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Panorama: Höhlendrama: Mit einem Knall gerettet

Die nach fast drei Tagen des Ausharrens in einer Höhle im französischen Jura geretteten Schweizer waren bis zuletzt auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Wegen des andauernden Hochwassers in dem unterirdischen Gang war die Bergung immer weiter hinausgeschoben worden.

Die nach fast drei Tagen des Ausharrens in einer Höhle im französischen Jura geretteten Schweizer waren bis zuletzt auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Wegen des andauernden Hochwassers in dem unterirdischen Gang war die Bergung immer weiter hinausgeschoben worden. Schließlich brachten die Rettungskräfte die Wassermassen am Abend mit einer gezielten Sprengung zum Abfließen.

Am Freitag waren die Studenten im Alter von 20 bis 30 Jahren überraschend lebend entdeckt worden. Vier bis sechs Zentimeter sinke der Wasserspiegel pro Stunde, hatte der Präfekt des Departements Doubs, Alain Gehin, am Samstagmittag mitgeteilt. Für eine Bergung ohne Tauchgang war ein Wasserrückgang von noch 120 Zentimetern notwendig. Zunächst war mit Hilfe von zusätzlichen Wasserpumpen und dem Einsatz von Dynamit versucht worden, das Abfließen des Wassers zu beschleunigen. Das gelang jedoch nur unzureichend.

Zum Thema Hintergrund: Wasser macht Höhlen oft zur Falle - dramatische Rettungsaktionen Inzwischen harrten die Eingeschlossenen rund 75 Meter vom Höhleneingang in einer trockenen Nische aus. Taucher rüsteten sie mit Nahrung, trockener Kleidung und einem geheizten Zelt aus. Auch wurde eine Telefonleitung zur Außenwelt installiert. Die Eingeschlossenen wurden von einem Arzt betreut, der mit einem Taucher zu ihnen vorgedrungen war. Der Arzt betreute sie sowohl medizinisch wie auch psychologisch, um Ängste zu bekämpfen. Den Berichten zufolge waren die Eingeschlossenen guter Dinge, von Panik keine Spur.

Keiner wollte für eine Rettung ein unnötiges Risiko eingehen. "Wir wollten sie unter den bestmöglichen Bedingungen rausholen", sagte der Unterpräfekt von Montbéliard, Bernard Fraudin. Und die bestmöglichen Bedingungen hieß: Pumpen und warten, bis der Wasserpegel so weit sinkt, dass sich eine riskante Tauchaktion vermeiden lässt.

Theoretisch hätten die Eingeschlossenen - ausgerüstet mit einem Sauerstoffgerät und an der Hand eines Profi-Tauchers - schon früher durch diese wassergefüllten Höhlenstrecken geführt werden können. Sie hätten an der entscheidenden Stelle nur wenige Meter tauchen müssen. "Das wäre allerdings eine hochgefährliche Angelegenheit gewesen", sagt Walter Dold, Ausbilder für Höhlentaucher und Kursdirektor der Europäischen Höhlentaucherorganisation ATEC in Binzen. Denn das Wasser ist trüb. In der Höhle herrscht eine Strömung. Und die Studenten haben keine Taucherfahrung. "Die größte Gefahr dabei wäre, dass sie ihr Atemgerät verlieren", sagt Dold. "Und dann genügt in der Panik ein Atemzug, um zu ertrinken."

Indes gerät der Chef der Firma "Altamira", Valentin Vonder Mühll, zunehmend in die Kritik. Die Studenten sind Teilnehmer eines Kurses zum Thema "Erlebnispädagogik", den seine Firma anbietet. Dabei geht es darum, Grenzen kennen zu lernen und Gruppenverhalten einzuüben. Vonder Mühll sagte, am Mittwoch bewusst das Ende des Gewitters abgewartet zu haben.

Fachleute aber halten das für eine skandalöse Ausrede: Der Anstieg des Wasserpegels erfolgt in Höhlen nämlich immer erst nach Stunden. Dies hätte auch der Veranstalter wissen müssen.

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