der Hochwasserkatastrophe bekundet. Die betroffenen Menschen müsstsen schnell und unbürokratisch Hilfe bekommen, sagte der Präsident der Länderkammer, Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne), am Freitag in Berlin. Er dankte den Einsatzkräften und freiwilligen Helfern, die seit Tagen gegen die Wassermassen ankämpfen. „Ihr Einsatz ist Ausdruck gelebter Solidarität“, betonte Kretschmann.

11.00 Uhr: Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund will für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Ost- und Süddeutschland mindestens 100 000 Euro spenden. Laut Vereinsangaben von Freitag werden der BVB und seine Stiftung „leuchte auf“ einen Teil der Eintrittsgelder vom Saison-Eröffnungsspiel am 6. Juli der Kinderhilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ überreichen.

10.48 Uhr: Die Hochwasserlage in der Stadt Bitterfeld in Sachsen-Anhalt hat sich am Freitagvormittag zugespitzt. In Lautsprecherdurchsagen wurden die Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Der Katastrophenstab warnte davor, dass große Wassermassen aus einer Bruchstelle an einem Damm am Seelhausener See zuerst in den Goitzschesee und dann in die Stadt strömen könnten. Bundeswehrhubschrauber werfen aus der Luft Sandsäcke auf den gebrochenen Damm, um die Lücke wieder zu schließen.

10.45 Uhr: An der bayerischen Donau bleibt die Hochwasserlage kritisch. Im Raum Deggendorf stand das Wasser am Freitagmorgen bei 7,60 Meter, durchweichte Dämme drohten zu brechen. In Passau meldete die Stadt hingegen weiter leicht zurückgehendes Wasser. Wie der bayerische Hochwassernachrichtendienst berichtete, registrierten noch 41 von 239 bayerischen Pegeln Hochwasser. Vor allem an der Donau in Niederbayern blieb es bei der höchsten Meldestufe 4.

10.35 Uhr: Das Hochwasser der Elbe ist in den ersten sächsischen Städten auf dem Rückzug. In Dresden wurden niedrigere Wasserstände gemessen, gleichzeitig bedrohte die Flut weiterhin Häuser und Deiche. In der Landeshauptstadt musste am frühen Freitag ein Teil der Leipziger Straße gesperrt werden, da ein Haus einzustürzen drohte. „An dem Mehrfamilienhaus wurden Risse festgestellt, Statiker sollen es heute untersuchen“, sagte ein Stadtsprecher. Die niedrigeren Pegelstände stimmten zwar optimistisch, die Situation an den zum Teil durchweichten Deichen sei aber weiterhin problematisch. Am Donnerstag hatte die Elbe in Dresden bis zu 8,76 Metern erreicht, am Freitagmorgen stand sie bei 8,60 Metern. Normal sind knapp zwei Meter. Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Sachsen bisher rund 16 000 Menschen in Sicherheit gebracht. Der hohe Wasserstand könne noch vier bis fünf Tage anhalten, hieß es.

10:25 Uhr: In Mühlberg (Elbe-Elster) hofft man weiter, dass der Scheitel heute Mittag erreicht wird und dass der Fluss nicht, wie befürchtet, die 10-Meter-Marke ansteigt, sondern sich unterhalb der Deichunterkante stabilisiert. Allerdings wird auch dieser hohe Wasserstand einige Stunden, wenn nicht einige Tage anhalten. Es wird gehofft, dass die Deiche nicht weichen. Eine Entwarnung gibt es daher für Mühlberg noch nicht.

10.10 Uhr: An der Schwarzen Elster bei Herzberg wurden bereits zwei defekte Deichabschnitte notdürftig repariert. Trotzdem droht immer noch ein Wohngebiet zu überfluten. Auch in Bad Liebenwerda ist die Gefahr der Überschwemmung noch nicht vorüber.

09.50 Uhr:  In Ungarn steigt der Wasserstand der Donau weiter an. Bei Nagybajcs unweit der Grenze zu Österreich wurde in der Nacht zum Freitag ein Pegelstand von 8,79 Metern gemessen. Damit lag dieser um vier Zentimeter über dem bisherigen, im Jahr 2002 gemessenen Höchststand, berichtete die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die Landeswasserbaudirektion OVF. Die Scheitelwelle des Donau-Hochwassers soll den Berechnungen zufolge am Freitag in Ungarn eintreffen und am Wochenende die Hauptstadt Budapest erreichen.

Bereits seit Tagen sind tausende Soldaten und freiwillige Helfer im Einsatz, um Dämme und Uferanlagen mit Sandsäcken zu verstärken und mobile Schutzdämme zu errichten.

09.40 Uhr: Die Situation in Cottbus (Spree) ist weiterhin kritisch. Derzeit gibt es an den Deichen der Spree 27 gefährdete Stellen. Die Stadtverwaltung hat alle Bürger dazu aufgerufen die Uferbereiche zu meiden. Dort bestehe Lebensgefahr. Viele Brücken in der Stadt sind gesperrt. Eine zusätzliche Gefahr geht von dem Treibgut in der reißenden Spree aus.

In Magdeburg erreicht der Wasserpegel der Elbe einen Rekordstand

09.20 Uhr: Das Elbehochwasser ist in Magdeburg auf einen Rekordstand geklettert. Am Freitagmorgen wurde an der Strombrücke erstmals die Marke von 7,00 Meter überschritten, wie die Stadt mitteilte. Der Hochwasserscheitel wird weiterhin für Sonntag erwartet und soll 7,20 Meter betragen. Am Freitag zeigte der Pegel allerdings schon 10 Zentimeter mehr an als prognostiziert. Tausende Helfer versuchten in und um Magdeburg, Deiche gegen die Wasserflut zu verstärken. Normal sind für die Elbe in Magdeburg knapp 2 Meter.

09.05 Uhr: In Mühlberg (Elbe-Elster) wird im Laufe des Tages die Scheitelwelle der Elbeflut erwartet. Am frühen Morgen lag der Pegelstand des Flusses bei 9,86 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 war der Fluss auf 9,98 Meter gestiegen. Die Stadt ist inzwischen weitestgehend evakuiert. In der Nacht wurden schadhafte Stellen im Deich abgedichtet - ob sie halten, wird sich in den nächsten 24 Stunden zeigen, hieß es.

09.00 Uhr: An der Neiße hat sich die Lage inzwischen entspannt. Die Hochwasserstufe 3 wurde wieder zurückgenommen. In den Grenzstädten Forst und Gruben ist die Lage stabil. Der Krisenstab des Landkreises Spree-Neiße hat am Donnerstagabend die Arbeit eingestellt.
Auch in der Stadt Spremberg an der Spree hat sich die Lage wieder entschärft. Seit Donnerstagmittag sinkt der Pegelstand. Das Bürgertelefon wurde inzwischen wieder eingestellt. "Zwar ist die Spree in Spremberg immer noch sehr hoch, aber man geht derzeit davon aus, dass die Deiche halten", sagte eine Sprecherin des Landkreises Spree-Neiße.

08.45 Uhr: Das Hochwasser der Spree führt zu einer teilweisen Sperrung der Fließe für Kanus und Touristen-Kähne. So will der Landkreis Dahme-Spreewald auf dem Abschnitt zwischen der Ragower Kahnfahrt und Leibsch im Unterspreewald ab Sonnabend ein Fahrverbot durchsetzen. Die hohe Wasserführung an Wehranlagen und anderen engen Stellen führe zu erheblichen  Strömungsgeschwindigkeiten, so dass hier akute Lebensgefahr besteht. Auch einige Radwege, die auf den Deichen verlaufen, wurden gesperrt. In Lübbenau war am Freitagvormittag noch nichts von Sperrungen bekannt.

08.30 Uhr: Der Pegelstand der Elbe hat in Magdeburg die Marke des Hochwassers von 2002 überstiegen. Nach Angaben des Innenministeriums wurde der Höchststand von 6,72 Metern beim damaligen Jahrhunderthochwasser am Donnerstagabend überschritten. Inzwischen liegt er bei 6,97 Metern. Er soll weiter steigen.

08.10 Uhr: Die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland führt auch zu Behinderungen im Fernbahnverkehr. Wegen Gleissperrungen im Bereich Wittenberg werden die Züge zwischen Berlin und Leipzig über Dessau umgeleitet und sind eine Stunde länger unterwegs, wie die Deutsche Bahn in der Nacht zum Freitag mitteilte. Auch die Fahrzeiten auf der Strecke Magdeburg-Leipzig und in der Gegenrichtung verlängern sich. Die Bahn hat eine kostenlose Hotline zu den Auswirkungen des Hochwassers auf den Bahnverkehr eingerichtet.

07.52 Uhr: In Sachsen hat das Elbe-Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht. In Dresden verharrte der Fluss am Donnerstag stundenlang bei 8,76 Metern. Die Behörden hatten einen Höchststand um die neun Meter geschätzt. Am frühen Freitagmorgen war die Situation in der Stadt nach Angaben eines Sprechers stabil. Laut Tagesschau sinke der Pegel in der Stadt erstmals wieder.

07.35 Uhr: In Niedersachsen hoffen die Menschen wieder: Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet. In der besonders bedrohten Kleinstadt Hitzacker werden nun für Dienstag und Mittwoch Höchststände von 7,65 Metern erwartet - 1,15 Meter weniger als noch vor zwei Tagen.

07.20 Uhr: Der Druck auf die Dämme in Halle sinkt, bleibt aber nach Angaben des Krisenstabs der Stadt enorm hoch. Am Morgen ging der Pegelstand in Halle-Trotha auf 7,45 Meter zurück. Das waren fast zehn Zentimeter weniger als in der Nacht. Die Entwicklung sei insgesamt positiv, die Lage stabil aber weiter sehr ernst. Nach wie vor müssten der Passendorfer und der Gimritzer Damm starkem Druck standhalten. Bisher halten die Deiche jedoch.

Die Flussaue der Elbe vor der Lutherstadt Wittenberg ist völlig überschwemmt.
Die Flussaue der Elbe vor der Lutherstadt Wittenberg ist völlig überschwemmt.

© dpa

07.00 Uhr: Mit zerstörerischer Kraft bedroht das Hochwasser jetzt den Norden Deutschlands. Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg rüsteten sich für die anrollenden Wassermassen, die im Süden und Osten bereits große Verwüstungen angerichtet haben. In Sachsen-Anhalt starb ein Mann nach einem Zusammenstoß mit einem Sandsacktransporter.

In Sachsen-Anhalt ist die Lage weiter ernst. Der Pegelstand der Saale in Halle sank weiter, wie der Krisenstab des Innenministeriums mitteilte. Die Lage sei aber nach wie vor bedenklich. Im Kampf gegen die Wassermassen kam am Donnerstagabend in Wittenberg ein 74 Jahre alter Mann ums Leben. Er wurde von einem Baufahrzeug erfasst, das im Sandsäcketransport im Einsatz war.

Die Lage in den hochwassergefährdeten Gebieten an der Elbe hat sich leicht entspannt. Im Landkreis Lüneburg waren in der Nacht zum Freitag erneut Hunderte Helfer im Schichtdienst im Einsatz. Nun hätten aber fast alle Deiche die erforderliche Höhe. „Jetzt heißt es, den Status Quo zu halten und die weitere Entwicklung abzuwarten“, sagte Sigrid Ruth vom Einsatzstab des Landkreises am Freitag. Bereits eine halbe Million Sandsäcke seien im Kreis Lüneburg gefüllt worden. Voraussichtlich Dienstag wird die Elbeflut in Niedersachsen ihren Höchststand erreichen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Menschen in den Flutgebieten erneut Unterstützung zu. „Ich glaube, dass man sich darauf verlassen kann, dass das Menschenmögliche getan wird“, sagte sie bei einem Besuch in der Chemiestadt Bitterfeld.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte am Donnerstag in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, die von der Kanzlerin angekündigte Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro werde „sicher nicht das letzte Wort sein“. (mit dpa/AFP)

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