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Panorama: Hoffnung in L.A.

Noch immer wüten in Kalifornien die schlimmsten Waldbrände seit Jahren – doch lassen die Wüstenwinde nach, welche die Flammen vorantreiben

Los Angeles (dpa). Nach tagelangem vergeblichem Kampf gegen das Feuerinferno in Südkalifornien haben die Helfer am Dienstagmittag (Ortszeit) erstmals etwas Hoffnung geschöpft. Die heißen Wüstenwinde, die das Flammenmeer seit dem Wochenende vorantrieben, flauten ab. Kühlere Temperaturen halfen den rund 8000 Feuerwehrleuten bei der Bekämpfung von zehn großen Bränden. „Heute könnten wir eine Menge Fortschritte machen“, prophezeite Mark Kyllingstad von der Feuerwehr in Los Angeles. Die bisher unkontrolliert tobenden Flammen, die schlimmsten Brände seit Jahren, haben binnen weniger Tage in Südkalifornien riesige Landstriche verwüstet. Mindestens 15 Menschen starben bis zum Dienstag durch die Feuerwalze. Eine Fläche von der Größe der drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen wurde zerstört.

Trotz der Wetterbesserung blieb die Situation weiter kritisch. Vor allem im Raum San Diego und nördlich von Los Angeles bedrohten die Flammen größere Wohngebiete. Feuerwehrleute in San Diego äußerten die Befürchtung, dass sich zwei Brandherde zu einer riesigen Flammenwand verbinden könnten. Dies würde einen „nicht aufzuhaltenden Hurrikan aus Feuer“ schaffen, zitierte die „Los Angeles Times“ einen Helfer.

Gouverneur Gray Davis prophezeite einen Milliardenschaden, der frühere Brände weit übertreffen könnte. Präsident George W. Bush erklärte die am stärksten betroffenen Regionen zu Katastrophengebieten.

Wie die nationale Feuerbehörde mitteilte, wurden bis zum Dienstag über 2000 Quadratkilometer verbrannt. Der seit dem Wochenende tobende Feuersturm vernichtete bislang mehr als 1500 Häuser. Bis zu 30 000 Häuser sind nach Berichten des örtlichen Radiosenders KCBS akut von den Flammen bedroht. Mit Bushs Entscheidung, die vier am stärksten betroffenen Regionen zum Katastrophengebiet zu erklären, können die geschädigten Kalifornier nun auf schnelle Finanzhilfen hoffen. Experten gehen davon aus, dass es der teuerste Brand in der Geschichte Kaliforniens wird. Der bisher teuerste, 1991 im nordkalifornischen Oakland, hatte den Staat über 1,75 Milliarden Dollar gekostet.

Der Flugverkehr nach Los Angeles und San Diego verlaufe jetzt wieder fast normal, gaben Behörden am Dienstag bekannt. In den vergangenen Tagen mussten viele Flüge, unter anderem wegen starker Rauchentwicklung, abgesagt werden. Die Gesundheitsbehörde riet vor allem Älteren, Kindern und Kranken, die rauchverhangenen Gebiete zu meiden. Der Bürgermeister von San Diego beschrieb die Luftqualität als „schrecklich“. Die Anwohner erhielten die Anweisung, sparsam mit Wasser und Strom umzugehen. 80 000 Menschen waren zeitweise ohne Elektrizität, weil Strommasten von den Flammen zerstört wurden.

Mindestens zwei der Feuer werden von der Polizei auf Brandstiftung zurückgeführt. Im Bezirk von San Bernardino sucht die Polizei zwei junge Männer, die den Anwohnern kurz vor Ausbruch des Feuers aufgefallen waren. In der Nähe von San Diego sei ein Mann festgenommen worden, sagte die Polizei. Dabei soll es sich um einen Jäger handeln, der sich verirrt hatte und ein Signalfeuer entzündete, um so gefunden zu werden. Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Steve Cooley, verglich Brandstifter mit „Terroristen“ und forderte entsprechend hohe Strafen.

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