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Panorama: Hochwasser: Warschauer in Party-Stimmung

Der einen Leid, der anderen Freud: Während die Hochwasserkatastrophe an der Weichsel zehntausende von Menschen im Süden und Osten Polens um ihre Existenz bangen lässt, hat der steigende Wasserpegel bei den Bewohner der Hauptstadt Warschau für launige Party-Stimmung gesorgt. Tausende von Schaulustigen säumten in der Nacht zum Dienstag in der 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole die Flussgestade und Brücken, um sich an überfluteten Ausflugsterassen und Uferwiesen zu ergötzen.

Der einen Leid, der anderen Freud: Während die Hochwasserkatastrophe an der Weichsel zehntausende von Menschen im Süden und Osten Polens um ihre Existenz bangen lässt, hat der steigende Wasserpegel bei den Bewohner der Hauptstadt Warschau für launige Party-Stimmung gesorgt. Tausende von Schaulustigen säumten in der Nacht zum Dienstag in der 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole die Flussgestade und Brücken, um sich an überfluteten Ausflugsterassen und Uferwiesen zu ergötzen. Bis auf den letzten Platz waren diejenigen Terrassen besetzt, denen dank ihrer höheren Lage eine Überschwemmung erspart blieb. Statt donnernder Blechkarossen bevölkerten in der lauen Sommernacht Heerscharen von Hochwassertouristen die mehrspurige Ausfallstraße am östlichen Weichselufer.

Auch die Evakuierungspläne des stellvertretenden Zoo-Direktors Wlodzimierz Konrad für die vierbeinigen Bewohner des flußnahen Tiergartens sorgten in der Weichselmetropole am Dienstag eher für Heiterkeit. So hatte Konrad darauf verwiesen, dass die Giraffen wegen ihrer Länge bei einer Überflutung des Zoos "relativ sicher" seien. Zahlreiche Zoobesucher hätten schon telefonisch angeboten, vorübergehend ein Tier aufzunehmen, falls der Zoo beim Eintreffen der zweiten Flutwelle am Mittwoch doch noch evakuiert werden sollte, berichtete der Zoodirektor begeistert.

Während in Warschau die Deiche die erste Flutwelle trotz des Überschreitens des Alarmpegels um 55 Zentimeter zunächst offenbar unbeschadet überstanden haben, verschärfte sich die Situation in den Notstandsgebieten Südostpolens am Dienstag erneut. In der Region um Kamien, 150 Kilometer südlich der Hauptstadt, wo am Dienstag weitere Deiche brachen, müssen nun möglicherweise 10 000 Menschen evakuiert werden. Während die zuständigen Behörden den Ausbruch von Epidemien befürchten, weigern sich viele Anwohner aus Angst vor Diebstählen und Plünderungen, ihre überfluteten Häuser zu verlassen. Wie die deutsche Botschaft in Warschau am Dienstag mitteilte, hat die Bundesregierung inzwischen das Technische Hilfswerk beauftragt, in Polen Katastrophenhilfe zu leisten. Auch Dänemark hat bereits Rettungskräfte in die Notstandsgebiete entsandt.

Die Diakonie-Katastrophenhilfe der evangelischen Kirche stellte für die Opfer 200 000 Mark zur Verfügung. Damit soll in Zusammenarbeit mit der Diakonie Warschau und der Diakonie Breslau beim Entschlammen der Felder, beim Reparieren und Säubern der Häuser und bei Aufräumarbeiten geholfen werden. Der Arbeiter-Samariter-Bund in Köln und die polnische Samaritergesellschaft lieferten Decken, Kleidung und Hygieneartikel an die Überschemmungsopfer nach Zakliczyn.

Thomas Roser

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