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Panorama: Hochzeit: Wer die Liebe lebt

Wenn am Sonnabend der künftige König und seine Braut nach der Trauung im offenen Wagen durch die Innenstadt fahren, werden ihre Untertanen jubelnd am Straßenrand stehen und die königliche Familie feiern. Innerlich jedoch, das zeigen Umfragen, haben sich viele Norweger von der Monarchie abgewandt.

Wenn am Sonnabend der künftige König und seine Braut nach der Trauung im offenen Wagen durch die Innenstadt fahren, werden ihre Untertanen jubelnd am Straßenrand stehen und die königliche Familie feiern. Innerlich jedoch, das zeigen Umfragen, haben sich viele Norweger von der Monarchie abgewandt. Der Grund für die Popularitätskrise: Mette-Marit Tjessem Hiby, allein erziehende Mutter mit bewegter Vergangenheit und Verlobte von Kronprinz Haakon.

"Die Verfechter einer Republik haben allen Grund, sich zu freuen", sagt der Politologe Carl-Erik Grimstad. Die Popularität der königlichen Familie ist dramatisch gefallen. Seit dem Zweiten Weltkrieg standen kontinuierlich 80 bis 95 Prozent der Bevölkerung hinter der Monarchie, jetzt sind es nur noch 58 Prozent. Traditionell galt die köngliche Familie als Symbol für Norwegens Freiheit und Einigkeit, seit sie 1905 durch Volkes Willen auf den Thron kam. Jetzt muss sie fürchten, den Rückhalt im Volk zu verlieren.

Schuld daran soll Mette-Marit sein. Mit ihrem Lebenslauf scheinen sogar die toleranten Norweger überfordert. Vor ihrem Studium der Sozialanthropologie arbeitete die Bürgerliche, deren Mutter Bankangestellte und deren Vater Rentner ist, unter anderem als Erdbeerpflückerin, Kellnerin oder Verkäuferin. Während das uneheliche Kind wohl kaum Aufmerksamkeit erregt in einem Land, in dem die meisten Kinder außerehelich geboren werden, sorgt der Vater des Kindes für Stirnrunzeln: Mehrfach verurteilt wegen Gewalttätigkeit, Trunkenheit am Steuer und Kokainbesitz, bringt er viele zum Nachdenken über den früheren Lebenswandel ihrer zukünftigen Königin. Die gehörte Anfang der Neunziger zu der für Drogenkonsum und wilde Parties bekannte House-Musik-Szene Oslos.

Für viele Royalisten geht das zu weit: "Die Mitglieder der königlichen Familie von heute wissen nicht mehr, was von ihnen erwartet wird", empört sich einer in einem Diskussionforum im Internet. "Die Leute wollen die Demokratie, aber auch eine Institution, die sie bewundern können, die Glanz ausstrahlt. Aber die nächste Generation von Königen will nicht mehr königlich sein." In einer Umfrage im April sprachen sich 51 Prozent der Norweger für ein Referendum im Jahre 2005 über die Zukunft der Monarchie aus. Grimstad hält es allerdings für wahrscheinlicher, dass die königliche Familie abdankt, wenn sie die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung verliert.

Manche fürchten, der endgültige Todesstoß für die norwegische Monarchie könnte von Haakons älterer Schwester, Prinzessin Märtha Luise, geführt werden, sollte sie ihre Beziehung zu dem Schriftsteller Ari Behn legalisieren: Behn ist Autor einer Dokumentation über Las Vegas, in der Prostituierte vorkommen, die Kokain schnupfen.

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